• Nathan Leuenberger
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Festnetz: kein Anschluss unter dieser Nummer

Haben Sie noch einen Festnetzanschluss? Dann gehören Sie zu einer aussterbenden Spezies.

Schon seit Jahren verzeichnen die Telekomanbieter einen rückläufigen Trend, wenn es um den klassischen Festnetzanschluss geht. 2012 berichtete die NZZ, dass in den vorhergehenden sieben Jahren einen Rückgang von 10 Prozent festzustellen war. Damals kamen in der Schweiz auf hundert Einwohner noch 39,5 Festnetzanschlüsse. Gleichzeitig gab es auf hundert Einwohner bereits rund 130 Mobilabonnemente. Seitdem hat sich die Situation was die festen Anschlüsse betrifft weiter verschlechtert, wie die Swisscom gegenüber barfi.ch bestätigt: «Während die Festnetznummer bei Geschäftskunden nach wie vor ein wichtiges Qualitätsmerkmal darstellt, sehen wir bei Privatkunden einen rückläufigen Trend.»

Grund für dieses Aussterben sind die jüngeren Generationen: Bei ihr ist das Interesse an einem festen Anschluss im eigenen Heim verschwindend klein geworden. Zu Hause ist man eh nie, Mobilität zählt mehr als alles andere. Auch im Barfi-Team haben wir zum eigenen Erstaunen festgestellt: kein einziges Mitglied der Redaktion hat noch einen aktiven Festnetzanschluss. Es reicht das persönliche Handy, damit ist man auch zuhause erreichbar. Der Trend war absehbar, schon zur Jahrtausendwende existierten bei uns mehr Mobil- als Festnetzanschlüsse. Und das Telefonieren ist bei den Jungen gar nicht mehr richtig beliebt, so Mediensprecherin der Swisscom Sabrina Hubacher: «Chat-Lösungen wie WhatsApp stehen hier eher im Vordergrund. Ein Festnetztelefon wird hier in der Regel erst beim Zusammenzug mit Freund/Freundin oder mit einer Familiengründung relevant.» Aber auch dies ist nicht in Stein gemeisselt, für die barfi.ch-Reaktoren, die in einer Partnerschaft leben gilt das nicht.

Festnetz als Beilage

Der Festnetzanschluss selber ist im Vergleich zu einem Handy zwar auf den ersten Blick günstig – wer diesen aus einem der Swisscomabos streicht, spart gerade mal 15 Franken – trotzdem ist er nicht mehr das grosse Aushängeschild der Telekomanbieter zudem beinhalten die 15 Franken nur den Anschluss, nicht aber die geführten Gespräche. Auch beim Konkurrenten Sunrise wird die Festnetztelefonie nicht mehr gross angepriesen. Der Anschluss ist nur noch im Kombipaket oder versteckt in der Kategorie «Internet + TV» zu finden.

Ganz aufgeben wollen die Unternehmen die Erfindung von Alexander Graham Bell aber nicht. Es wird einfach so günstig wie möglich dazu gepackt und mitgeschickt. Die Swisscom gibt jüngeren Kunden unter 26 einen Rabatt, wenn sie das Komplettpaket «inOneHome» bestellen, welches auch die Grundgebühr eines stationären Telefons beinhaltet.

Das Smartphone ist König. Und das veränderte sich blitzartig: Noch 1996 hatte nur jeder zehnte Schweizer einen Mobilfunkvertrag. Das ist nun 20 Jahre her. Ob es nach den nächsten 20 Jahren noch private Festanschlüsse geben wird, ist eher unwahrscheinlich.

Weg mit dem Kupfer, ran ans Internet

Die Swisscom zieht den Stecker: Auf Ende Jahr wird die bewährte Kupferleitung stillgelegt, die analoge Telefonie und der ISDN-Anschluss sind damit Geschichte. Wer trotzdem weiter telefonieren will, muss ein Adaptergerät kaufen, um den vielleicht noch gar nicht alten Knochen ins digitale Zeitalter zu retten. Modernere Telefone aus den letzten gut zwei Jahren mit Tonwahl sind nicht betroffen, wohl aber ausnahmslos alle ISDN-Geräte, welche wiederum ein Überbrückungsgerät brauchen. Nachfragen lohnt sich also. Dem Trend weg vom festen Hausanschluss wird dies natürlich weiter Vorschub leisten. Wo immer der Abonnent nicht bereit ist die Umstellung zu bezahlen, heisst es ab Ende Jahr unwiderruflich: Kein Anschluss unter dieser Nummer.

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