©Bilder Keystone
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  • Andreas Schwald

Trump: Einführungs-Wahnsinn für 200 Millionen – und was genau bietet Basel seiner neuen Präsidentin?

Eines garantieren wir Ihnen: Die Amtseinführung von Donald Trump wird Sie heute Freitag überall verfolgen. Um 12 Uhr Ortszeit wird der 70-jährige Unternehmer in Washington zum mächtigsten Mann der Welt vereidigt, begleitet von einer gigantischen Zeremonie – und lauten Protesten. Doch auch Basel erhält in Kürze eine neue Präsidentin. Nur: Ihr Arbeitsbeginn ist ein bisschen anders als der in Washington…

Donald Trump kleckert nicht. Und alle, die mit ihm zu tun haben, müssen ebenfalls klotzen: Rund 200 Millionen Dollar wird die Show rund um den Capitol Hill in Washington verschlingen, wie die «New York Times» ausrechnete. Alles nur wegen eines öffentlich abgegeben Vereidigungs-Spruchs des 45. US-amerikanischen Präsidenten. Und das Teuerste daran? Die Sicherheitskosten mit geschätzten 100 Millionen Dollar.

Bezahlen werden es die amerikanischen Steuerzahler und private Spender. Es werde die teuerste Vereidigung eines amerikanischen Präsidenten. Das dürfte für Donald Trump gerade gut genug sein, der Mann liebt die Superlative fast mehr als sich selbst. Ein erster, nicht ganz kleiner Unterschied zur ebenfalls taufrisch gewählten Basler Präsidentin Elisabeth Ackermann (Grüne):

Das läuft heute in Washington ab: Der Trump-Tag beginnt um 8.30 Uhr Ortszeit mit einer Morgenandacht. Danach folgt die Prozession via Weisses Haus zum Kapitol. Dort wird zuerst der Vize-Präsident vereidigt und zur Mittagszeit der Präsident. Es folgen die Antrittsrede des neuen und die Verabschiedung des ehemaligen Präsidenten – und natürlich eine Show mit Promis und Glitzer. Anschliessend Antritts-Lunch, nochmals grosse Parade und schliesslich Inaugurations-Ball. Der einzige verfassungsmässige Akt ist die Vereidigung. Punkt. Der Rest ist Tradition, die sich über die letzten Jahrzehnte stets aufgeblasen hat.

Die spinnen, die Amis. Gibts in Basel wenigstens eine kleine Fanfare?

Nein, wir sind äusserst bodenständig. Gemessen am Rest der Welt wohl fast schon peinlich bescheiden. In Basel werden nicht einmal die neu gewählten Regierungsräte vereidigt. Hier gilt: Wer rechtmässig vom Volk in die Exekutive gewählt ist, ist im Amt. Basta. Keine Show, keine Parade, kein Staatsakt, weder öffentlich, noch im Hinterzimmer. Am ersten Arbeitstag, dem 8. Februar, betreten Elisabeth Ackermann und Conradin Cramer ihre Büros und setzen sich an den Schreibtisch. Das wars. Vielleicht noch den AHV-Ausweis einreichen. Keine Show, keine Sicherheitsmassnahmen, keine TV-Übertragung. Vielleicht noch ein Blumenstrauss zur Begrüssung. Das wars. Baslerisch, halt.

Irrsinn: 200 Millionen Dollar – nur für eine Anlobung!

Proteste wird es am Inauguration Day auf jeden Fall geben. ©Keystone

Die Sicherheitsmassnahmen in den USA werden massiv sein. Trumps Wahl ist seit dem «Election Day» Anlass für Widerstand aus vielen Richtungen. Auch morgen wird es in allen amerikanischen Staaten und in vielen anderen Ländern Kundgebungen und Proteste geben. Dass niemand ein Attentat auf Donald Trump verübt oder auch nur übergriffig wird, lässt sich das Organisationskomitee schätzungsweise über 100 Millionen Dollar kosten. Rund 28’000 Sicherheitskräfte werden im Einsatz stehen, von der lokalen Polizei bis hin zu Bundesagenten. Die neue Basler Präsidentin wird keinen einzigen Bodyguard in ihrer Nähe ertragen müssen. 

