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Psychotherapie verändert das Gehirn

Die Behandlung einer Sozialen Angststörung durch Psychotherapie zeigt Wirkung im Gehirn, berichten Zürcher Forschende. Durch eine zehnwöchige Therapie normalisierten sich demnach Hirnstrukturen, die für Regulierung und Verarbeitung von Emotionen zuständig sind.

Ausgeprägte Angst, mit fremden Menschen zu sprechen oder in einer Gruppe die Aufmerksamkeit durch peinliches Verhalten auf sich zu ziehen - eine solche Soziale Angststörung kann den Alltag stark einschränken. Sie beruht darauf, dass bestimmte Hirnareale, die normalerweise Emotionen regulieren und verarbeiten, dies nicht mehr ausreichend bewerkstelligen.

Ein Forscherteam der Universität, des Universitätsspitals und der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) Zürich berichtet nun, dass kognitive Verhaltenstherapie diese Hirnstrukturen bei Patienten wieder normalisieren kann. Bei dieser Form der Gruppentherapie trainieren Betroffene beispielsweise durch Rollenspiele und Selbstbeobachtung Strategien, mit der Angst in sozialen Situationen umzugehen.

Die Forschenden um Annette Brühl von der PUK untersuchten das Gehirn von 33 Betroffenen vor und nach einer zehnwöchigen Therapie, wie die Universität Zürich am Montag mitteilte. Von den Ergebnissen berichteten die Wissenschaftler unlängst im Fachblatt "Molecular Psychiatry".

Stärker vernetzt

"Wir können zeigen, dass es zu strukturellen Veränderungen in Hirnarealen kommt, die mit Selbstkontrolle und Emotionsregulation zusammenhängen", fasst Brühl die Resultate gemäss der Mitteilung zusammen. Auch waren Hirnareale, die an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt sind, nach der Therapie stärker vernetzt. "Die Psychotherapie normalisiert die durch eine Soziale Angststörung ausgelösten Hirnveränderungen", so Brühl.

Einen gewissen Mangel an der Studie stellt das Fehlen einer Kontrollgruppe dar, geben die Studienautoren im Fachartikel zu bedenken. Der Hauptfokus der Untersuchung sei jedoch gewesen, den Mechanismus zu ergründen, wie die Therapie zu einer Verbesserung der Symptome führe.

Für die Resultate spräche auch die Beobachtung, dass die in der Studie beobachteten Veränderungen im Gehirn umso ausgeprägter waren, je besser die Therapie beim jeweiligen Patienten gewirkt hatte. Weitere Studien seien jedoch nötig, die Wirkung der kognitiven Verhaltenstherapie auf Gehirnstrukturen zu bestätigen und weiter zu entschlüsseln.