Inzwischen wird ein Bürger ab seinem 18. Geburtstag «mündig», die Diskussionen über das Erwachsensein um weitere zwei Jahre zu senken, haben begonnen. Aber mit 14 Jahren bereits Regierungsrat - unmöglich. Nicht aber in den USA.
In Basel, wie der ganzen Schweiz, regiert das Volk und über ihm nur Hans-Peter Wessels! Mitwirken im politischen Zirkus darf jeder, der dazu Lust und die Volljährigkeit erreicht hat. Mit der «Mündigkeit» erhält man auch das Recht, gewählt zu werden, wovon die politische Gilde von morgen – die Jungpolitiker – immer wieder Gebrauch machen, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Die Geschichte zeigt: Jungspunde haben es in der Wählergunst oft schwer, gegen die vermeintliche Lebenserfahrung und vor allem die Netzwerke älterer Kandidaten anzukommen.
Mit 14 an die absolute Macht unmöglich? Von wegen, wozu gibt es die USA?
Ein Jungspund, der es nun versuchen möchte, ist Ethan Sonneborn. Durch ein Schlupfloch in der Gesetzgebung seines Heimatstaates Vermont - übrigens auch der Heimatstaat des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders - ist es ihm erlaubt, für den Posten des Gouverneurs zu kandidieren. Damit wir uns richtig verstehen, hier geht es nicht um den Sitz in einem Jugendparlament. Der Gouverneur ist Staats- und Regierungschef eines ganzen Bundesstaates, Oberbefehlshaber der jeweiligen National- und Staatsgarde, mit der Leitung der Regierungsgeschäfte in seinem Staat betraut, selbst das Begnadigungsrecht liegt bei ihm.
Kandidaten müssen lediglich seit mindestens vier Jahren in Vermont gelebt haben. Ethan erfüllt diese Vorgabe seit 14 Jahren, ist also damit beinahe überqualifiziert. Falls gewählt, wäre er Oberhaupt mit enormer Macht über einen Staat deutlich grösser als die Hälfte der Schweiz. Kurios: Er wirbt mit dem Thema Bildung und hat noch keinen Schulabschluss. Ob seine Kandidatur von Erfolg gekrönt sein wird, steht in den Sternen. Man bedenke, selbst ein Donald Trump erhielt in den USA eine Mehrheit.
In Basel alles bei den Alten?
Auf der Suche nach erfolgreichen Kandidaturen politischer «Jungstars» müssen wir unsere schöne Region nicht einmal verlassen. Noch in guter Erinnerung ist der politische Start unserer Basler Ständerätin Anita Fetz. Mit 27 Jahren gehörte sie bereits dem Grossen Rat an, ein Jahr später, 1985, wurde sie mit 28 in den Nationalrat gewählt. Dieser frühe Einstieg einer Baslerin wird jedoch noch in diesem Jahr von einer Frau aus der Region unterboten: SP-Politikerin und Vize-Präsidentin der SP-Baselland Samira Marti rückt Ende dieses Jahres mit nur 24 Jahren in den Nationalrat nach. Damit geht ein krasser Generationenwechsel von statten, denn SP-Urgestein Susanne Leutenegger-Oberholzer verlässt im Alter von 70 Jahren das politische Parkett.
Das sagen die Parteien
In der SP will man von einer Unterlegenheit der Jungen im Wahlkampf nichts wissen. «Wenn junge KandidatInnen gut sind und von der Partei gefördert werden (...) haben sie auch Wahlchancen», sagt Michael Sorg, Co-Generalsekretär der SP Schweiz. Er verweist zudem auf die Vorteile, welche junges Alter in der Politik mit sich bringt - beispielsweise den direkteren Zugang zu Problemen, mit denen sich ein 60-jähriger Anwalt wohl kaum noch herumschlagen muss. «Ausbildung, Studiengebühren, Wohnungssuche, Jobsuche», werden da genannt. Das Wichtigste sei jedoch unabhängig vom Geburtsjahr: «Man muss die Menschen gern haben und den Austausch mit Menschen schätzen. Das ist eine Qualität, die unabhängig vom Alter ist.»
