• Alena Lachmann
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Vico Torriani: Basler Wirt, König der Schnulzen und internationaler Showman

Würde sich jemand daransetzen, die Biographie von Vico Torriani (geborener Ludovico Oxens Torriani) niederzuschreiben, er bräuchte wohl einiges an Papier. Sein Palmarès an Berufen, Talenten und Betätigungsfeldern ist genauso lang wie beeindruckend. Der «König der Schnulzen» war neben seinem Engagement in der Schlagerbranche auch Showmaster, Kochbuchautor, Schauspieler und nicht zuletzt Besitzer eines Basler Restaurants, der «Bonne Auberge» am Spalenring. 

Vico Torrianis Leben führte ihn quer durch die ganze Schweiz: Geboren in Genf, aufgewachsen in St. Moritz und Oberrüti (AG), verliebt in Basel und beerdigt in Lugano. Seine Beziehung zu Basel bestand vor allem Dank seiner Basler Ehefrau Evelyne Torriani-Güntert.

Seine Künstlerkarriere begann er als Schlagersänger, 1947 spielte er seine erste Platte ein. Lieder wie «Ananas aus Caracas» (1957), «Schön und Kaffeebraun» (1958) oder "Kalkutta liegt am Ganges" (1960) machten in europaweit berühmt. Vor allem in Deutschland wurde der «König» besonders verehrt.

In die Hände spielten ihm sein verschmitztes Lächeln und sein südländischer Charme. Die Damen bekamen reihenweise weiche Knie ob seiner «schnulzigen» Texte. Wobei es vor allem die Knie etwas älterer Damen waren. Sein unumstössliches Image als «Schnulzensänger» liess die Jugend ihm den Rücken kehren. Er war und blieb stets ein Künstler für «Erwachsene». Sein Erfolg fand abseits von «Bravo»-Titelseiten statt. Nichts desto Trotz: Bis 1969 verkaufte er über 12 Millionen Platten (je nach Quelle waren es gar 30 Millionen). Über 500 Torriani-Lieder hat er der Welt geschenkt oder beschert, wie man es auch sehen möchte.

In den 60er Jahren begann er eine weitere Karriere, die das Showmasters. Der Höhepunkt seiner TV-Karriere war sein Engagement bei der Show «Der goldene Schuss» im ZDF. Diese moderierte er mit grossem Erfolg von 1967 bis 1970. Die Show bescherten dem Sender Traumeinschaltquoten von über 80 Prozent. Wenn man das Wort «Strassenfeger» bemühen möchte, dürfte es für diese Show äusserst angebracht sein.

Vico Torriani folgte auf den in Deutschland sehr populären Moderator Lou van Burg. Erst wurde Rudi Carrell als Nachfolger eingesetzt, der musste jedoch wegen anderen TV-Engagements absagen – was den Weg für Vico Torriani ebnete.

«Der goldene Schuss» war die erste interaktive Show Europas. Das Publikum konnte erstmals direkt per Telefon in die Sendung eingreifen. Der Name der Show hat im Übrigen nichts mit dem Herointot zu tun, viel mehr fusst er auf der Apfelschuss-Szene aus der Lieblingssaga der Schweizer: «Willhelm Tell».

1998 verstarb der Tausendsasa, dessen Leben ihn quer durch die Schweiz, Europa und das gesamte Showbusiness führte.

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