• Jonas Egli
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Keine Schildbürger: Drei Regierungsräte weihten das erste neue Strassenschild ein

An der De Wette-Strasse wurde heute das erste der neuen Strassenschilder montiert. Darauf sind neu auch Informationen zum Strassennamen zu erfahren. Die Regierungsräte Dürr, Wessels und Engelberger nahmen das Schild entgegen, der Dank gebührt aber noch ein paar anderen.

Gefühlte drei Grad Aussentemperatur und ebenso viele Regierungsräte fanden sich heute Morgen an der Ecke De Wette-Strasse/Elisabethenstrasse zu einem feierlichen Anlass zusammen: Die erste Strasse in Basel erhielt das neue Schild mit Zusatzinformationen. Bisher stand da einfach «De Wette-Strasse». Kaum jemand wird wissen, wer das war. Neu sollen sämtliche Strassen in Basel eine Beschriftung erhalten, die etwas über den Namen preisgibt. Im Falle de Wette handelte es sich um einen Weimarer als Ketzer verschriehenen Theologen im Exil, mit vollem Namen Wilhelm Martin Leberecht De Wette und fünfmaliger Rektor der Universität in Basel. Doch nicht nur jene Strassen mit Personen im Namen, sondern auch die Flurnamen sollen deren Herkunft verraten. Und nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische erschliesst sich so ein vertieftes Wissen über die Stadt.

Nach den kurzen Ansprachen und plätscherndem Applaus blieben noch ein paar Minuten, sich in der Kälte am Buffet zu bedienen und den Moment zu geniessen, wo das Schild offiziell in die Hände der versammelten Regierungsvertreter übergeben wurde. Kurz darauf mussten sie es gleich wieder zurückgeben. Es wäre nur zu schön gewesen, einen Regierungsrat auf der Leiter mit Akkuschrauber hantieren zu sehen. Nach der Übergabe nehmen die Herren in Orange das Schild wieder an sich und machen sich an die Arbeit. Dürr reibt sich die Hände, Wessels schüttelt die der anderen, während alle auf den Moment der Errichtung warten. In wenigen Minuten ist der Spuk vorbei und das alte Emaille-Schild liegt wie ein erlegtes Tier am Boden, während an der Hauswand das neue Plastikschild prangt.

Der Vorstoss kam allerdings von Lukas Engelberger, damals noch Grossrat, im jahr 2008. Das erklärt, warum für das Wechseln eines Strassenschildes der Vorsteher des Gesundheitsdepartementes zugegen sein muss. «Danke Baschi, danke Hampe,» freut sich Engelberger schelmisch, denn seine Idee wurde hauptsächlich von anderen ausgebadet: «Da hat man eine Idee, sie stösst auf Interesse und am Ende müssen andere Departemente Jahre daran arbeiten.» 2012 wurde der Beschluss dann definitiv gefasst, die Strassenschilder zu modernisieren.

Doch auch Dürr segnete die Namen und Informationen bloss gegen und Wessels ordnete die Umsetzung an. Die meiste Arbeit fiel auf andere ab: Zu Engelberger gesellten sich Paul Haffner und André Slavisberg, welchen das Projekt einige Knobelstunden bescherte. Haffner ist Kantonsgeometer und Präsident der Nomenklaturkommission, welche die Namen und auch die Infozeilen mit Historiker Salvisberg erarbeitete. Das war eine Menge Arbeit, Haffner und seine Kommission, teilweise unter seinem Vorgänger Walter Oswald, mussten jeden Namen einzeln prüfen und festlegen, was die zwei Zeilen beinhalten sollen. Und dann kam auch noch die Uni dazwischen und es gingen einige Jahre ins Land, bevor sich die grinsenden Herren an der Ecke der De Wette-Strasse einfinden konnten. Just nämlich als man Anfang 2014 gerade fertig gewesen wäre, brachte eine Untersuchung der Universität neue Erkenntnisse zu den Strassennamen zutage. Rund 80 Beschreibungen konnten so im letzten Moment noch auf den neuesten Stand der Forschung gebracht werden. Jetzt stimmt alles. Jede Wette.

Zwei Zeilen pro Schild mögen nach wenig klingen, doch bei rund 1’000 Schildern kommt ein ansehliches Lexikon zusammen. Darunter auch Unbekanntes: Die Maiengasse trägt ihren Namen nicht etwa nach dem Monat, sondern ist als eine der wenigen Strassen nach einem Basler Begriff benannt. Der «Maien» ist ein Blumenstrauss. In Zukunft werden solche «Aha-Erlebnisse» zahlreicher werden. Bis alle Schilder ausgetauscht sind, werden allerdings noch Jahre vergehen. Andere haben kein Lifting erhalten: Triviale Namen wie «Amselstrasse» wird nicht mit «am weitesten verbreitete Drosselart» untertitelt werden.

Was geschieht eigentlich mit den alten Schildern? Darauf will niemand antworten. Haffner vermutet, dass sie abgelaugt und wiederverwendet werden, gibt aber kurz darauf zu, dass wohl so ein Emailleschild nicht mehr hergestellt wird. Es ist also auch ein Abgesang auf diese alten Schilder. Diese müssen nun der Informationsgesellschaft weichen.

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