Ein «zu jung zum regieren» kennt die SP also nicht. Bei der SVP geht man die Sache etwas pragmatischer an. «Je nach dem, wie stark eine Fraktion ist und wie viele Sitze zur Verfügung stehen, kann die Alters- und Geschlechtsverteilung variieren. Ist eine Partei in einem Kanton eher schwach, wird natürlich auf bekannte Gesichter gesetzt, um die Wahlchancen zu erhöhen», sagt Silvia Bär, stv. Generalsekretärin der SVP Schweiz. Zudem dürfte nicht ausser Acht gelassen werden, dass ein Nationalrat heute im Jahr CHF 150'000 verdient - ein Einkommen, was wohl die wenigstens knapp 20-jährigen ausweisen können. «Nicht wenige könnten denken, dass die Jungen sich ihre Sporen zuerst auf Gemeindeebene abverdienen sollten», gibt Bär zu bedenken.
Für Martin Stucki, Kommunikationsschef der FDP dreht sich die ganze Kandidatenfrage nur wenig um's Alter: "Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass engagierte, liberal denkende Menschen auf den FDP-Listen Platz finden. Menschen, die sich für eine fortschrittliche, freiheitliche und dem Gemeinsinn verpflichtete Schweiz einsetzen."
Wir haben die Jüngste
Wie erwähnt, darf sich der Kanton Baselland noch in diesem Jahr damit schmücken, die jüngste Parlamentarierin nach Bern zu schicken. Mit ihrem Geburtsjahr 1994 «schlägt» sie den vier Jahre älteren Zürcher Fabian Molina als Nationalrats-Küken – der Rekord liegt jedoch noch immer auf der gegenüberliegenden Seite des politischen Spektrums. Toni Brunner, ehemaliger SVP-Parteipräsident, wurde am 22. Oktober 1995 im zarten Alter von 21 Jahren in den Nationalrat seines Heimatkantons St. Gallen gewählt. Ebenfalls eine steile Karriere in der grossen Kammer hatte vor langer Zeit Alfred Escher erreicht. 1849 wurde er mit nur gerade 30 Jahren zum bis heute jüngsten Nationalratspräsidenten aller Zeiten gewählt – er war damit weniger als halb so lange auf der Welt, wie Eduard Blumer bei seiner Wahl 1919 als 71-Jähriger in die selbe Position.
Für die Wahl zum Bundesrat gelten andere Regeln – denkt man. Das ist verzeihlich, denn dieser Rekord liegt auch bereits einige Jahre zurück: Der Neuenburger FDP-Politiker Numa Droz war knapp 31-jährig, als er 1875 in die Landes-Exekutive gewählt wurde. Damit 4 Jahre jünger, als Ruth Metzler die von 1999 an eine Amtszeit als jüngste Bundesrätin seit Numa Droz ihr Amt ausübte, – ihr Eintrittsalter war 35.
Darf’s noch etwas jünger sein?
Auf Gemeindeebene können wir das Ganze noch einmal unterbieten: Bänz Friedli, der heute als Autor und Kabarettist von sich reden macht, wurde schon mit 20 in den Gemeinderat seines Wohnorts Wohlen bei Bern gewählt – im gleichen Alter wie auch Raphaël Compte im Jahr 2000 dieses Amt in Corcelles-Cormondrèche ausübte. Einen U30-Stadtpräsidenten gab's ebenfalls, dieses Mal in Dietikon: Markus Notter war erst 29, als er diese vollamtliche Position antrat und es später noch in die Zürcher Regierung schaffte. Nicht schlecht, aber Gouverneur...
Weitere Basler GeschichtenZurück zur Startseite