Montagnachmittag, endlich scheint nach der Kältewelle wieder die Sonne. Am Kleinbasler Rheinufer macht sich schon «La Dolce Vita» breit. Viel braucht es dazu nicht, nur etwas Sonne, vielleicht ein Buch und ein Büchse Bier. Auf dem Kinderspielplatz vor dem Schulhaus Ackermätteli im Kleinbasler Klybeck sind nur wenige Kinder unterwegs.
Pikant: Ein Teil des Spielplatzes ist auf Chemiemüll gebaut, wie ein interner Plan der Ciba-Geigy von 1988 nahe legt. Er zeigt eine rund 100 Meter lange und 15 Meter breite Chemiemülldeponie unter dem Altrheinweg vor dem Spielplatz. Sie enthalte «Chemieschlamm», der aus «Schlacken, Schlamm, Bauschutt» und «Produktionsrückständen» aus chemischen Prozessen bestehe. Er sei «durchsetzt mit einer klebrigen, schwarzen Grundmasse», wie aus einem firmeninternen Dokument hervorgeht, das den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz (AefU) vorliegt und das barfi.ch einsehen konnte.
Untersuchungen offenlegen
Mehr ist dazu nicht bekannt. «Wir wollen wissen, wie viel Chemiemüll da liegt, welche Gifte er konkret enthält – und wann er beseitigt wird. Chemiemüll bei einem Spielplatz und unter einer Strasse im Wohnquartier. Das ist sehr problematisch. Dieser Müll hat hier nichts zu suchen», sagt Martin Forter, Geschäftsführer der AefU.
Es ist nicht die einzigen Giftdeponien unter den Quartierstrassen im Klybeck: Zwei weitere Halden mit «Chemieschlamm» in etwa gleicher Dimension liegen gemäss dem internen Plan von Ciba-Geigy unter dem Asphalt des Altrheinweg auf der Höhe der Mauerstrasse und des Unteren Rheinwegs gleich unterhalb der Dreirosenbrücke. «Das Regenwasser kann ungehindert versickern, da entlang der Deponien Bäume wachsen. Schwemmt dies den Chemiemüll aus? Wie stark ist das Grundwasser belastet?» fragt Forter und verlangt, dass wenn entsprechende Untersuchungen vorliegen würden, solle sie das Amt für Umweltschutz offenlegen.
Chemiemüll hat hier nichts zu suchen
Dem Amt für Umwelt und Energie (AUE) ist das Problem bekannt. Auf Anfrage von barfi.ch sagt Amtsleiter Matthias Nabholz: «Für den Chemieschlamm gibt es zahlreiche Bohrungen. Daraus resultierte auch ein Typprofil über die verschiedenen Bodenschichten, woraus zu erkennen ist, auf welcher Ebene der Chemieschlamm liegt.» Auf eine genauere Nachfrage, ob es Untersuchungen des Grundwassers und der Rückstände gebe, und das AUE etwas zu Resultaten und Untersuchungsmethoden sagen könne, verweist Nabholz darauf, dass das Amt selbst gar keine Untersuchungen durchführen würde.
Er schreibt in einer E-Mail: «Sämtliche Überwachungen und Untersuchungen wurden im Auftrag des Verursachers, also früher der Ciba-Geigy AG und heute von den Nachfolgefirmen Novartis und BASF, durchgeführt. Wenn Sie Daten über die Grundwasserüberwachungen brauchen, müssen Sie sich direkt mit Novartis oder BASF in Kontakt setzen». Ohne Einwilligung der Firmen könne sein Amt keine Daten herausgeben. Auch von Chemiekonzern BASF und der Pharmafirma Novartis wollte barfi.ch wissen, was für Chemiemüll unter den Kleinbasler Strassen liegt. Ein konkrete Antwort ist bisher nicht eingetroffen.
Das Klybeck-Areal:
Zusammen mit BASF und Novartis plant Basel-Stadt auf dem Klybeck-Areal ein neues Stadtquartier. Hier sollen in Zukunft 20'000 Menschen wohnen und 30'000 arbeiten. Allerdings ist das gesamte Gelände sanierungsbedürftig, da das ganze Gelände als kontaminiert.