Er hat den ersten Penis überhaupt transplantiert: Professor André van der Merwe von der Stellenbosch Universität in Südafrika. Bild zvg
Er hat den ersten Penis überhaupt transplantiert: Professor André van der Merwe von der Stellenbosch Universität in Südafrika. Bild zvg
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Wie transplantiert man einen Penis? Dieser Mann weiss es – und kommt jetzt nach Basel

Mit Professor André van der Merwe kommt der Spezialist für Penistransplantationen schlechthin nach Basel. Die Operation, bei der ein Patient den Penis eines Spenders erhält, ist noch nichts für Befindlichkeitsstörungen. Am Donnerstag spricht van der Merwe über seine Erfahrungen.

Viel war vom Penis des 21-jährigen Südafrikaners nicht mehr übrig, als er den Termin beim Urologen André van der Merwe erhielt. Erst drei Jahre zuvor durchlief er das, was bei seinem Stamm als lange und wichtige Tradition gilt: Die rituelle Beschneidung, die ihn zum Mann machen sollte. Dabei wird die Vorhaut des Penis abgeschnitten – allerdings unter Umständen, die alles andere als klinisch sind.

Sein Glied entzündete sich nach dem Eingriff. So stark, dass es amputiert werden musste. Ausgerechnet jener Initiationsritus, der ihn zum Mann hätte machen sollen, hatte ihn schliesslich entmannt. Die Hoffnung des 21-Jährigen lag nun auf Professor van der Merwe, dem Chef-Urologen der Stellenbosch Universität in Südafrika. Und van der Merwe schaffte, was noch keiner vor ihm geschafft hatte: Er transplantierte seinem Patienten erfolgreich den Penis eines verstorbenen Organspenders. So erfolgreich, dass der junge Mann bereits wenige Monate danach ein Kind zeugen konnte.

Weltweit erst drei Transplantationen

Seither sind Penistransplantationen keine Fantasie mehr, sondern Realität. Zwischenzeitlich wurde einem an Peniskrebs erkranktem US-Amerikaner ein neues Glied transplantiert und erst diesen Monat gelang den Ärzten der Stellenbosch Universität die weltweit dritte und an ihrem Institut zweite Penistransplantation. Das Besondere daran: Einem dunkelhäutigen Patienten wurde ein hellhäutiger Penis verpflanzt. Die Körperfarbenanpassung soll nun via Tattoos erfolgen.

Missglückte Beschneidungen, Verstümmelungen, Peniskrebs: Das sind die aktuellen Einsatzgebiete der Penistransplantation. Von etwelchen Schönheitskorrekturen ist die Medizin allerdings noch weit entfernt. Das beste Stück gegen etwas grösseres, kleineres, schmaleres, breiteres eintauschen: Das gibt es noch nicht. Behandelt werden keine Luxusprobleme, sondern schwierige Fälle. Also Männer, die ihren Penis aufgrund eines Unglücks verloren haben.

Die enge Verbindung nach Basel

Der Tramaushang zum Vortrag am Donnerstag. Bild A. Schwald

Seit seiner ersten erfolgreichen Penistransplantation ist der Südafrikaner André van der Merwe eine Koryphäe auf dem Gebiet. Am Donnerstag besucht er nun Basel und hält am Merian Iselin-Spital einen Vortrag zu genau diesem Thema. Wie funktioniert das? Was sind die Umstände? Wer ist betroffen und wem kann geholfen werden? Ansprechen soll der Vortrag Laien sowie ein Fachpublikum.

Organisiert hat den Anlass die Urologie-Praxis Alta Uro aus Basel, in Zusammenarbeit mit dem Spital. Laut Arzt Gernot Bonkat bestehen schon lange freundschaftliche, familiäre und wissenschaftliche Beziehungen der Praxis zu Südafrika und damit zu André van der Merwe. Also organisierte das Team der Spezialisten-Praxis den Vortrag mit dem medizinischen Star.

«Warum Südafrika?», heisst es auf der Aushangwerbung für den Anlass in den Basler Trams. Ja, warum genau? Wegen der ersten gelungen Herztransplantation, die ebenfalls von einem Südafrikaner durchgeführt worden war? Nein, sagt Bonkat: Es gehe vor allem um das soziokulturelle Phänomen der Beschneidungen in diesem Land. «Viele Männer verlieren dort auf diese Weise ihr Glied», sagt der Urologe.

Noch keine Behandlung für Befindlichkeitsstörungen

Infektionen, wie beim ersten und dritten Transplantationspatient, seien dann einer der Hauptgründe für diese «schwersten Beschädigungen» des Glieds. Zudem würde in Südafrika auch bei kriminellen Abrechnungen oft auf den Unterleib gezielt – was ebenfalls sehr schwere Schäden zur Folge hat. Damit sei die vordergründige Notwendigkeit für derartige Operationen in jenem Land gegeben.

Van der Merwe wird also unter anderem über die technischen, medizinischen und körperlichen Voraussetzungen für eine Transplantation des Penis sprechen. Und während sich die westlich-europäische Gesellschaft in erster Linie ein Bild der Transplantation als Möglichkeit zur Selbstoptimierung macht, hatten weltweit drei traumatisierte Männer das Glück, das verlorene Glied praktisch vollwertig ersetzen zu können. Und damit wieder ein beschwerdefreies und auch zeugungsfähiges Leben führen zu können.

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Vortrag von Professor André van der Merwe: «Why the World’s First Successful Penis Transplant Was Conducted in South Africa» (auf Englisch mit deutschen Folien), Donnerstag 1. Juni, 16 bis 17 Uhr, Auditorium Merian Iselin, Föhrenstrasse 2 (via Haupteingang).

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