Berghütte am Moiry Gletscher, Kanton Wallis (Symbolbild). © Keystone
Berghütte am Moiry Gletscher, Kanton Wallis (Symbolbild). © Keystone
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Langzeit-Forschungsprojekt in den Alpen gestartet

Ein Forschungsprojekt in den Alpen möchte die langfristige Wirkung von Umweltveränderungen auf die belebte Natur aufzeigen. Eine Beobachtungsfläche liegt am Furkapass. Mehrere andere Stationen befinden sich im Nationalpark Hohe Tauern in Österreich.

"Langfristigkeit und Standardisierung kommen in der Biologie zu kurz", sagte Christian Körner, Mit-Initiator des Projekts und emeritierter Professor an der Universität Basel. Das soll nun das aktuelle Projekt leisten, das kürzlich im Rahmen des sechsten internationalen Symposiums für Forschung in Schutzgebieten in Salzburg vorgestellt wurde.

Dafür haben die Forscher an fünf Orten im Alpenraum biologische Beobachtungsstationen eingerichtet. Drei Stationen befinden sich im Nationalpark Hohe Tauern - je eine in Salzburg, Kärnten und Osttirol. Je eine weitere Station befindet sich im Südtirol und in der Schweiz.

Station am Furkapass

"Da die Möglichkeiten für so eine langfristige Umweltbeobachtung nirgends so ideal sind wie direkt vor unserer Forschungsstation auf dem Furkapass, beschloss ich, dort auf etwa 2470 Meteron Höhe analoge Dauerflächen einzurichten", erklärte Körner der Nachrichtenagentur sda auf Anfrage.

Den Anfang machten die Stationen im Nationalpark Hohe Tauern. "Die zwei Zusatzflächen helfen sehr, Aussagen auf grösserer Skala abzusichern, also quasi für die Alpen", sagt Körner. "An der Tagung in Salzburg kamen weitere Interessenten aus anderen Nationalparks auf mich zu." Weitere Standorte, die sich dem Netzwerk anschliessen wollen, seien hoch willkommen.

"In der Tat wäre es schön, wenn sich auch im Schweizerischen Nationalpark so etwas einrichten liesse." Die Möglichkeiten habe er noch nicht ergründet, sagte Körner. "Es war nicht absehbar, dass diese Idee auf solches Echo stösst."

Die Beobachtungsflächen bestehen jeweils aus mehreren ein Meter breiten und rund zehn Meter langen Gradienten, an denen die Entwicklung der Naturräume genau und standardisiert beobachtet wird.

Nationalparks sind beständig

Der Forschungsansatz ist interdisziplinär und umfasst Zoologie, Botanik, Mikrobiologie, Gewässer- und Bodenkunde. Sehr wichtig sei, dass ein Nationalpark Träger dieses langfristigen Projekts sei, erklärte Körner. "Universitäten ändern sich. Die Interessen fluktuieren mit Professoren und politischen Strömungen. Nationalparks bleiben langfristig da."

Der Nationalpark Hohe Tauern biete aus mehreren Gründen gute Voraussetzungen für ein derartiges Projekt, findet der Wissenschaftler. So ist das Forschungsgebiet langfristig vor direkten menschlichen Eingriffen geschützt.

"Wir gehen in den alpinen Raum nicht, weil er so wichtig ist, sondern weil wir dort Ungestörtheit und auf kleinem Raum viel mehr Pflanzen- und Tierarten als woanders haben. Derartige Bedingungen finde ich nirgendwo anders vor", sagte Körner. Hier werde ein Fundament für jahrzehntelange Forschung gelegt, so der Botaniker.

Das Projekt ist in das internationale LTER-Programm (Long-Term Ecological Research) eingebettet. In der ersten Etappe soll bis 2019 die Methodik entwickelt werden, die in einem Handbuch festgehalten werden soll. Das Budget dafür beträgt 540'000 Euro und wird je zur Hälfte aus EU- und österreichischen Bundesmitteln finanziert.