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Aus Schoggi einmal um die ganze Welt: Der Siegesflug des «Basler Dybli»

Das «Basler Dybli» ist eine wahnsinnig teure und seltene Briefmarke. «Basler Dybli» heisst aber auch eine wunderbar schokoladige Spezialität aus dem Basler Traditionsgeschäft Brändli, das den Baslern genau so mundet wie internationalen Stars. Nicht zuletzt dank dem Basler Filmproduzenten Arthur Cohn.

Basler Dybli ©Postdienst Kanton Basel / Commons Wikimedia

Michael Grogg ©Brändli

Das «Basler Dybli»: Unter Briefmarkensammlern eine kleine, unheimlich teure Kostbarkeit. Von Melchior Berri entworfen, war sie 1848 die erste und einzige Briefmarke des Kantons Basel-Stadt. Heute bezahlen Sammler für die damalige zweieinhalb-Rappen-Marke gut und gerne 100'000 Franken. Aber unter Schokoladeliebhabern steht der Name für eine fast noch grössere Kostbarkeit. Für eine, die längst nicht so teuer und selten ist wie die kleine Namensgeberin der Leckerei. Denn «Basler Dybli» heisst auch die weltberühmte Spezialität des Traditionsunternehmens Brändli.

Das zarte kleine Schokoladenstück gab es noch nicht, als die Confiserie Brändli am Barfi 1935 von Hans und Irma Brändli gegründet worden war. Erst in den 1950-er Jahren erschufen die Brändlis ihr eigenes «Basler Dybli», weil man eine typische Spezialität für unsere Stadt entwickeln wollte. Als Sujet drängte sich die berühmte Briefmarke geradezu auf. Vater des «Dybli» war der damals bei Brändli angestellte Konditor Hans Schmid.

Die Chocolaterie verkaufte zuvor ausschliesslich Pralinés und galt tatsächlich weltweit als eine der ersten ihrer Art. 1968 folgte der Laden an der Freie Strasse. Tochter Lucy übernahm zusammen mit Roland Grogg Ende der 1980er Jahre die Geschäfte, um sie 1989 an den damals erst 23-jährigen Michael Grogg zu übergeben. Der heute 51-jährige Vater zweier Kinder beschäftigt mittlerweile 60 Mitarbeitende.

Konditor-Confiseur und Kaufmann Michael Grogg, der bei Thomas Beschle in die Lehre gegangen war, setzte voll auf Diversifikation in der Produkteauswahl und eröffnete 2001 das erste Café am Dorfplatz in Arlesheim. «Wir produzieren keine 300 Kilogramm für die Saison, sondern immer kleinere Mengen à drei bis vier Kilogramm frisch». Nur damit sei die hohe Qualität gewährleistet, sagt Grogg. Deshalb würden Pralinés, Läggerli und viele andere Confiserieartikel in der Produktion in der Lindenhofstrasse seit 1990 täglich frisch hergestellt. In Handarbeit werden die rund 120 verschiedenen Pralinésarten – saisonal sind es jeweils circa 80 – produziert. Seit 2013 ist Brändli auch mit einem Café im Zentrum von Riehen vertreten.

Der grosse Erfolg der «Basler Dybli» weit über unser Land, ja Europa hinaus ist Filmproduzent Arthur Cohn zu verdanken. Der sechsfache Oscarpreisträger aus Basel erfreut viele Freunde, Bekannte – darunter auch Schauspielerinnen und Schauspieler – auf der ganzen Welt mit den Schokolade-Tauben und Schokomandeln. «Herr Cohn war einer unserer grössten Botschafter», sagt Michael Grogg. Zur Hochzeit eines bekannten englischen Sängers, der gerne mal mit Haarteil und farbiger Brille auftritt, durfte Grogg eine grosse Menge Schokomandeln liefern: «Sie waren wohl als Gastgeschenke gedacht». Auch der in diesem Jahr verstorbene Musiker David Bowie kam anlässlich seiner Ausstellung 1996 in der Galerie Blaise Thorens in den Genuss der «Dybli».

Wie viele andere Traditionsgeschäfte in der Stadt erlebt auch Michael Grogg, dass die Kundenzahlen in der Innenstadt zurückgehen. Besser ginge es den Cafés in Riehen und Arlesheim. «Aber auch die gekauften Mengen werden kleiner», sagt Grogg. So käme es oft vor, dass eine Kundin oder ein Kunde nur zwei oder drei Pralinés kaufe. Auf die Preise angesprochen, sagt der Schoggi-Spezialist: «Die Preisgestaltung der Confiserien in Basel ist im Europäischen Vergleich eher bescheiden. In Deutschland, Österreich und Frankreich sind vergleichbare Pralinés im Schnitt 30 Prozent teurer.» Und wie alle in Basel wissen, heisst es bei Brändli bevor man den Laden verlässt «Darf es noch ein Gelée oder eine Schokomandel sein?». Allein 400 Kilogramm davon verschenkt die Confiserie jährlich. Und dies an alle Kunden, auch wenn man sie nicht bereits von der Leinwand her kennt.

Hier werden die Schoggimandeln kontrolliert.

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