Die geplanten zwei Schnellverpfleger «B.Good» und «Stripped Pizza» definieren den Claraplatz neu. ©barfi
Die geplanten zwei Schnellverpfleger «B.Good» und «Stripped Pizza» definieren den Claraplatz neu. ©barfi
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Verdrängungskampf am Claraplatz: Dose bald leer?

Der Claraplatz bekommt bald zwei neue hippe Schnellverpflegungsrestaurants: «B.Good» und «Stripped Pizza». Und das ausgerechnet bei den Bänkli, wo sich die Randständigen seit Jahren zum gemeinsamen Alkoholkonsum treffen. Der Konflikt heisst: Aufwertung gegen Verdrängung – mitten im Kleinbasel.

Schön ist er nicht, der Claraplatz. Aber das stört dort kaum jemanden. So wurden die Bänkli rund um die Schettysche Wetterstation zum Stammplatz für Randständige, die sich täglich treffen und Bierdosen leeren. Dort konnten sie bislang meistens ungestört dem Zusammensein frönen – auch wenn sich immer wieder Anwohner und Gewerbetreibende an ihnen störten.

Doch jetzt wird es mit der Aufwertung des meist etwas grauen Platzes ernst. Im Frühjahr 2018 wollen die zwei Edelsegment-Schnellverpfleger «B.Good» und «Stripped Pizza» eröffnen. Dort, wo früher ein Schuhgeschäft war, direkt hinter der Wetterstation, bei den Bänken, die derzeit vor allem von einschlägiger, aber harmloser Klientel benutzt werden.

Situation unter Beobachtung

Gemütlich: Zwei Männer unterhalten sich an einem Mittwochmorgen in der Sonne. 

Hippe Take-Away-Schnellverpfleger für eine ernährungsbewusste Kundschaft und vis-à-vis in dicke Jacken eingepackte Randständige mit Zottelbart und Dose: Geht das auf? «Wir beobachten die Situation nun seit einiger Zeit», bestätigt Michel Steiner vom Verein für Gassenarbeit «Schwarzer Peter»: «Die Gefahr der Verdrängung ist in solchen Fällen natürlich immer da.»

Kommt hinzu, dass die Randständigen immer wieder ein Dorn im Auge der gewerblichen Nachbarschaft waren. So wurde vor einiger Zeit ein «Alki-Stübli» gefordert, andere beschwerten sich direkt oder indirekt über Einzelpersonen oder Gruppen. Allerdings ist der Claraplatz ein öffentlicher Platz und just jener, auf dem das Zusammenleben aller Akteure bisher am besten geklappt hat, das bestätigt auch Steiner: «Trotz der Dichte ist der Claraplatz der am besten funktionierende Platz dieser Stadt», sagt der Gassenarbeiter.

Kleinbaslerisch gepflegte Toleranz

Eine Perle? Vielleicht nicht. Aber: Der Claraplatz funktioniert als Platz bestens, sagt Michel Steiner vom «Schwarzen Peter».

Dass ein optischer Aufschwung im Kleinbasel stattfindet, ist deutlich: Die Greifengasse wird zum Boulevard mit breiten Trottoirs umgebaut. Im Rotlichtbezirk rund um die Ochsengasse und Webergasse hält die so genannte Toleranzzone den Strassenstrich in Schach, Stück für Stück wird diese Meile der Innenstadt ansehnlicher und gediegener. Neuster Zugang ist der Food-Palast «Klara 13», der an der Clarastrasse für moderne Esskultur sorgt.

Für die Randständigen wird der Raum in der Basler Öffentlichkeit ohnehin rarer: Selbst beim Bahnhof SBB werden sie regelmässig als Ärgernis bezeichnet. Der heutige Claraplatz als zentraler Treffpunkt mit seinem weitgehend funktionierendem Nebeneinander nach kleinbaslerischer Tradition bleibt einer der letzten Rückzugsorte dieses spezifischen sozialen Umfelds. Schliesslich gehört es zum Grundrecht, sich dort aufhalten zu dürfen. Für alle.

Erst die Aeschenvorstadt, dann der Claraplatz

Neue Fressmeile in der Passage: E Guete am Claraplatz.

Derzeit suchen die Niederlassungen der zwei Schnellverpfleger noch nach Personal. Der Pizzaladen hat an seiner Fensterfront die ganze Equipe ausgeschrieben: Da wird vom Geschäftsführer bis zum Crew-Mitglied noch alles gesucht. Mit dem Hinweis, dass die Produkte bereits heute verköstigt werden können. «B.Good» betreibt in der Aeschenvorstadt bereits eine Niederlassung und «Stripped Pizza» hat per gestern Mittwoch die Betriebsbewilligung für die neue Filiale ebenfalls in der Aeschenvorstadt erhalten.

Die Expansion ins Kleinbasel ist damit der nächste Schritt. «Wir suchen sicher das Gespräch», sagt Gassenarbeiter Steiner. Der Verein «Schwarzer Peter» befinde sich ohnehin in stetem Dialog mit Allmendverwaltung und Polizei, das Einvernehmen sei gut. «Es wird sich auch in diesem Fall auf den Dialog ankommen», so Steiner: Schliesslich seien die lokalen Gepflogenheiten in Basel doch etwas anders als in Zürich, wo die Food-Ketten beheimatet sind. Am Rheinknie gilt grundsätzlich leben und leben lassen – während Zürich nur erlaubt, was nicht stört. Wer wen stören kann, zeigt sich ziemlich bald: Frequenzsteigernd dürften die beiden andernorts schon ziemlich beliebten Lokale für den etwas drögen Claraplatz auf jeden Fall sein.

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