Beat Ernst, Chemiker am Biozentrum. Bild: Universität Basel
Beat Ernst, Chemiker am Biozentrum. Bild: Universität Basel
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Uni Basel: Ein molekularer Schwamm soll gegen Nervenerkrankung helfen

Forscher der Uni Basel haben einen Ansatz entwickelt, gegen eine seltene Autoimmunerkrankung des peripheren Nervensystems vorzugehen. Eine Art molekularer Schwamm soll dabei schädliche Antikörper abfangen.

Gefühlsverlust in Armen und Beinen, Nervenschmerzen und Verlust der Bewegungskontrolle bis hin zur Gehbehinderung, das alles sind Symptome einer seltenen Krankheit, bei der sich das Immunsystem gegen das körpereigene Nervensystem richtet. Genauer gesagt erkennen Antikörper das sogenannte Myelin-assoziierte Glykoprotein (MAG) im peripheren Nervensystem und lenken das Immunsystem zum Angriff auf die körpereigenen Strukturen. Das führt zu Störungen der Nervenfunktion.

Gelingt es, die Menge dieser Antikörper im Blut zu verringern, verbessern sich die Symptome. Bisher sind aber keine Medikamente zugelassen, die spezifisch diese Antikörper reduzieren.

Schädliche Antikörper "aufsaugen"

Forscher um Beat Ernst von der Uni Basel stellen nun einen möglichen Ansatz dafür vor, schrieb die Hochschule in einer Mitteilung von Montag: Ein synthetisches Zuckermolekül, das wie ein molekularer Schwamm die schädlichen Antikörper "aufsaugen" soll. Der Trick besteht darin, dass das Molekül dem MAG ähnelt. Die Antikörper werden so getäuscht, binden an dieses Molekül und werden so eingesammelt.

Im Laborversuch gelang es, den Antikörper aus Patienten-Serum und aus Versuchsmäusen zu entfernen, wie die Forscher im Fachblatt "PNAS" berichten. Die Methode gilt es jedoch weiter zu verfeinern und sorgfältig in Sachen Sicherheit zu prüfen, bevor sie an Patienten getestet werden kann.

Bisher wird die Anti-MAG-Neuropathie durch Unterdrückung des Immunsystems behandelt. Das sei aber wenig effizient und könne zu schweren Nebenwirkungen führen, schrieb die Uni Basel. Der Ansatz mit dem molekularen Schwamm könnte sich allenfalls auch auf andere Autoimmunerkrankungen übertragen lassen, die ähnlich zustande kommen, beispielsweise das Guillain-Barré-Syndrom.