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Facebook rückt Beiträge von Unternehmen und Medien in Hintergrund

Facebook-Nutzer werden künftig prominenter Beiträge von Freunden und Familie statt von Unternehmen, Medien und politischen Gruppen zu sehen bekommen. Chef Mark Zuckerberg will damit die Bedeutung von Facebook als soziales Netzwerk stärken.

Mit dem Schritt solle das weltgrösste Online-Netzwerk wieder stärker auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet werden, persönliche Verbindungen zu ermöglichen, schrieb Mark Zuckerberg in einem Facebook-Beitrag in der Nacht zum Freitag.

"Ich ändere das Ziel für unsere Produkt-Teams: Statt sich darauf zu konzentrieren, ihnen beim Finden relevanter Inhalte zu helfen, sollen sie Ihnen helfen, bedeutsamere soziale Beziehungen zu haben", erklärte Zuckerberg.

Ein Grund für die Änderungen sei auch, dass laut Studien Kontakte über soziale Medien mit Menschen, die einem wichtig seien, gut für das Wohlbefinden sein könnten. "Andererseits kann das passive Lesen von Beiträgen oder das Anschauen von Videos - selbst wenn sie unterhaltsam oder informativ sind - nicht so gut sein." Facebook fühle eine Verantwortung dafür, dass Dienste des Netzwerks gut für das Wohlbefinden seien, schrieb Zuckerberg.

Er rechne damit, dass mit den Änderungen Menschen weniger Zeit bei Facebook verbringen würden. "Aber ich erwarte auch, dass die bei Facebook verbrachte Zeit wertvoller sein wird." Damit werde die Entscheidung auf lange Sicht auch für das Geschäft gut sein, so der Facebook-Chef.

Kritik von Journalistik-Professor

Die Pläne stiessen am Freitag auf erste Kritik. Facebook habe sich zu einem wichtigen Lieferanten von Nachrichten und Informationen für die Nutzer entwickelt, schreibt der US-amerikanische Journalistik-Professor Jeff Jarvis in einem Blog-Beitrag.

Facebook könne seine Verantwortung nicht einfach aufkündigen, die die Plattform als wichtiger Lieferant von Nachrichten und Informationen in der Gesellschaft inzwischen eingenommen habe. Es sei zu befürchten, dass die ursprünglichen Sorgen von Medien-Unternehmen wahr würden, dass ihnen der Teppich unter den Füssen weggezogen werde.

Er sei zuversichtlich, dass Facebooks Bemühungen, sinnvolle Interaktionen fördern zu wollen, letztlich "zu mehr Höflichkeit in unseren Gesprächen führen könnte, die die Gesellschaft dringend braucht", schreibt Jarvis. "Die Frage ist: Wird Facebook Höflichkeit, Intelligenz und Glaubwürdigkeit oder blosse Konversation schätzen und messen?"

Es sei bekannt, was allein das Gespräch bringe: "Kommentare und Trolle". Er würde sich wünschen, dass Facebook die Qualität von Nachrichten befördern werde. Facebook dürfe das "journalistische Baby" nicht mit dem Badewasser ausschütten, sondern müsse hochwertige Inhalte erkennen und wertschätzen.

Jarvis ist Journalist und Buchautor und unterrichtet an der Graduate School of Journalism an der City University of New York.