Symbolbild. Flickr / Oliver Hallmann
Symbolbild. Flickr / Oliver Hallmann
  • Christine Staehelin

Viele Kunden, wenig Manieren: Hieber stellt Foodsharing-Projekt ein

Die Supermärkte in Basel spenden qualitativ einwandfreie, aber nicht mehr verkäufliche Lebensmittel an etablierte Organisationen. Hieber wollte etwas für Arme, aber nicht Hilfsbedürftige tun - und scheiterte.

   

Die Idee war gut. Der Supermarkt Hieber führte während eines Jahres ein einzigartiges «Foodsharing»-Pilotprojekt durch: Jene Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden konnten, wurden gratis angeboten. Für Leute, die zwar nicht unterstützungsbedürftig sind, aber dennoch jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen. Auf den Parkplätzen der Supermärkte in Schopfheim und Nollingen wurden begehbare Boxen aufgestellt, die täglich mit der kostenlosen Ware befüllt worden sind. «Ich hoffte auf die Manieren der Menschen», sagt Dieter Hieber, Geschäftsleiter der gleichnamigen Supermärkte gegenüber barfi.ch. Bei der Planung wurden schon Bedenken geäussert, dass ein solches Angebot an fehlendem Benimm scheitern könnte. Dieter Hieber setzte seine Idee trotzdem um, mit Erfolg. «Täglich warteten rund fünfzehn Personen vor der Box, mit der Zeit kamen mehr», sagt er. 

Angestellte fürchteten sich

Die Manieren verschwanden jedoch mehr und mehr. «Teilweise drängelten sich die Leute vor, sie schubsten», so Dieter Hieber. Die Rüpel behandelten auch die Hieber-Mitarbeitenden respektlos. «Es gab Angestellte, die Angst davor hatten, zur Box zu gehen». Verständlich, denn nebst unflätigen Bemerkungen wurden sie manchmal gar weggeschubst. «Es gab Leute, die sich vordrängelten, die mitgebrachten leeren Taschen füllten, um möglichst viel von der Gratis-Ware abzustauben», so Dieter Hieber.

Logisch, dass es so nicht weitergehen konnte. «Wir gaben einen Warnschuss ab und schlossen die Box für zwei Wochen», sagt Hieber. Mit dem Hinweis, dass die Box dauerhaft entfernt würde, wenn sich die Manieren nicht besserten. «Eine Zeit lang nach der Wieder-Eröffnung ging es besser, dann riss es wieder ein und die Rüpel kamen wieder zum Vorschein», bedauert Dieter Hieber.

Geschenk an Tafelläden

Die traurige Konsequenz ist, dass das Projekt eingestellt worden ist. Für Dieter Hieber eine Enttäuschung. Nun verschenkt der badische Supermarkt die Lebensmittel den Tafelläden in der Region, diese wiederum geben sie im Namen von Hieber gratis weiter. 

Die Situation in Basel

Die Supermärkte in Basel arbeiten ebenfalls mit den Tafelläden zusammen. «Wir spenden Lebensmittel, die qualitativ einwandfrei sind, jedoch nicht mehr verkauft werden können. Jährlich kommen so rund 2'200 Tonnen zusammen, was ungefähr 11 Millionen Mahlzeiten entspricht», sagt Alena Kress, Mediensprecherin von Coop. Das in Basel ansässige Unternehmen arbeitet mit den nationalen Organisationen «Tischlein deck dich» und «Schweizer Tafel» zusammen.

Auch die Migros arbeitet mit der «Schweizer Tafel» zusammen. Wer schon einmal im Migros Drachencenter beim Bankverein war, kennt den Einkaufswagen vor den Kassen. Dieser gehört zur Lebensmittelhilfe «Carton du Coeur». Die Organisation leert die Einkaufswagen bis zu drei Mal wöchentlich und verteilt deren Inhalt an nachweislich Bedürftige. «Die Aktion mit den Einkaufswagen läuft in allen Filialen gut», sagt Migros-Mediensprecher Moritz Weisskopf.

Hieber lässt sich von den Rüpel nicht entmutigen. Seine Idee möchte er trotzdem umsetzen. «Momentan arbeiten wir an einer Lösung innerhalb der Läden», so Dieter Hieber. Es bleibt zu hoffen, dass das nächste Foodsharing-Projekt von Hieber nicht wieder Flegel zum Vorschein bringt, sondern Dankbarkeit. 

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