Bild: Julian Salinas
Bild: Julian Salinas
  • Jonas Egli
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Wenn da nicht diese Wolke wäre: Die Jahreskonferenz des Kunstmuseums

Heute Morgen präsentierte das Kunstmuseum Basel seine Zukunft. Dabei ging es vor allem um programmatische Punkte. Drängende Fragen zur finanziellen Situation mussten am Schluss improvisiert werden.

Das Programm wird sich vor allem in der ersten Hälfte des nächsten Jahres auf zeitgenössische Kunst konzentrieren, darunter solch hervorragende Positionen wie Theaster Gates, Sam Gilliam und besonders die zwei Pionierinnen der politischen Kunst Martha Rosler und Hito Steyrl. Eva Reifert stellt das Jubiläum der Picasso-Schenkung vor 50 Jahren in Aussicht und das Kupferstichkabinett will seine Bestrebungen verstärken, die 300’000 Werke seiner Abteilung zu digitalisieren und so öffentlich zugänglich zu machen. Anita Haldemann fasst es so zusammen: «Wir wollen zeigen, was wir haben.» Tatsächlich sind die meisten Arbeiten in ihrem Bestand nur sehr selten bis fast nie sichtbar. Dem möchte man entgegenwirken.

Ankäufe: Bescheiden, aber möglich

Direktor Josef Helfenstein freut sich: «Wir haben trotz bescheidenem Ankaufskredit gestern in der Abend-Sitzung der Kunstkommission eine wichtige Arbeit von Georg Mucha ankaufen können». Und man könne bald die nächste Schenkung präsentieren. Helfenstein hält fest: «Das Wort <bescheiden> ist keine Kritik, wir sind sehr dankbar um die staatliche Unterstützung, was ja heutzutage keineswegs mehr selbstverständlich ist».

Denn was fehlt beim Schönwetterprogramm? Die Zahlen. Geld. Budget. Besucheranalysen.

Der schnöde Mammon

Der Speck dieser Veranstaltung wurde den Teilnehmern durch die Nase gezogen. Der 60-seitige Bericht der Finanzkommission im Grossen Rat, auf den schon seit Monaten, gelinde gesagt, ein gewisser «Hunger» besteht, wurde weniger als eine Stunde vor der Jahresmedienkonferenz präsentiert, weshalb das Museum dazu gar keinen Punkt im Programm vorsah. Kurzfristig musste in der hinteren Ecke des Hauptraums des Gegenwart eine Infostelle eingerichtet werden. Dass die Kommission offensichtlich dem Museum nicht die Möglichkeit zu einer angemessenen Reaktion geben will, ist bedauernswert.

Sonja Kuhn, die frischgebackene Kulturbeauftragte, tritt plötzlich auf sowie Anette Schönholzer, die kaufmännische Direktorin des Kunstmuseums. Kuhn stellt ein weiteres Mal fest: «Die Unterfinanzierung des Museums ist bekannt und wir werden 2017 mit einer Budgetbeschneidung abschliessen.» 2018 soll eine eingehende Betriebsanalyse erstellt werden, damit das Haus 2019 wieder auf Plan ist.

Erfreulich: Im Bericht der Finanzkomission ist ein Budgetnachtrag von 925’000 Franken enthalten. Die Erleichterung ist spürbar: «Psychologisch verbessert sich die Situation deutlich», wie Joseph Helfenstein feststellt. Doch klar ist auch, dass damit nichts gerettet ist, sondern nur die schlimmsten Brandherde eingedämmt werden können.

Schönholzer hakt ein: «Der Nachtrag ist ein Segen. Doch erst in der Praxis zeigt sich, was man wirklich braucht». Besonders, wenn das Budget noch aus dem Jahr 2010 stammt. Der Nachtrag helfe, den Alltag zu bewältigen. Die Betriebsanalyse sei allerdings vital. «Darauf konzentrieren wir unsere Ressourcen», darin sind sich alle einig.

Doch auch so eine Untersuchung der Finanzen ist nicht gratis: Ein Teil der 925’000 wird für «befristete» Stellen verwendet, um die Analyse zu unterstützen. Sie sei zwingend, wie Helfenstein sagt: «Es muss diese Analyse geben und sie muss auch von Aussen begutachtet werden». Leider ist deren Ausgang noch immer unklarer, als manchen lieb sein dürfte. Sonja Kuhn gibt zu: «Wie hoch der Bedarf ist, wissen wir noch immer nicht. Wir wissen nur, wo die Lücken bestehen, aber nicht, wie gross diese sind».

Der Fehlbetrag von 2.5 Millionen geht zurück auf die ursprüngliche Betriebsanalyse und stimmt wohl nicht mehr. «Ich glaube aber, es wird hinkommen», wie Direktor Helfenstein präzisiert. Die Beiträge der Stiftung werden wegen des Defizits nicht erhöht. Es bestehen allerdings Rücklagen.

Immerhin, die erhofften Besucherzahlen von 300’000 werden wohl früher erreicht werden, als gedacht.

Ein Punkt zur Vorsicht bleibt allerdings bestehen: Die Regierung muss den rettenden Nachtrag erst noch absegnen.

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