• Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Wer ist die Mumie vom Barfüsserplatz?

Mumien faszinieren. Das weiss auch das Naturhistorische Museum Basel und eröffnet heute die grösste Ausstellung über Mumien, die es in der Schweiz je gab. Zu besichtigen ist auch die Basler Mumie aus der Barfüsserkirche. 

vl.n.r: Ansicht des Schädels. Schädel mit den montierten Gewebedicken (grüne Säulen) und die Gesichtsrekonstruktion. ©Ursula Wittwer-Backofen. 

Es ist eines der grossen Rätsel von Basel: Die Mumie aus der Barfüsserkirche. Der Fund im Jahr 1975 war eine Sensation. Bei der Renovation der Kirche stiess man auf einen gemauerten Grabschacht vor dem Chor, in dem sich der Sarg einer Frau befand. Die sogenannte «Dame aus der Barfüsserkirche» hat schon viel über ihr Leben preisgegeben: Sie hat im 16. oder 17. Jahrhundert gelebt; ihr prominentes Grab – nur drei Gräber von Bürgermeister Wettstein entfernt – lässt die Schlussfolgerung zu, dass sie aus der Oberschicht stammte. Über die kleine, eher feste Dame weiss man schon einiges. Doch eine grosse Frage blieb bis jetzt ungeklärt: Welchen Namen hat sie getragen und aus welcher Familie stammte sie? «Die Frage möchten wir bald beantworten können», sagt Gerhard Hotz, Kurator der Ausstellung. Die Forscher sind schon ganz nah dran: Die genealogische Erforschung der Sterberegister führte zu drei Frauen, die möglicherweise die «Dame der Barfüsserkirche» waren. Die DNA wird nun untersucht. «Wir hoffen natürlich darauf, dass die DNA Besonderheiten aufweist und diese uns dann auch zum Namen führt», freut sich schon jetzt Gerhard Hotz. Falls es noch Nachfahren von ihr in Basel gäbe, würden diese zum DNA-Test gebeten.

Relikte aus der Steinzeit 
Die «Dame aus der Barfüsserkirche» ist vergleichsweise eine junge Mumie, kann man in der Ausstellung doch Tiermumien aus der Steinzeit besichtigen. Eine äusserst seltene fossilisierte 40 Millionen Jahre alte Mumie oder eine Eidechse, die vor 20 Millionen Jahren im Bernstein konserviert wurde. Die Ausstellung gilt als eine der grössten Mumienausstellungen der Welt. Im Gegensatz zu den gängigen Mumienausstellungen steht dieses Mal nicht der kulturwissenschaftliche Aspekt im Fokus, sondern die naturwissenschaftliche Frage: Welche Prozesse führen zu einer Mumifikation? Die Antwort darauf bildet den roten Faden durch die Ausstellung: Dem Eis, Moor und Bernstein, den Mumien aus Gruften und der Trockenheit sind je ein Raum gewidmet. Liebhaber des alten Ägyptens kommen trotzdem ebenfalls auf ihre Kosten: Die beiden ägyptischen «Basler-Mumien» sind seit langen Jahren wieder beide in Basel zu besichtigen.

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, wenn auch nicht für schwache Gemüter: Die Ausstellung umfasst hundert Mumien, sechzig davon sind Tiere und vierzig sind menschliche Mumien.

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