Das traurige Ende einer Wurst auf dem Einweggrill. Bild: barfi
Das traurige Ende einer Wurst auf dem Einweggrill. Bild: barfi
  • Jonas Egli
  • Aktualisiert am

Untauglicher Müll: Verbietet endlich die Einweggrills

Die sommerliche Hitze lockt das Volk an den Rhein, und mit den Sonnenanbetern kommen die Wurstschwaden. Wer keinen portablen Grill besitzt, kann sich mit einem  Wegwerfmodell aushelfen. Während Migros diese aus gutem Grund schon seit Jahren aus dem Sortiment verbannt hat, verkauft Konkurrent Coop die bedenklichen Stinkbomben aber noch immer. Der Blödsinn müsste längst verboten sein.

Gut grillen riecht anders: Die chemiegetränkten Holzkohlestücke der Einweggrills entwickeln einen beissenden Gestank und hüllen die Umstehenden in dichten Rauch. Auf dürren Beinen steht das wackelige Kochgerät und versengt unter sich die Erde, auf dem Rost leidet derweil das Grillgut. Die beliebten Wegwerf-Kochstellen sind zur Zubereitung von Fleisch nämlich denkbar ungeeignet. 

Bild: barfi

Mehr als eine anspruchslose Wurst wird nicht gelingen

Einweggrills bieten keine Möglichkeit, die Hitze zu regulieren oder mit Deckel zu speichern, das Grillgut liegt fast auf der Kohle auf und die angepriesene «lange Brenndauer» lässt nicht selten immernoch eine unangenehm kalte Stelle in der Mitte des angeschwärzten Steaks zurück. Im schlimmsten Fall landet auch das teure Fleisch im Müll. 

Tiefe Recyclingquote bei Wegwerfartikeln

Die Wegwerfkultur ist unter berechtigtem Beschuss: Der Tagesanzeiger hat zum Beispiel vor wenigen Wochen gefordert, die Wegwerfbecher der Take-Away-Cafés zu besteuern. Die Pappbecher seien ökologisch fragwürdig und nur jeder 400. wird recycelt. Bei den Einweggrills sieht es ähnlich aus, eine solche Steuer oder Abgabe läge damit auf der Hand.

Kaum jemand wird das ausgediente, verkohlte Ding sorgsam auseinandertrennen. Bild: barfi

Das Modell im Coop listet zwar auf der Rückseite eine Recycling-Anleitung, diese wird wohl kaum jemand befolgen. Zu aufwändig für das Wegwerfdenken. Der Grill landet direkt in einem der Container, welche die Stadtreinigung am Rheinbord verteilt hat. 

Recycelt wird da nichts: «Die Abfälle in den Containern werden unsortiert der Kehrichtverbrennungsanlage zugeführt,» wie André Frauchiger, der Öffentlichkeitsbeuftragte des Tiefbauamtes, bestätigt. Problematisch ist neben der Chemie vor allem das Aluminium der Einweggrills. Es ist zwar praktisch, aber vor allem ist das Metall eine enorme Belastung für die Umwelt. Zum Wegwerfen viel zu schade. 

Aussen schwarz, innen kalt. En Guete. Bild: barfi

Besser als Wegwerfen oder besteuern: Gar nicht erst (ver-)kaufen

Aus ökologischen Gründen, aber auch, weil man damit «ohnehin nicht richtig grillen» könne, wie Mediensprecher Tristan Cerf schnippisch meint, verkauft die Migros deswegen seit 2013 keine Einweggrills mehr. Der Grosshändler reagierte damit als einziger auf einen Vorstoss im grossen Rat.

Damals brachte LDP-Grossrat Heiner Vischer die Kurzzeit-Feuerstellen wegen den Brandlöchern ins Gespräch, die sie in den Parks und dem Budget der Stadt hinterlassen. Der Grosse Rat bestätigte den Handlungsbedarf, von einem Verbot wollte das Gremium jedoch absehen. Nach einer Informationskampagne in den Folgejahren kann Vischer am Birsköpfli heute erfreut feststellen: «Es ist deutlich weniger geworden.» Die Interpellation konzentrierte sich allerdings auf die Parkanlgen und Rasenflächen. Am Rheinbord sind die Einweggrills aber weiterhin beliebt.

Quartierläden mit den Stinkern sind uncool

«Einmal ist keinmal,» denkt sich der Kurzentschlossene im Lädeli zwischen Buvette und Rheinschwumm, um kurz darauf die spontane Wurst auf dem kümmerlichen Blechrost zu ersticken. Und mit ihr das halbe Rheinbord. Von einer Gebühr oder Steuer für Einweggrills wie bei den Kaffeebechern will die Stadtreinigung trotzdem nichts wissen, wie man Barfi.ch per Mail wissen liess. Weitere Präventionsmassnahmen sollten laut Vischer aber erwägt werden. Vielleicht könnte die Stadt die Zusammenarbeit mit den Verteilern auf die Quartierläden in Rheinnähe konzentrieren statt auf die Grossverteiler in der Innenstadt. 

Der öffentliche Grill bei der Oetlingerbuvette: Gelegentlich wird's eng, dafür gibt es einen Gratiskurs in Sozialkompetenz. Bild: Jonas Egli

Vorbild Oetlingerbuvette

Die Antwort auf Heiner Vischers Fragen enthielt eine interessante Beobachtung: Während der Betriebszeiten des öffentlichen Elektrogrills an der Oetlingerbuvette «nimmt in dessen Umgebung die Verwendung von Einweggrills merklich ab.»

Das hat Ausbaupotential: Öffentliche Grills sind zwar teuer im Unterhalt, aber auch nachhaltiger und wesentlich sauberer. Aktive Prävention könnte wirksamer sein statt Verbote, Steuern und Ermahnungen.