Hamilton aEro ©Hangar 55
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Walliser Jungunternehmen entwirft Elektroflugzeug der Zukunft

Ein elektrisch angetriebenes Flugzeug, das Kunstflüge bewältigen und über eine Stunde in der Luft bleiben kann - was nach Zukunftsmusik klingt, setzt ein Oberwalliser Jungunternehmen in die Realität um. Die Unternehmer sehen viel Potenzial für Elektroflugzeuge.

Das Flugzeug ist der Stolz des Start-ups Hangar 55 AG mit Sitz in Visp und wirkt wie auf die Unternehmer zugeschnitten. Hinter dem Projekt stehen Thomas Pfammatter, Pilot der Air Zermatt und Dominique Steffen, Gesamtweltcupsieger im Kunstflug der Gleitschirmflieger.

Ihr neu konzipiertes Fluggerät lassen sie am Flugplatz Raron VS hochsteigen. Die weiss und orange lackierte Maschine ist ein Einsitzer und wird über einen Propeller an der Flugzeugnase angetrieben. Sie wirkt klein und wendig und hebt völlig lautlos ab.

"Es liegt auf der Hand, dass die Zukunft der Luftfahrt elektrisch ist", sagt Thomas Pfammatter der Nachrichtenagentur sda. Wer die Leistung von einer Stunde Autonomie für lächerlich hält, ist auf dem Holzweg.

Die besten elektrisch angetriebenen Flugzeuge für Kunstflüge halten bislang eine Viertelstunde, sagt der dritte Unternehmer Sébastien Demont, Elektroingenieur und Pilot. Er bringt vor allem sein Fachwissen zum Betrieb der Batterien ein.

Nur Vorteile durch Elektroantrieb

Zuvor war er während zehn Jahren Chef-Elektroingenieur des Projekts Solar Impulse, des Flugzeuges von Bertrand Piccard und André Borschberg, das von März 2015 bis Juli 2016 mittels Solarenergie die Welt umrundete.

Für ihn hat ein Elektroantrieb nur Vorteile. So sei ein Elektromotor bis zu zehn mal robuster als ein Verbrennungsmotor. Die Unterhaltskosten seien 50 mal tiefer. Die Sicherheit sei höher, weil Batterien im Fall eines Absturzes oder Unfalls nicht explodierten.

Insgesamt seien die Kosten für ein Elektroflugzeug zwei Drittel tiefer als die für ein Flugzeug mit Verbrennungsmotor, schätzt Sébastien Demont. In seinen Berechnungen sind Kaufpreis, Unterhalt und Treibstoff inbegriffen. Zudem machten Elektroflugzeuge keinen Lärm.

Diese Vorteile entgingen auch anderen Flugzeugbauern nicht, weltweit werden Studien zu Elektroflugzeugen veröffentlicht. In den USA werden Ausbildungsflüge mit elektrisch betriebenen Flugzeugen durchgeführt, um Kosten zu sparen. Doch handle es sich dabei um Motorflugzeuge, bei denen der Antrieb ausgetauscht worden sei.

Wie ein Bolide in der Formel 1

Das Walliser Start-up entwickelte hingegen ein völlig neues Flugzeug und optimierte jedes einzelne Bestandteil. Seit dem Erstflug am 7. Juni bewährte sich das Flugzeug und war an einem Tag bereits acht Mal in der Luft, ohne Anzeichen von Mängeln oder einem Leistungsabfall, sagt Demont.

Als nächster Schritt will das Unternehmen die Zulassung für den Kunstflug erhalten. Der Kunstflug ist für das Jungunternehmen vor allem ein Schaufenster, wie die Formel 1 für die Automobilindustrie. "Der Kunstflug ist der beste Wettkampf, um unser Know-how zu zeigen", sagt Thomas Pfammatter.

Das Unternehmen erhofft sich, eine Kleinserie dieser Flugzeuge anfertigen zu können, mit einem Spitzenprodukt in einem Nischenmarkt. Das langfristige Hauptziel ist aber die Entwicklung und der Verkauf von Elektromotoren und Batterien für die Luftfahrt.