Rücktritt des italienischen Regierungschefs Matteo Renzi.
Rücktritt des italienischen Regierungschefs Matteo Renzi.
  • sda / barfi / keystone
  • Aktualisiert am

Renzis mögliche Nachfolger

Nach dem Rücktritt von Matteo Renzi als Regierungschef muss Staatspräsident Sergio Mattarella einen Nachfolger finden. Ein Blick auf mögliche Kandidaten:

PIER CARLO PADOAN, bislang Wirtschafts- und Finanzminister, ist ein Politiker der alten Schule und geniesst vor allem in Brüssel Anerkennung. Das dürfte auch an seinem besonnenen Auftreten liegen, das er anders als Renzi an den Tag legt. Entscheidet sich Mattarella für den 66-jährigen Ökonom, dürfte das ein beruhigendes Signal an die Märkte senden. Padoan hat in der (internationalen) Wirtschaftspolitik viel Erfahrung gesammelt: erst als Wirtschaftsberater unter Ex-Premierminister Massimo D'Alema, dann als Exekutivdirektor beim Internationalen Währungsfonds, schliesslich als Vize-Generaldirektor bei der internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Padoan gehört keiner Partei an.

PIETRO GRASSO ist Präsident des italienischen Senats. Einst war der Jurist und Staatsanwalt als Mafia-Jäger bekannt. Der 71-Jährige hat zwar noch keine Erfahrung als Ministerpräsident, war aber immerhin schon kurzzeitiger Interimspräsident nach dem Rücktritt von Staatspräsident Giorgio Napolitano 2015. Fast drei Wochen lang nahm der Politiker der sozialdemokratischen Partei PD die Aufgaben des Staatsoberhauptes wahr, bis Mattarella sein Amt antrat.

PAOLO GENTILONI ist Pro-EU und als bisheriger Aussenminister auch über die Grenzen Italiens hinaus kein unbekanntes Gesicht. Der 62-Jährige begann seine politische Laufbahn als Sprecher des Bürgermeisters von Rom im Jahre 1993 und war unter Ministerpräsident Romano Prodi Kommunikationsminister. Gentiloni gilt als Politiker, der sich auf das Wesentliche konzentriert und keine Spielchen treibt.

DARIO FRANCESCHINI ist ein enger Verbündeter Renzis und hat als Kulturminister eine gute Figur gemacht. Er geniesst nicht nur bei den Sozialdemokraten Rückhalt, deren Chef er 2009 war. Als Kulturminister hatte der 58-Jährige für Furore gesorgt, als er hohe Ämter in Italiens Museen erstmals international ausgeschrieben hat. Der Jurist ist seit 2001 Abgeordneter und auch als Autor aktiv: Er hat mehrere Romane geschrieben.

CARLO CALENDA setzte als Minister für Wirtschaftliche Entwicklung auf Wachstum. Zu der Hypothese, er werde der nächste Premierminister, sagte der 43-Jährige: "Das bringt mich zum Lachen." Geht es nach ihm, müssten die Zeiten der Übergangsregierungen beendet sein. Der PD-Politiker gilt als ein bisschen Manager und ein bisschen Politiker: Ende der 90er Jahre pflegte er bei Ferrari die Kunden- und Finanzbeziehungen, danach arbeitete er im Marketing von Sky Italia.

GRAZIANO DELRIO ist studierter Mediziner und bislang Minister für Infrastruktur und Verkehr. Als Chef einer Übergangsregierung würde er vermutlich einen ähnlichen Stil wie Renzi pflegen, er gilt als "super-renziano" - nur menschlicher. Er könnte besänftigend auf die zerstrittenen politischen Lager nach der Referendumskampagne wirken. Der 56-Jährige startete seine politische Karriere als Bürgermeister in seiner Heimatstadt Reggio Emilia und hat neun Kinder.

ENRICO LETTA ist Renzis Vorgänger und wurde 2014 nicht abgewählt, sondern praktisch durch eben jenen Renzi verdrängt. Der 50-jährige Letta hat in den Hauptstädten Europas einen guten Ruf und gilt als erfahren. Letta ist allerdings zurzeit weit weg vom Politikbetrieb in der Hauptstadt: Er bringt Studenten an der Pariser Hochschule für internationale Beziehungen PSIA Politik bei.