• Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Zeitumstellung in Basel: Wer hat an der Uhr gedreht?

Die Sommerzeit kommt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren eine Stunde nach vorne gestellt. Doch wie werden die öffentlichen Uhren in Basel umgestellt? Barfi.ch hat Christian Jaggy, den Elektromechaniker Uhren der IWB, befragt. Es ist jedenfalls nicht mehr das Training, das es früher war.

Es war lange Zeit die anstrengendste Nacht des Jahres für Christian Jaggy. Denn in dieser Nacht stellte der Uhrenverantwortliche der IWB die öffentlichen Uhren in Basel von Hand eine Stunde vor. Das hiess: Von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens waren Jaggy und ein Kollege in der ganzen Stadt unterwegs, sie stiegen auf Kirchtürme und brachten ihnen die neue Zeit. Bei der manuellen Anpassung wurde überall und einzeln das Uhrwerk gestoppt und die Uhr eine Stunde zurückgedreht. So kam die Sommerzeit jeweils nach Basel.

Christian Jaggy, Uhren-Elektromechaniker der IWB, vor dem Uhrwerk im Martinskirchturm. 

Insgesamt gibt es in Basel-Stadt 1'200 öffentliche Uhren, 160 davon befinden sich auf der Allmend, zwölf sind Turmuhren. Die Restlichen verrichten in Verwaltungsgebäuden ihren Dienst. In der Nacht der Zeitumstellung mussten vor allem die Turmuhren umgestellt werden, also zwölf Kirchtürme. Wieviele Stufen das insgesamt sind? «Sicher ist, dass wir in dieser Nacht ganzes Fitness-Prorgamm absolviert hatten», sagt Christian Jaggy und lacht.

Die Zeit steht still  

Erst seit zwei Jahren kann Christian Jaggy dem Wochenende der Zeitumstellung gelassener entgegenblicken: «Die Uhren werden jetzt per Funk gesteuert», erklärt der Uhrenexperte. Er muss nicht mehr die ganze Nacht unterwegs sein, denn seine Arbeit übernimmt in dieser Nacht das Funksignal. So wird auch das Pendel angehalten: Der Funk gibt einen Impuls, damit das Pendel mittels eines Magneten angehalten wird. Nach elf Stunden wird das Pendel wieder losgelassen und die Uhr läuft wieder normal, mit einer Stunde Zeitverschiebung.

via GIPHY

Noch läuft das Pendel der Turmuhr...

Dann heisst es in der Nacht von Samstag auf Sonntag: Stillstand bei den öffentlichen Uhren, von 20 Uhr bis am nächsten Morgen um 7 Uhr, also nach Sommerzeit dann eben 8 Uhr. «Es ist die ruhigste Nacht in Basel», sagt Christian Jaggy. Denn wenn die Uhren stillstehen, wird die Zeit auch nicht mit Glockenschlägen angegeben.

...aber in der Nacht auf Sonntag wird es angehalten. 

Die Zeit kommt aus Deutschland

Die Glockenschläge werden von Uhrwerken ausgelöst, die in Basel aus der Zeit zwischen 1850 und 1870 stammen. Als 1930 die damaligen Elektrischen Werke – die heutige IWB – die Betreuung der Uhren übernommen hatte, wurden sie elektrisch aufgerüstet. Und eben, seit zwei Jahren sind die öffentlichen Uhren an Funk angeschlossen. Das Signal kommt jedoch nicht von einem Schweizer Sender, sondern aus Mainflingen, bei Frankfurt am Main im Bundesland Hessen.

So sieht die Turmuhr von innen aus. 

Der Radius des Senders reicht etwa 6000 Kilometer weit und deckt ganz Mitteleuropa ab. Dreimal am Tag fragen die Funkuhren das Signal ab, meist um etwa 2 Uhr morgens, 8 Uhr morgens und 16 Uhr nachmittags. Mittels dieses Signals wissen sie, was für Zeit ist. Die Uhren messen aber ständig die Zeit. Sobald eine Uhr vier Sekunden vorgeht, wird sie um vier Sekunden angehalten. Dann ist die Zeit wieder im Lot.

So sieht das Uhrwerk der Martinskirche zur vollen Stunde aus. 

Dass die Zeitumstellung gerade auf das Wochenende während der besucherintensiven «Baselworld» fällt, sei eine «dumme Angelegenheit» wegen dem extremen Verkehrs, so Christian Jaggy. Denn trotz aller Technik, kann es zu Fehlern kommen. Deswegen ist am Sonntag und Montag ein Kontrollgang bei Christian Jaggy angesagt. Ob alle Uhren schon richtig gehen, ist noch unklar. Doch sicher ist, ab Sonntag sind die Morgen wieder dunkler, erst in 20 Tagen hellt es am frühen Morgen wieder auf. Und spätestens dann ist auch klar: Der Frühling ist da. 

Weitere Titelgeschichten unter News Basel.

Was ist Ihre Meinung zur Zeitumstellung? Diskutieren Sie mit uns auf Facebook