• Andy Strässle
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Basler Taxigewerbe: Die Hölle auf Rädern

In Basel leisten 470 Taxis ihre nützlichen Dienste. Gerade während der Festtage haben sie Hochkonjunktur. Im Taxigewerbe sind die Hintergründe aber wenig weihnächtlich.   

«Die Leute sind meist gut drauf, ich geniesse die Zeit dieses Jahr. Es ist auch toll, dass etwas los ist, dass ist in Basel ja nicht selbstverständlich.» Sandro kam als Kind aus Bosnien in die Schweiz. Er ist ein begeisterter Taxifahrer. «Ich wollte immer Taxi fahren, das ist mein Traumjob», erklärt er, ausgerechnet im dicken Stau bei der Münchensteinerbrücke.

Der Fahrtenzettel eines Mini-Fahrers zeigt tatsächlich, dass die Weihnachtstage recht lukrativ sind. In vier Tagen – vom 16. bis am 20. Dezember – macht der Fahrer einen Umsatz von 2'569 Franken. Dabei ist er 1091 Kilometer gefahren, ziemlich genau die Hälfte davon mit Fahrgästen. So dass auch die Auslastung des Taxis bei 48 Prozent liegt, wie der barfi.ch vorliegende Fahrtenzettel akribisch aufzeigt.

Die Fahrt ins Nirgendwo

Die Arbeitszeiten sind allerdings lang. Am ersten Tag arbeitet der Chauffeur von viertel vor Sieben am Morgen bis um 10 nach 10 in der Nacht. Der nächste Tag beginnt für unseren Fahrer allerdings nach einer zweistündigen Pause schon 0.42 Uhr. Eine Pause folgt dann um fünf Uhr morgens bis um neun. Danach ist der Fahrer wieder unterwegs bis um elf Uhr in der Nacht. Der 18.12.2016 beginnt für ihn um halbeins. Er fährt bis um halb sechs Uhr morgens. Wer jetzt meint, es sei eine Pause fällig, liegt völlig falsch.

Um halbelf Uhr beginnt bereits der 19. Dezember für unseren Marathonfahrer und wieder fährt er ohne längere Pausen bis um halbelf Uhr abends durch. Am 20. Dezember schafft der wahrscheinlich ziemlich übermüdete Fahrer nach einer Pause von zwei Stunden noch vier Fahrten. Um zwei Uhr macht er schliesslich Schluss. Wahrscheinlich hat er sich dann hingelegt. Er bringt das Taxi erst gegen sechs Uhr am Dienstag zurück und trägt seine Abrechnung ein.

Sandro dagegen bedient Stammgäste, die eine Sammelrechnung haben. Er schätzt es, tagsüber zu arbeiten und versteht das Taxifahren auch als erweiterte Dienstleistung. So dass er seinen oft betagten Kunden hilft, die Einkaufstüten in Wohnung zu tragen. «Es ist eine schöne Sache, wenn man jemandem helfen kann.» Mit den Taxifahrer-Kollegen komme er auch gut aus. Einzig die am Flughafen und beim Bahnhof seien oft zerstritten. Aber schwarze Schafe gebe es halt überall.

Viel Arbeit, wenig Lohn

Auch Sandro arbeitet mit Pausen oft zehn bis zwölf Stunden am Tag. Sonst würde ihm der Lohn nicht zum Leben reichen. Aber ohne Pausen durchzufahren, wie unserer Marathonfahrer kann er sich denn doch nicht vorstellen. Zudem sagt er auch: «Ich glaube nicht, dass man das darf.» Eigentlich müsste das die Zentrale kontrollieren. Da die Taxifahrer aber «selbstständig» arbeiten, ist klar, dass die Zentrale sich vor allem für die geleisteten Fahrten interessiert. 

In Basel gilt ein Gesamtarbeitsvertrag für die Fahrer, der ihnen eine Umsatzbeteiligung von 43 Prozent garantiert. Bei einer Wochenarbeitszeit von 53 Stunden empfiehlt der Vertrag eine garantierten Lohn von 3'100 Franken. Was einem Stundenlohn von 13.50 entspräche. Aber diesen Garantielohn bekommt keiner von den Chauffeuren. Unserem Marathonfahrer bleiben von den 2'569 Franken rund also 1'104 Franken. Für diese Summe ist er sechzig Stunden gefahren. Er kommt also auf einen Stundenlohn von 18.40 Franken.

Damit kommt Sandro klar. Er sagt: «Natürlich, es ist nicht besonders viel Geld für das man je nachdem viel arbeiten muss.» Darum ist er auch froh, wenn sich manche Kunden ans Trinkgeld erinnern und ihm am Ende der Fahrt noch etwas zustecken. 

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