Unser Blick auf Basels bereits genehmigte Skyline 2029. Bild: barfi.ch
Unser Blick auf Basels bereits genehmigte Skyline 2029. Bild: barfi.ch
  • Jonas Egli
  • Aktualisiert am

Fotovision der Realität: Das ist Basels Skyline 2029

Hoch hinaus: Wolkenkratzerboom in Basel, an jeder Ecke steht ein Kran, um gen Himmel zu bauen. Geht es einfach um Prestige? Müssen wir uns an ein Leben in Häuserschluchten gewöhnen? Um Platz für alle zu haben, muss Basel verdichten, wo es nur geht. 27'500 Menschen leben heute bereits im gedrängtesten Quartier (Matthäus). Das sind pro Quadratkilometer, ohne auch nur im Ansatz zu übertreiben, tatsächlich doppelt so viel, wie in New York!

Spätestens seit dem Roche-Neubau ist den meisten klar: Basel will definitiv nach oben. An der Spitalstrasse ragt das Biozentrum in die Sicht, der Turm zu Grosspeter wird täglich grösser, bei der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) kann man nun mit Aussicht wohnen und bereits haben die Rekordinhaber das nächste Projekt vorgestellt. 205m, sapperlott!

Blick in die Zukunft

Was viele vielleicht nicht wissen: Das war erst der Anfang. Novartis will sich von der Konkurrenz nicht lumpen lassen und hat seit 2014 die Erlaubnis in der Tasche, auf ihrem Campus drei Hochhäuser bis zu 120m zu bauen. Damit wird zwar die Sicht in den Norden definitiv abgeriegelt, aber die Bewohner des zukünftigen Quartiers Volta Nord, weniger prätentiös auch unter dem Namen 'Lysbüchel' bekannt, werden sich ab 2019 angesichts der mächtigen Skyline richtig städtisch fühlen können. Wenn man bedenkt, wie massiv die Veränderungen an der Erlenmatt ausgefallen sind, so kann man sich denken, das dieser neue Stadtteil wohl am selben Reissbrett entstehen wird. Im Dreispitz Areal ähnliches: Bald ziehen mehrere Grossfirmen ab und machen Platz für das, was nicht gerade unbescheiden schon vor Jahren präsentiert wurde. Inzwischen nennt man es allerdings nicht mehr «Soho» oder «Manhattan», denn wie auch andere Grossprojekte erfahren mussten, gibt es irgendwann doch überall eine Grenze. In Kleinhünigen soll mit Huningue und Weil das Gebiet 3Land entwickelt werden.

So wird der Bahnhof in Bälde erstrahlen. Bild: Baloise

Nachdem der Claraturm auf erbitterten Wiederstand von jenen Leuten gestossen ist, die den Abriss zu verkraften haben, scheint nun der Weg frei für den fast 100m hohen Turm, welcher dereinst an der Drahtzugstrasse entstehen soll. Termine folgen, wenn das Genehmigungsverfahren durch ist, so die Bauherrin UBS. Die nahe Messe selbst will dem ein weiteres Bauwerk anstelle von einer alten Bausünde dazustellen: Der Bauplan soll Ende diesen Jahres rechtskräftig werden und die Bagger dann 2019 am Messeplatz auffahren. Das alte Parkhaus wird wohl niemand vermissen.

Die Baugrube an der Güterstrasse ist bereits ausgehoben, bald soll diese  Lücke durch ein 81m hohes Gebäude gefüllt werden, welches eine ähnlich abendteuerliche Fassade haben wird wie die Seniorenresidenz wenige hundert Meter weiter südlich. Man nennt das spannende Meret-Oppenheim-Hochhaus liebevoll «Kaninchenstall» und, ja, das ist nicht ganz fern von der Wahrheit. Gleichzeitig wird auf der anderen Seite des Bahnhofes noch munter abgerissen, bevor es dort natürlich ebenfalls in die Höhe geht. Die Baloise will ab 2020 das nächste ankommende Drämmli schon am Barfi erspähen können.

Bereits im Bau: Das Meret-Oppenheim-Gebäude. Geplant wurde es von Herzog & de Meuron, ausführen tut's die SBB. Bild: SBB

Zum Biozentrum wird sich der umstrittene Neubau des Klinikum 2 in die Lüfte erheben, ab nächstem Jahr soll gebaut werden. Und auch die Uni will dem Schällemätteli einen deutlicheren Stempel aufdrücken. Nicht so hoch, dafür aber wuchtig. Etwa so die Grösse des Ozeaniums.

Nicht alles, was glänzt, ist Gold?

Manche finden’s toll, andere sehen sich ihrer liebgewonnenen Beschaulichkeit beraubt. Wir sind doch hier nicht in New York! Die Wahrheit mag manche erstaunen: Fakt ist, der Gipfelsturm entspringt auch einer Notwendigkeit, denn viele glauben weiterhin, Basel hätte 180’000 Einwohner. In Wirklichkeit muss die Stadt aber eine Infrastruktur (darunter auch Arbeitsplätze) für über eine halbe Million Menschen bereitstellen und das braucht Platz, der dann beim Häuserbau eingespart wird. Der Stadtraum ist zu allen Seiten hin eng begrenzt und damit auch die Möglichkeiten zur Expansion. Einfach ein neues Quartier ins Baselbiet zu stellen ist nicht die beste Lösung, nach Deutschland oder Frankreich hineinwachsen geht auch nicht. Also nach oben. Ein amerikanischer Häuserschluchten-Moloch wird Basel so schnell nicht werden, aber man wird sich an gewisse urbane Veränderungen gewöhnen müssen.

Dicht an dicht

Basels Bevölkerungsdichte liegt bei immerhin 7’700 pro Quadratkilometer und nochmals zur Erinnerung: Das dicht gedrängteste Quartier (Matthäus) hat stolze 27’500 Einwohner pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: Das ist überprüfbar doppelt so viel, wie New York im Schnitt hat. 37 km2 hat der Kanton an Platz zur Verfügung, davon sind 1.2 Grünflächen. Klingt nach wenig: Insgesamt bestehen aber 24.6 % der Stadtfläche aus Bäumen, Wiesen oder Kleinparks. Und so lange munter in die Höhe gebaut wird, bleibt dies auch so.

Gewiss, ein Trend scheint es zu sein, denn auch die Nachbarn machen mit: Grenzach träumt von einer Lagune, selbstverständlich mit Hochhaus, Pratteln baut munter Bürotürme neben Reihen-Einfamilienhäuser. Dass dies (noch?) nicht allen geheuer ist, ist verständlich.

Zur Orientierungshilfe, oder Umzugsplanungs-Vorwarnsystem, haben wir eine Karte mit zumindest den städtischen Projekten erstellt. Ob man Hochhäuser oder langandauernde Baustellen nicht mag, oder ob man das urbane Leben ersehnt, mit der Karte wird’s gehen.

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