• Alena Lachmann
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Sunntigsmimpfeli: Basler Stadtrundgang vor einem halben Jahrhundert

In unserem heutigen Sunntigsmimpfeli zeigen wir Ihnen einen Spaziergang durch Basel der eher ungewöhnlichen Art. Folgen Sie uns in eine andere Zeit, mit Ein- und Ausblicken die damals aus Sicht der Stadt-Obrigkeit den scheinbar typischen Bebbi bewegt haben. Zurecht, oder wie man schnell entdeckt auch völlig ohne Grund.

Der Gesamtplan

Der Film „Der Gesamtplan“ wurde von der Regierung Basels in Auftrag gegeben. Es ist ein Propagandafilm, der die Bevölkerung auf die Notwendigkeit der koordinierten Stadtplanung aufmerksam machen sollte.

 Das Vorhaben „Stadtplanung“ begann in den 50er Jahren: Eine Gruppe von Basler Ingenieuren und Architekten erstellte eine Vision, der soziologische, verkehrstechnische sowie städtebauliche Aspekte Basels berücksichtigte. Sie sollte aufzeigen, wie sich die Stadt geordnet und gesund vergrössern und entwickeln konnte. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges rückte das Thema Stadtplanung immer mehr in das Bewusstsein der Menschen. Die Wirtschaft boomte, Bedürfnisse nach neuer Infrastruktur und Gebäuden wuchsen mit hoher Geschwindigkeit. Aufgrund der rasanten Entwicklung war die Gefahr gross, dass übereilt gehandelt wurde. Man befürchtete, die neuen Bau-Projekte würden nicht mit der nötigen Weitsicht ausgeführt. Eine Lösung erhofften sich die staatlich eingesetzten Experten von einer langfristigen Stadtplanung. Das Ziel: Die Stadt zu modernisieren, unter Rücksicht auf Bestehendes, mit forschem Blick in die Zukunft. Dieses Vorhaben galt als sehr innovativ: Es war schweizweit der erste solche Plan - eine Stadt wurde als lebendiges Ganzes untersucht. 

Dichtestress gestern und heute

Hätte in den 70er-Jahren das Wort „Dichtestress“ schon bestanden, es wäre wohl schon damals überall aufgetaucht. Wer denkt, die Angst vor überfüllten Städten mit vollgepfropften Mietskasernen sei ein neues Phänomen, irrt. Diese Sorge taucht spätestens seit Mitte des letzten Jahrhunderts periodisch immer wieder auf und schaut nie aktueller gewesen zu sein als zur heutigen Zeit.

Die Thematik der alten Bilder, welche uns heute zum Thema „Dichtestress“ präsentiert werden, unterscheiden sich in einzelnen Bereichen nur marginal von der Gegenwart. „Die Stadt wächst, wächst – braucht Platz, schafft sich Platz“ so verkündet eine dramatische Stimme im Film. Illustriert wird das ganze durch düstere Bilder von scheinbar endlos hohen Hochhäusern und dramatischer Musik. Man erfährt im Film, dass Basel im Jahr 1900 noch 111'000, 1965 schon 208'000 und im Jahre 1965 gar 237'000 Einwohner hatte. So stellt man sich im Film die bange Frage: Wie schlimm wird es noch werden? Wie viele Einwohner sollen es erst sein beim Erreichen der Jahrtausendergrenze sein? Die Schätzungen der “Experten“ von damals gingen von 280'000 bis hinauf zu einer Million aus. Düstere Zukunftsaussichten, doch sie alle lagen falsch. Basel Einwohnerzahl schrumpfte nach einer Höchstzahl von deutlich über 200'000 wieder dramatisch und verzeichnete in den 1990er-Jahren nur noch etwas über 160’000 Einwohner. Erst seit einem knappen Jahrzehnt scheint sich der Trend zu drehen. Gemäss der offiziellen Statistik lebten am 31.12.2015 wieder 175'131 Personen. Ohne die Landgemeinden wohlbemerkt.

Im Gegensatz zur Entstehung unseres heutigen Mimpfelis, braucht man kein Prophet zu sein um vorauszusagen, dass bei der gegenwärtigen grössten Völkerwanderung in der Geschichte unserer Menschheit, auch unsere Stadt sehr schnell grösser und farbiger werden wird. Und schon sind sie zurück -  die alten Ängste, aber zum Glück auch Hoffnungen.

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