Ob Kraulen, Rückenschwumm, Delfin, Butterfly, der Stil ist eigentlich egal, Hauptsache das Kind weiss, wie es sich im Wasser sicher bewegen kann. Nicht nur in einer Flussstadt wie Basel, in der Wassersport eine besonders grosse Rolle spielt, muss es eine Selbstverständlichkeit sein, dass man schwimmen kann. Doch dem ist leider schon länger nicht mehr so. Schuld hat allerdings nicht der erfolgreiche obligatorische Schwimmunterricht der Schulen. Dank ihm können sich in Basel aufwachsende früh sicher über Wasser halten. Es sind vornehmlich zugezogene und eingewanderte Familien die das Schwimmen nie gelernt haben. Meist trifft es Flüchtlingskinder.
«Es gibt noch keine internationale Definition, was es heisst, «schwimmen zu können», sagt Reto Abächerli von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) gegenüber barfi. Dass in Basels Schulen eine Ungleichheit bei den Schwimmfähigkeiten existiert, bestätigt auch Valerie Rhein vom Erziehungsdepartement: «Es gibt tatsächlich eine Heterogenität bei Kindern, die später hierher ziehen.» Später heisst in diesem Fall nach der vierten Klasse. Obwohl während der ganzen Primarschulzeit Schwimmunterricht auf dem Stundenplan steht, absolvieren nur in dieser Basler Schülerinnen und Schüler den obligatorischen «Basler Schwimmtest». Die Prüfung beinhaltet «einen Sprung ins Wasser mit Unter- und Auftauchen sowie freies Schwimmen von mindestens 25 Metern», erklärt Rhein. Wer die Aufgabe meistert, bekommt ein schweizweit einzigartiges Abzeichen, welches zum Beispiel auf der Badehose befestigt werden kann. Eine Eigenheit, welche in der Rheinstadt schon seit über 30 Jahren existiert.
Wer nach der Primarschulzeit zuzieht, hat diesen Test nie absolviert. Lehrer wissen nicht, wie es um die Schwimmfähigkeit der einzelnen Schulkinder bestellt ist und auch die SLRG kann deshalb keine präzise Aussage darüber machen, wie gut Schweizer Einwohner jetzt schwimmen können. Dabei setzt man in Basel auf Eigeninitiative der Eltern: «Den Test nachzuholen ist keine Pflicht, aber es gibt ein breites Angebot an freiwilligen, ausserschulischen Schwimmausbildungen, so dass es leicht ist aufzuholen», so Rhein.
Ertrinken nach wie vor Unfalltodesursache Nummer zwei bei Kindern
In einer Zeit, in welcher der Gang ins Joggeli oder der Rheinschwumm zum festen Sommerprogramm junger Basler gehört, scheint es erschreckend, dass die Gefahr vor dem Ertrinken bei Kindern immer noch so stark präsent ist. Ein kanadisches System soll dieses Problem lösen: «Bei uns setzt sich der Wasser-Sicherheitscheck langsam durch», erklärt Reto Abächerli. Dabei muss ein Kind ins Wasser purzeln können, sich eine Minute über Wasser halten und 50 Meter schwimmen, inklusive aussteigen. Dieser erfolgreiche Sicherheitscheck wurde jetzt auch im Lehrplan 21 aufgenommen und wird somit für alle Kantone obligatorisch.
Nebst dem verbindlich vorgeschriebenen Sicherheitscheck, will man in Basel weiterhin den etwas exotisch wirkenden Schwimmtest weiterführen. Dabei geht es nicht in erster Linie um Sicherheit, sondern die angeführten Stoffabzeichen mit dem Dreizack. So ein Ding näht man sich auf die Badehose. Weil es offenbar selbst heute noch Eindruck macht. Bei wem auch immer.
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