DJ Bobo vor dem Eingang für Schweizer beim Supermarkt Hieber in Grenzach-Wyhlen
DJ Bobo vor dem Eingang für Schweizer beim Supermarkt Hieber in Grenzach-Wyhlen
  • Julia Gross
  • Aktualisiert am

Supermärkte Hieber: Einkaufstouris bekommen eine Schweizer Kasse. Teurer natürlich

Grosses Erschrecken diese Tage für Schweizer in Grenzach-Wyhlen. Erst spät kam Entwarnung im Supermarkt. Schwer habe er sich dabei getan, seine eigenen Landsleute für die Sendung «Verstehen Sie Spass» des deutschen Südwestfunks hinters Licht zu führen. Im Supermarkt Hieber in Grenzach-Wyhlen blieb DJ Bobo aber nichts anderes übrig, als für viele entsetzte Schweizer Gesichter zu sorgen.

Zum dritten Mal stand Peter Réné Baumann, alias DJ Bobo, für die deutsche Produktion vor der Kamera – einmal bereits als Lockvogel, einmal wurde der gebürtige Aargauer selbst hereingelegt. Für die aktuelle Sendung, die am Ende Oktober im Ersten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt werden soll, hat sich der Sender etwas Besonderes überlegt.

Zusammen mit dem Schweizer Fernsehen ist seit langer Zeit – einst ist die Sendung «Verstehen Sie Spass» aus dem Schweizer Teleboy hervorgegangen – wieder eine Koproduktion im Zuge dieser Sendung entstanden.

Für den Spass im Dreiland musste natürlich ein Schweizer herhalten. Der teuflische Plan der beiden Redaktionen: DJ Bobo tritt, als Marktleiter getarnt, in einem deutschen Supermarkt nahe der Grenze auf und muss alle Schweizer Kunden dazu verdonnern, Strafsteuer zu zahlen, sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit für den hohen Frankenkurs.  

Die Hieber-Filiale in Grenzach-Wyhlen wurde still und heimlich ausgewählt als Drehort und Falle für die Schweizer Einkäufer. Nur einer, der war eingeweiht und wusste schon vor acht Wochen Bescheid: Marktleiter Roland Hönicke. «Zunächst hat der Fernsehsender mich kontaktiert und nach Absprache bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass wir da mitmachen müssen», so Hönicke. Ganz und gar nicht aus der Freude heraus, die Schweizer Kunden zu verägern. Vielmehr um sich satirisch der Thematik zu nähern, dass sich hin und wieder deutsche Kunden benachteiligt fühlen, gar finden, dass die Schweizer viel zu günstig hinter der Grenze einkaufen können und dann auch noch die Mehrwertsteuer zurückerstattet bekommen.

Hieber in Grenzach

«Wir im Dreiländereck profitieren alle vom Schweizer Einkaufstourismus und müssen froh darüber sein. Wir wollten die Aufnahme dazu nutzen, dies zu betonen», erklärt Hönicke. Ein bisschen Spass hatte er aber am Drehtag schon – im Gegensatz zu Bobo. Der machte den «Spass» nur mit, um seine «Dance, Dance, Dance»-Tour in der SWR-Sendung promoten zu können.

Um 10 Uhr morgens ging’s los, nachdem Bobo eine Stunde in der Maske verbracht hatte. Erkannt wurde er übrigens trotzdem. Die Bilder beweisen: Verwunderlich ist das nicht wirklich.

Erst wurde aus abgedunkelten Vans heraus auf dem eigens für Schweizer ausgewiesenen gebührenpflichtigen Parkplatz gefilmt. Dann gingen die Dreharbeiten im Supermarkt weiter. Dort wurde eine Kasse für Schweizer aufgestellt, an der sie für gleiche Waren mehr bezahlen mussten als die deutschen Kunden. Bei jedem Einkäufer wurde dann der prominente Lockvogel hinzugerufen, um die Lage «zu entspannen». Bobo bekam dann aber Regieanweisungen durch einen Knopf im Ohr, um die Schweizer Ladenbesucher weiter zu provozieren, bis er dann schliesslich erleichtert auf die versteckten Kameras hinweisen durfte. Zwanzig Kunden wurden vor laufender Kamera hereingelegt, und alle haben sie Spass verstanden. Nicht jede Aufnahme eignet sich aber zur Ausstrahlung, «nur etwa ein Drittel», sagt Marktleiter Roland Hönicke.

Während die 12-köpfige SWR-Crew für brauchbares Material sorgte, kümmerte er sich zum einen darum, dass der Tagesbetrieb im Supermarkt weiterlaufen konnte. Zum anderen musste er erboste Kundschaft wieder beruhigen. «Nicht jeder Besucher hat mitbekommen, dass die Schweizer-Kasse für einen Dreh einmalig so aufgebaut», erklärt er gegenüber barfi.ch. «Viele entsetzte Kunden haben dann Fotos gemacht und sie in sozialen Netzwerken hochgeladen. Ich habe dann aber versucht, die Missverständnisse zu klären.»

Inzwischen sieht der Hieber-Supermarkt so aus wie immer: Für alle gelten wieder dieselben Preise und die Mitarbeiter freuen sich auf die Ausstrahlung im Oktober. Durch die Koproduktion mit dem Schweizer Fernsehen wird die Sendung auch hier – am selben Tag – zu sehen sein. Wie’s mit der Zusammenarbeit weitergeht, bleibt offen: «Nach Ausstrahlung der Sendung wird über eine allfällige Weiterführung bei SRF entschieden», erklärt Eva Wismer, Mediensprecherin beim SRF.

«Verstehen Sie Spass», 29.10.2016, 2016 bei der ARD und SRF.

Beim Hereinlegen ist DJ Bobo nicht so souverän wie auf der Bühne: 

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