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Infektionsquelle bei Herzoperationen aufgedeckt

Schwere Infektionen nach Herzoperationen gehen sehr wahrscheinlich auf Kontaminationen in bestimmten Geräten in Herz-Lungen-Maschinen zurück. Dazu kommt es offenbar schon im Herstellungsprozess, zeigt eine Studie mit Beteiligung des Universitätsspitals und der Universität Zürich.

Bereits 2013 wiesen Forschende der Universität und des Unispitals Zürich nach, dass der Keim Mycobacterium chimaera schwere Infektionen an Herzklappen und der Hauptschlagader verursacht, wenn er in Wassertanks von Herz-Lungen-Maschinen vorkommt. Während Herzoperationen wird er mitunter über die Ventilatoren der Geräte im OP-Saal verbreitet. Die Vorgaben für den Umgang mit diesen Geräten wurden daraufhin verschärft.

Wie das Mycobacterium in die Temperaturregulierungsgeräte hinein kam, war jedoch bisher unklar. Ein internationales Forscherteam mit Zürcher Beteiligung hat nun den Übertragungsweg bis zum Gerätehersteller zurückverfolgt, wie das Universitätsspital Zürich am Donnerstag mitteilte. Dazu führten sie umfassende DNA-Analysen an Proben durch und verglichen die Gensequenzen der Keime. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases".

Umfassende Proben-Analyse

Sie analysierten auf diese Weise 250 Proben von 21 nach Herzoperationen erkrankten Patienten aus der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland und Grossbritannien. Hinzu kamen bereits vorhandene Gensequenz-Daten von zwölf Fällen aus Australien und den USA. Ebenfalls untersucht wurden Proben aus den Wassertanks der Herz-Lungen-Maschinen, aus der Luft in den OP-Sälen sowie an den Produktionsstätten zweier Gerätehersteller.

Das Resultat: Die meisten der Temperaturregulierungsgeräte der Herz-Lungen-Maschinen und die meisten Patienten waren mit dem gleichen Stamm des Mycobacteriums befallen, den die Forschenden auch an der Produktionsstätte eines der Hersteller identifizierten. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit seien die Geräte somit bereits bei der Herstellung kontaminiert worden, hiess es in der Mitteilung.

Suche nicht einstellen

Obwohl damit eine Hauptquelle der Infektionen aufgedeckt scheint, warnen die Studienautorinnen und -autoren, die Suche nach weiteren Übertragungsquellen einzustellen. Anhand der Daten sei nicht auszuschliessen, dass es weitere Quellen gebe.

Derlei Infektionen sind zum Glück selten und kommen in etwa einem von 10'000 Fällen vor. Weltweit gab es in den letzten Jahren etwas über 100 Infektionen nach Operationen am offenen Herzen, bei denen eine Herzklappe oder eine künstliche Hauptschlagader eingesetzt wurde. Weil die Symptome unspezifisch sind, sei die Infektion schwer zu erkennen, schrieb das Universitätsspital Zürich.

Normalerweise ist das Mycobacterium chimaera aber relativ harmlos und kommt weltweit im Trinkwasser vor. Der Mikroorganismus kann jedoch auch bei Patienten mit stark geschwächter Immunabwehr zu Lungenentzündungen führen.