Bild: Pixnio
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Umfassende Klimadaten aus 2000 Jahren veröffentlicht

Baumringe, Eisbohrkerne und historische Dokumente geben Auskunft über das Klima der Vergangenheit. Ein internationales Forscherteam unter Leitung der Uni Bern hat die Informationen aus allen möglichen Quellen in der bisher vollständigsten Klimadatenbank zusammengetragen.

Um über den Beginn der offiziellen Wettermessungen hinaus in die Vergangenheit des globalen Klimas zu blicken, nutzen Forschende sogenannte "Proxydaten". Baumringe zum Beispiel verraten, welche Jahre wärmer oder kälter waren, und Gaseinschlüsse in Eisbohrkernen haben die Zusammensetzung der vergangenen Atmosphäre konserviert. Auch Korallen, Meeres- und Seesedimente erlauben einen Blick in die Vergangenheit, ebenso wie historische Aufzeichnungen.

Die vorhandenen Daten über das Klima der letzten 2000 Jahre hat ein internationales Forscherteam in der Datenbank "PAGES2k" zusammengetragen, wie die Universität Bern am Dienstag mitteilte. Nun veröffentlichen sie eine zweite, stark ergänzte Version und damit die "bisher transparenteste und vollständigste" Datensammlung über das Klima der letzten 2000 Jahre, so die Mitteilung. Veröffentlicht wurde sie online im Fachmagazin "Nature Scientific Data".

Offen zugängliche Daten

Die Datenbank wurde von Klimaforscherinnen und -forschern aus der ganzen Welt erstellt und von der Klimawissenschaftsorganisation PAGES (Past Global Changes) mit Sitz an der Uni Bern koordiniert. Beteiligt waren sechs Berner Klimatologinnen und Klimatologen. Ein Konsortium habe die Daten ausgewählt und geprüft und nach einheitlichen Kriterien zusammengeführt, schrieb die Hochschule.

Die Sammlung umfasst nun 692 Einträge aus 648 Orten über alle Kontinente und Ozeane hinweg. Die Daten sind offen zugänglich und können sowohl von Forschenden als auch von Bürgerwissenschaftlern genutzt werden. Sie stellen ein wichtiges Werkzeug für Klimarekonstruktionen und -modelle dar.

Auch eine erste Zusammenfassung konnten die Forschenden aus der Datensammlung ableiten: Demnach fand im 19. Jahrhundert eine langfristige Abkühlung statt, auf die dann ein starker Erwärmungstrend folgte. Dies decke sich mit einem Grossteil der aktuellen Klimaforschung, schrieb die Uni Bern. Zudem stimmten die Trends mit regionalen Temperaturmustern überein, die anhand der früheren, noch begrenzten Version der Datenbank rekonstruiert wurden.

Perspektive des Südens

Die Universität Bern war eine der wenigen Institutionen, die an allen Teilen des Projekts beteiligt waren. "Wichtig an unserem Beitrag ist unter anderem, dass wir die Perspektive des Südens einbringen", erklärte Raphael Neukom von der Uni Bern, einer der Projektleiter und Mitautor der publizierten Datenbank. Im Süden seien viel weniger Daten verfügbar als im Norden.

"Da wir zahlreiche Projekte in Südamerika, Australien und im südlichen Afrika haben, stammt der Anteil der Daten aus der südlichen Hemisphäre grösstenteils von der Arbeit, die wir in diesen Regionen leisten", so Neukomm. Dabei spielten auch die Kontakte mit Forschenden von der Südhalbkugel eine wichtige Rolle: Es brauche viel Vertrauen und langjährige Zusammenarbeit, um die besten Datensätze für solch ein globales Projekt zu erhalten.