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Ein Kleiderbügel-Museum. Wo gibt’s denn sowas? Nur in Basel natürlich

Wer Kleiderbügel immer noch langweilig findet, nach einer Zeitreise mit Hans Dunkel durch sein Museum, hat nicht richtig hingehört. Etwa 4'000 im Alltag ebenso zahlreich wie übersehbaren Konstrukte hängen sauber ausgestellt an den Wänden im Keller des Vertriebsgeschäfts. Und zu beinahe jedem Einzelstück weiss Hans Dunkel eine Geschichte. Er erzählt sie gerne, "alte Dinge faszinieren mich einfach", sagt er und lässt in diesem Zusammenhang den Chef seines Gastes grüssen.

Mit einer noch sehr jungen Online-Redaktion zu sprechen, findet der Herrscher über tausender Exponate der eher seltenen Art aber trotzdem spannend. Und nutzt geschickt die Gelegenheit, ein Vorurteil für alle Zeit aus der Welt zu räumen, hoffentlich: Nein, Kleiderbügel sind nicht einfach langweilig. Vielleicht die gegossenen oder gestanzten Plastik-Dinger aus dem Supermarkt, die alle gleich aussehen und Blaser, Röcke oder Jacken schon im Laden noch schlechter aussehen lassen, als wenn man sie dann später trägt. 

Die in Dunkels Kleiderbügel-Sammlung sind aber keineswegs uninteressant, vielmehr bunt, verrückt und ziemlich alt. Der Betagteste schätzungsweise 400 Jahre. Seit Hans Dunkel 2010 die Firma, die selbst keine Kleiderbügel herstellt, sondern vertreibt, übernahm, führt auch er Gruppen durchs Museum. So, wie es sein Vater Hans Martin einst selber getan hat.

Etwa 40 solcher Gruppen melden sich jedes Jahr an. Meist sind es Vereine, die über die Geschichte der Kleiderbügelindustrie mehr erfahren, vor allem aber Geschichten von Dunkel erzählt bekommen wollen. Nicht jedes Mal hat der Museumsdirektor bei der etwa zweistündigen Zeitreise gleich viel Spass: "Ich liebe es, wenn man mir Contra gibt und auf meine Witze reagiert." Einmal hätten sich Banker angemeldet, erinnert sich Dunkel. "Sie waren zwar höflich, aber sind einfach stur durchgelaufen und haben sich nicht auf die Sache eingelassen." Da ist er froh gewesen, als die Führung zu Ende war. Und seine Besucher offenbar auch. Kleiderbügel eignen sich nicht für kurzfristige Termingeschäfte. Aber beides hat einen Haken.

Den Besuch von barfi.ch hingegen schien ihm Freude zu machen. Vor allem unsere Videoaufnahmen beobachtete Dunkel mit Freude. Mehr oder weniger zumindest: "Ich stehe nicht so gerne vor der Kamera. Aber ohne etwas zu sprechen, geht das schon", sagt er schmunzelnd. Also zeigt Dunkel eine Auswahl der schönsten Bügel in unsere Kamera.

Das Museum gibt es zwar offiziell erst seit 1987, Dunkels Vater hatte aber bereits 1974 mit dem Sammeln begonnen. In diesem Jahr wurde damals aus dem einstigen Lebensmittelhandel ein Vertriebshandel für Kleiderbügel. "Es blieb ein Rappengeschäft. Der einzige Vorteil war, dass es da aber kein Verfallsdatum wie bei Lebensmitteln mehr gab."

Der jetzige Geschäftsführer spürt immer wieder neue Bügel auf, nimmt sie ins Sortiment auf, und denkt nicht an ein Ende seiner Sammeltätigkeit. "Zum Glück gibt’s diese Ablauftermine nicht", sagt er. Und seine Bank-Geschäfte macht er seit seinem Abend mit den Bankern nur noch elektronisch.

Im Keller steht die Zeit still. Nur eine Wendeltreppe trennt die Parallelwelt von der Gegenwart. Oben nämlich, in Dunkels Verkaufsraum läuft das Geschäft mit den zeitgemässen Bügeln weiter. Einen Grund, sich dagegen zu wehren, gibt es nicht. Chefetagen, Klamottenschränke und selbst Garderoben von FKK-Bädern kommen bis heute nicht ohne diese Erfindung aus dem 16. Jahrhundert aus.

Also ab in das Museum an der Birsstrasse 56 – oder macht die Fliege.