Wer sind die Leute, die so etwas bezahlen?

Vor allem Menschen, die ihren Einfluss in der amerikanischen Regierung erhöhen wollen. Das «Wall Street Journal» berichtete, dass Spender von über einer Million Dollar exklusiven Zugang zur Regierung erhalten, darunter ein Nachtessen mit Vizepräsident Mike Pence, Mittagessen mit ausgesuchten Mitgliedern des Kabinetts oder einen von etwa 1’500 Plätzen eines Candlelight-Dinners, bei dem Trump mit seiner Frau Melania auftreten wird. So seien etwa 90 Millionen Dollar von Privaten und Firmen zusammengekommen. Den Rest bezahlt der Steuerzahler.

Mit solchen Dimensionen ist hier schon gar nicht erst zu rechnen. Nicht für eine gewählte Person. Unvorstellbar übrigens auch, dass eine Basler Präsidentin faktisch Honorare für die Teilnahme an einem Dinner erwarten würde. Erst recht als Politikerin der grünen Partei der Schweiz. Zum Vergleich: Das OSZE-Ministertreffen in Basel Ende 2014 liess sich der Kanton rund 2,9 Millionen Franken kosten. Und da waren immerhin 1'200 diplomatische Vertreter und ein paar gewichtige Aussenminister vor Ort.

Aber schon Obama war nicht gerade billig...

Bereits 2005 und 2009 gab die US-Regierung etwa 100 Millionen Dollar für Sicherheitsmassnahmen aus. Obamas Inauguration 2009 soll ebenfalls rund 170 Millionen Dollar gekostet haben. Dafür bekamen die Zuschauer etwas mehr Glanz und Glamour und Superpromis: Da sich viele internationele US-Grössen aus dem Showbusiness gegen Donald Trump und seinen undiplomatischen Umgang gestellt hatten, dürften dieses Mal deutlich weniger von ihnen teilnehmen.

Das muss ich sehen!

Sie können der Inauguration des US-Präsidenten ohnehin nicht entkommen – im Gegensatz zu den ersten Arbeitstagen unserer Frau Präsidentin. Denn Elisabeth Ackermann wird voraussichtlich erst nach hundert Tagen im Amt das erste Mal offiziell vor ein paar Kameras treten. Wie alle neugewählten Regierungsräte.

Aber der Präsident der USA? Zu kontrovers der Mann, zu gross der Medienrummel um Person und Amt. Die offiziellen Zeiten sind alle Ortszeit von Washington, D.C. (District of Columbia). Die Zeitverschiebung beträgt genau sechs Stunden. Donald Trump wird also heute Freitag pünktlich um 18 Uhr Basler Ortszeit vereidigt. Im Fernsehen können Sie den US-Anlass mit deutschem Kommentar hier verfolgen:

  • SRFinfo: Live ab 17 Uhr bis 19 Uhr
  • ARD: Live 17.15 bis 18.50 Uhr
  • Phoenix, n-tv und N24: Live ab 15 Uhr

Gibt es denn gar kein Entrinnen?

Nein. Pech gehabt. Es sei denn, Sie stellen Internet, Radio und Fernseher aus. Barfi.ch wird den Anlass nur auf kleinster Flamme kochen. Trotzdem: Gehen Sie in die Berge. Oder entspannen Sie sich irgendwo in einem Wellness-Bereich, in der Sauna zum Beispiel. Sie werden dennoch vom Anlass beschallt, ob Sie nun zuschauen oder nicht. Allein schon wegen der immensen Grösse der Show – aber auch wegen des Echos an Demonstrationen und Widerständen, die Trump seit seiner Wahl auf Schritt und Tritt begleiten.

Keine Angst vor zu viel Aufmerksamkeit muss hingegen Frau Ackermann haben. Bei ihrer Amtseinführung zweieinhalb Wochen später wird selbst der sonst an jeder Hundsverlochete unvermeidliche Basler Tambour fehlen. Dafür heissen Kanton und Amt sie aber herzlich willkommen. Leise, und viel wichtiger noch: hoffentlich ehrlich. 

Zwei Grüne, ein Amt: Guy Morin gratuliert Nachfolgerin Elisabeth Ackermann zur Wahl. ©Keystone