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Klimaphänomen El Niño sorgt in Peru für enorme Zerstörung

Das Klimaphänomen El Niño hat in Teilen Perus durch Überschwemmungen und Erdrutsche verheerende Zerstörungen angerichtet. Dabei kamen in der Hauptstadt Lima und im Norden des Landes seit Jahresbeginn bereits mindestens 72 Menschen ums Leben.

Dies teilte das Nationale Katastrophenschutzzentrum am Wochenende mit. Zehntausende Menschen wurden obdachlos, Millionen weitere drohten von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten zu werden. Mehrere Oppositionspolitiker riefen den Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski auf, einen landesweiten Notstand auszurufen.

"Es ist ohne Zweifel eine schwierige Situation", sagte der Staatschef angesichts der seit Wochen anhaltenden heftigen Regenfälle. Peru habe aber die nötigen Mittel, um der Lage Herr zu werden. Die Regierung kündigte an, umgerechnet etwa 720 Millionen Euro Hilfsgelder zum Wiederaufbau bereitzustellen.

Aussenbezirke Limas überflutet

Nach den Regenfällen traten in Peru viele Flüsse über die Ufer. Bei einem Erdrutsch in der nordperuanischen Stadt Otuzco kamen bis Freitag zehn Menschen ums Leben. Die meisten waren Lastwagenfahrer, die von den Erdmassen überrascht worden waren. Schlammlawinen verschütteten auch Teile der Hauptverkehrsstrasse zwischen Lima und dem Zentrum des Landes.

In Lima wurden am Freitag einige Aussenbezirke überflutet. Im Viertel Huachipa setzten die Rettungskräfte Seilrutschen ein, um die Einwohner in Sicherheit zu bringen. Einige hatten sich auf Hausdächer geflüchtet.

Um nicht von den Wassermassen fortgespült zu werden, bildeten die Menschen in einigen Vierteln der Zehn-Millionen-Einwohner-Stadt Menschenketten. Das Hochwasser des Flusses Rimac brachte in Lima eine Fussgängerbrücke zum Einsturz.

Wegen des schlammigen Wassers in den Hochwasser führenden Flüssen rationierte die Stadtverwaltung das Trinkwasser. Dies löste einen Ansturm auf Wasserflaschen in den Geschäften aus, so dass es mancherorts keine mehr zu kaufen gab.

Von Schlammmassen überrascht

Salomón Imán aus Chosica östlich von Lima sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe wegen des Hochwassers seine Matratze aus seinem Haus retten wollen und sei dabei von Schlammmassen überrascht worden. "Plötzlich kam der Erdrutsch und trug mein Haus fort."

Eine Bewohnerin von Chosica namens Leila bat dringend um Hilfe bei ihrer Umsiedlung aus dem Überschwemmungsgebiet. "Bitte, wir brauchen Zelte, Wasser. Wir sind rund 300 Familien."

Das Nationale Katastrophenschutzzentrum erklärte, durch die Naturkatastrophen hätten landesweit mehr als 72'000 Menschen ihre Häuser verloren, insgesamt seien mehr als 567'000 Menschen von dem Unwetter betroffen. Ministerpräsident Fernando Zavala teilte mit, dass für 811 der mehr als 2800 peruanischen Bezirke der Notstand gelte.

Weltweite Wetterextreme

Beim Klimaphänomen El Niño sammeln sich warme Wassermassen im zentralen und östlichen Pazifik, die Folge sind weltweite Wetterextreme. In dieser Saison ist das Phänomen besonders ausgeprägt und Peru stark betroffen.

Heftige Regenfälle führen in Peru besonders leicht zu Erdrutschen, weil es in dem südamerikanischen Andenland viele baumarme Bergregionen und sandige Gebiete gibt, die kaum Wasser aufnehmen können. Besonders gefährdet sind die Menschen in Perus Armenvierteln, deren Hütten kaum Schutz bieten.