«Zu allen Zeiten verschwanden Dinge im Rhein. Teils absichtlich, teils unabsichtlich,» eröffnet Kamber den Rundgang. Der Rhein als Fundgrube und Quelle für Geschichtsforschung ist in Basel eine neuere Entdeckung: Bisher, so die Kuratorin, gibt es keine professionelle Unterwasserforschung in Basel und dies ist auch die erste Ausstellung überhaupt, die sich dem Thema annimmt.
Die Objekte stammen teilweise aus dem Fundus privater Tauchfirmen, aus dem Depot des Museums und aus den Schätzen der kürzlichen Rhyputzete, wo Pia Kamber und das Team des Historischen Museums rund acht Tonnen Material sichteten. Doch das klassische Damenvelo oder Einkaufswägeli ist mitnichten alles, was Vater Rhein verbirgt. So versammeln sich in der Ausstellung Objekte, die zwischen wenigen Wochen und Millionen von Jahren alt sind. Ein weiterer Teil stammt von Ausgrabungen, denn auch die Stadtbäche wurden Opfer von historischen Frühformen des «Littering».
Den Bach ab: Archäologie im der Kloake, Kriminalgeschichte und Opfergaben
«Lange waren die Stadtbäche die einzige Möglichkeit zur Entsorgung. Vor allem die Handwerker, die das Ufer des Birsigbachs säumten, haben ganze Schätze versenkt, die nun im Museum die Geschichte der Stadt erzählen,» meint Kamber. Auch das Rheinknie selbst ist eine neuere Erfindung: Bis vor rund viertausend Jahren verlief der Rhein schnurstracks gerade durch die heutige Stadt und was damals im Strom landete, findet man jetzt in den Baugruben wieder.
Oder die nachts entsorgten Beweise von Verbrechen tauchen in den Vitrinen wieder auf, wie die Gasflaschen einer Schweissaktion, bei welcher die Tresore des Lohnbüros der Basler Firma Durand & Huguenin aufgebrochen wurden. Die Entsorgung der Flaschen wurde beobachtet und so konnten Corpus Deliciti und die Einbrecher gefasst werden. Oder Kambers Lieblingsobjekt: Ein geschichtsträchtiges Relief von Adolf Hitler, welches zu Kriegsende klammheimlich nahe des «Trois Rois» im Rhein versenkt wurde.
Andere Dinge fanden den Weg ins Nass aus Aberglaube: Kamber erzählt, wie zum Beispiel wertvolle Schwerter und Dolche am Grund des Wassers landerten: «So ein Schwert verliert man nicht einfach und man wirft es auch nicht weg. Das waren Opfergaben! In der Bronzezeit und im Mittelalter geschah dies teilweise geradezu massenhaft. Die Kirchenobersten waren von diesem Aberglauben wenig begeistert.» Kein Wunder, denn solche Geschenke gelten falschen Göttern und bringen der Kirche keine Einnahmen. Aber dafür dem Museum.
Zeugen und Finderlöhne
Vielleicht entdeckt jemand auch ein verlorenes Stück in der Ausstellung wieder: Kamber verweist auf einen (wasserdichten) USB-Stick, der die Rhyputzete zutage förderte und anhand der Fotos, die sich darauf befinden, dem Besitzer zugeordnet werden konnten. Wer in der Ausstellung seinen Ausweis oder sein Portemonnaie entdeckt, soll sich beim Empfang melden, meint Kamber lachend. Finderlöhne würden sie bestimmt annehmen.
Etliche, in silberne Kiesel eingravierte Liebeschwüre sind zu sehen. Sie wurden wohl kaum mit der Vorstellung in den Rhein befördert, dass sie eines Tages in einer Museumsvitrine landen. Ob die Magie des Versenkens auch dann noch wirkt?
Von im Rhein versenkten Waffen im zweiten Weltkrieg, von einem unschuldigen «Als Kind wollte ich herausfinden, ob der Fahrradschlüssel schwimmen kann…» bis zum Schelmenklassiker «Damals im Gymnasium habe ich als notorisch verspäteter Schüler freiwillig die Führung des Absenzenhefts übernommen.» Man kann sich denken, wo das hinführt. Vater Rhein nimmt an, was man ihm gibt und vor allem: er schweigt eisern. Wenn da nicht diese Taucher und die Historiker des Museums wären…
Die Vernissage findet morgen, um 18 Uhr statt und die Ausstellung dauert bis zum 4.3.2018. Weitere Infos gibt es hier.
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