Nächsten Freitag, 20. Januar, eröffnet die 17. Museumsnacht die Türchen und Tore von 37 Basler Kulturinstitutionen. Diese geben sich alle Mühe, den Schutz der Dunkelheit zu nutzen und einmal von ihrem gewohnten Curriculum abzuweichen. Was geboten wird, ist wie immer vielfältig, erstaunlich und oft schlicht grossartig.
Im Tinguely kann man es mit «partizipativen Meta-Monster-Konzerten» krachen lassen. Das Publikum soll aktiv mitmusizieren, am liebsten mit selbstgebastelten Instrumenten. Wer dirigiert, wird per Los bestimmt, die Kakaphonie ist also vorprogrammiert. Im Cartoonmuseum kann man sich von Zeb und seinem Bengel Titeuf derweil Fragen zur Erziehung von Eltern in zeichnerischer Form beantworten lassen. Der botanische Garten erklärt sich kurzerhand für eine Nacht zur Bananenrepublik und beantwortet die Wurstfrage nach Anfang und Ende anhand der gelben Frucht und das Pharmazie-Historische Museum jagt Einhörner (die nur im Schutze der Nacht aus ihrem Versteck kommen.) Wer selbst in der Nacht noch nicht genug Versteck findet, kann sich sozusagen in den Untergrund verziehen und die Archäologische Bodenforschung im Stadtcasino bei ihrer Indiana Jones-mässigen Arbeit begleiten.
Viel um die Ohren
Bei dem ausufernden Angebot rät Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur: Lieber weniger, als zu viel zu planen. Der nicht mehr ganz so frisch gebackene Direktor des Kunstmuseums, Joseph Helfenstein, gibt selbst zu, den Fehler bereits begangen zu haben. Bischofs Tipp: Vier Stationen vorauswählen, zwei bekannte Museen neu entdecken und zwei neue das erste Mal besuchen. Er freut sich zudem, dass die Museumsnacht sich in gewisser Weise seit Jahren wiederholt: Institutionen wie Sponsoren halten dem Grossereignis die Treue, die Besucher kommen stets zahlreich.
Fokus Kleinbasel
Waren in den letzten Jahren das Dreispitz und St. Johann im Fokus, ist es heuer das Kleinbasel: Dort also, wo es kaum ein Museum gibt. Alle grossen Kulturinstitutionen befinden sich auf der anderen Seite des Rheins. Was allerdings in Kleinbasel lebt, sind die Projekt- und Ausstellungsräume und eine Vielzahl von kulturellen Querschlägern und Verbindungsgliedern.
Thomas Heimann vom Ausstellungsraum Klingental bezeichnet es als einen guten Moment, das «verrückte Kleinbasel kennen zu lernen.» Die Kaserne sieht er dieses Jahr als die eigentliche Mitte der Museumsnacht. Von dem, was stattfindet, sei kaum die Hälfte im Programmheft zu finden. Den Rest wird man sehen, wenn man dort ist. «Kleinbasel pulsiert, an jeder Ecke ist was los, und eigentlich stemmen wir hier fast eine eigene Museumsnacht.»
Kulturanthropologe und Kraft seines Amtes Nachtforscher, Michel Massmünster, bietet im Rahmen des Projekts «Im Taumel der Nacht» Führungen durch das Zwielicht an. Das Projekt wurde organisiert von «Trikot und Deli Projects» und soll die Nacht selbst zum Thema machen, als Raum zwischen Vernunft und Wahn. Massmünster meint dazu: «Die Nacht ist das, was wir daraus machen. Was wir unter Nacht verstehen, ist abgesehen vom physikalischen Vorgang der Erddrehung eine kulturelle Erfindung und dies schlägt sich in urbanen Nachtmythen, in Sagen und Märchen, Popsongs oder Krimis im Bild der Nacht nieder.» Er wird diesem Bild, welches wir von der Nacht haben, mit den Besuchern auf Rundgängen nachspüren.
Auch dieses Jahr: Basel zeigt sich solidarisch
Wie auch letztes Jahr weist Eva Keller, Leitung Fachbereich Museen und Kulturmarketing (Abteilung Kultur), darauf hin, wie wichtig für sie weiterhin das Engagement für Flüchtlinge und Migranten an der Museumsnacht sei. Die Folgen der globalen Stossbewegung von Hunger, Krieg und Zerstörung und der Sogwirkung von Arbeit, Sicherheit und Bildung ist eines der wichtigsten Themen der Gegenwart und wird auch in Zukunft seine Brisanz kaum verlieren.
Im letzten Jahr machten über 500 Personen von den Angeboten Gebrauch, viele davon waren das erste Mal überhaupt in einem Museum. «In einer Zeit, wo ständig von Trennung und Isolation dies Rede ist, ist es besonders wichtig, als Kulturinstitutionen die Verantwortung der Öffnung wahrzunehmen,» so Bischof. Das beste Mittel gegen Radikalisierung und Gewalt ist und bleibt Bildung und dass diese Aufgabe in Basel ernst genommen wird, ist erfreulich.
Persönliches Engagement
Aber auch ganz allgemein ist die Museumsnacht für die hiesigen Institutionen eine grossen Chance, neue Besucher zu gewinnen, darin ist man sich einig. Claudio Vogt, abgesehen von seiner Aufgabe in der Kunsthalle als der Kopf des Projektraumes Trikot der andere Teil vom Projekt «Im Taumel der Nacht», betont unter regem Zuspruch: «Die grösste Herausforderung liegt natürlich darin, dass die Leute auch ausserhalb der Museumsnacht wiederkehren.» Angesichts des diesjährigen Programmes kann man allen beteiligten Institutionen kaum vorwerfen, dieser Herausforderung zu wenig Rechnung getragen zu haben. Allerdings gehen nur wenige Angebote über die eine Nacht hinaus. Die Ausnahme bildet hier gerade ihr Projekt, welches morgen Freitag ab 19 Uhr im Trikot an der Haltingerstrasse bereits ein «Soft-Opening», wie sie ihre Vorpremiere nennen, veranstaltet.
Die Nacht ist das Nichts, es ist die Abwesenheit der Sonne. Gleichzeitig steht die Nacht auch für Offenheit, für Grenzüberschreitung und Experiment, für Möglichkeiten und das Unerwartete. In der Nacht vergeht die Zeit anders als am Tag, ob langsamer oder schneller, das ist jeweils unterschiedlich. «Die Nacht ist das Korrektiv zum Tag,» so Massmünster. Nutzen wir sie!
Das genau Programm finden Sie hier
Barfi hat im Vorfeld bereits eine Zusammenstellung der wichtigsten Fakten veröffentlicht.