Quelle: Keystone
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  • Andy Strässle
  • Aktualisiert am

Überwachungskameras und Patienten in Basels Spitälern

Im Kantonsspital St. Gallen wurde eine junge Frau im Behandlungszimmer von einer Überwachungskamera gefilmt, während sie sich umgezogen hat. Das Spital erklärt dies mit Sicherheitsüberlegungen. Patientenorganisationen vermuteten hingegen eine Sparübung. Am Unispital Basel gibt es 29 Kameras. Aber nicht in den Räumen der Patienten.

Diskret an der Decke

Das Videoauge hing diskret an der Decke. Allerdings bemerkte die junge Frau die Kamera erst, als sie sich schon umgezogen hatte und im Spitalhemd frierend auf den Arzt wartete. Der Sprecher des Kantonsspitals St. Gallen rechtfertigte das indiskrete Beobachten der Patientin mit «Patienten- und Mitarbeitersicherheit.»  Zudem werde nichts abgespeichert, sondern es handle sich nur um «Echtzeitaufnahmen», wie Phillip Lutz gegenüber 20 Minuten sagte. In Basel gibt es natürlich auch Kameras. Allerdings nicht in den Kojen oder Untersuchungsräumen, wo die Patienten warten, sich umziehen oder behandelt werden. Mediensprecher Martin Jordan vom Unispital Basel sagt: «Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund, in diesen Räumen eine Videoüberwachung zu haben. Wir verstehen auch nicht, was es nützen könnte.»

Sicherheit ernst nehmen

Trotzdem nehme das Unispital die Sicherheit ernst. Vor allem im Notfall komme es vereinzelt zu Notfällen. Nach einer Prügelei mit Pflegern vor etwa drei Jahren habe man einen «permanenten» Sicherheitsdienst eingeführt. «Falls jemand ausflippt, kann dieser Dienst schnell und unmittelbar eingreifen.» Probleme gebe es vereinzelt an den Wochenenden. Videoüberwachung gebe es aber schon an den Eingängen oder beispielsweise bei der Warenanlieferung. Das Unispital veröffentlicht die Standorte der Kameras auf seiner Webseite, zusammen mit dem Reglement des Datenschützers von Basel-Stadt.

Relativ grosses Gelände

Gesamthaft 29 Kameras überwachen einzelne Zonen vor allem im Aussenbereich des Spitals. Jedoch auch in der Wartezone beim Empfang des Notfalls hat es einige Kameras. Der Datenschützer hat zudem die 29. Kamera als «mobile Kamera» bewilligt. Auf den ersten Blick sind die rund dreissig Kameras eine ganze Menge, allerdings ist dadurch die Überwachung eines relativ grossen Geländes möglich.

Grenze überschritten

Im Kantonsspital St. Gallen wurde ganz klar eine Grenze überschritten. Die Patientenschützerin Margrit Kessler vermutete sogar Spargründe hinter der Überwachung der Patientenräume im Ostschweizer Spital: Es könne nicht sein, dass ein Spital die Patienten sich selber überlasse und sie mit Video überwache, weil es Pflegepersonal sparen wolle. Auch in Basel müssen die Spitäler sparen, doch Martin Jordan kann beruhigen: «Videokameras in den Patientenräumen sind bei uns nicht geplant.» Eine Liveüberwachung durch Kameras kann es höchstens in Fällen geben, wo es medizinisch nötig sei, aber etwa wegen Strahlung nicht anders geht. Dann wird der Patient aber darauf hingewiesen.