• Binci Heeb
  • Aktualisiert am

Seit 155 Jahren begehrt: Basels erste, noch immer erfolgreiche Bäckerei Bubeck an der Clarastrasse

Wen hat barfi.ch in diesen Wochen an grossen Namen aus der Backbranche nicht schon vorgestellt, oder wird es noch tun. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde. Doch der älteste aller Confiserie-Betrieb von Basel war bisher nicht darunter. Völlig zu Unrecht, wie sich gleich zeigen wird: Zuggerbegg Bubeck im Kleinbasel ist längst nicht so bekannt wie all die die anderen grossen B, oder das nicht minder berühmte S. Dabei gehört das Traditionshaus ganz zuoberst aufs Podium.

Hier ist die ebenso unglaubliche, wie vorbildliche Geschichte eines Basler Familienunternehmens, in dem man stets zusammenhielt.

Gegründet wurde der erste Backbetrieb 1861 noch als Bäckerei von Ur-Ur-Grossonkel Rudolf Schärer-Bubeck. Weil das Ehepaar keine Kinder hatte, ging die Bäckerei 1893 an den Familienzweig der Bubecks über. In fünfter Generation sind nun Irène Hostettler-Bubeck und ihr Bruder Hansruedi Bubeck am Ruder und nicht nur das. Beide sowie Mutter Ilva wohnen in der Liegenschaft an der Clarastrasse 26 auf je einem Stockwerk über der Confiserie.

Als die Grosseltern, Irène und Rudolf Bubeck-Schädler 1961 den Betrieb an ihr einziges Kind, Ruedi Bubeck übergaben, wurde aus der ehemaligen Bäckerei eine Confiserie. Dabei stand die Schokolade im Mittelpunkt. Pralinen und die von Hand produzierten Schokolade-Figuren stammen aus seiner Hand. Zudem wurde im Laden ein Tearoom eröffnet. Ein Muss in den 60er. Es ging stetig aufwärts, doch dann kam 1986, kein gutes Jahr für die Familie Bubeck. Im Abstand von sechs Monaten starben Grossmutter und Vater. Die damals nur 21 und 19 Jahre jungen Irène und Hansruedi übernahmen in der Not mit Hilfe ihrer Mutter das Familienunternehmen.

Stift & Chef in Persona: Kantonsbester Lehrling, aber noch in der Ausbildung

Hansruedi war damals in seinem letzten Lehrjahr als Konditor bei der Confiserie Graf in Rheinfelden, beendete diese als Kantonsbester und half nach Feierabend in der Backstube des elterlichen Betriebs aus. Schwester Irène führte in dieser Zeit den Laden zusammen mit einem ehemaligen Lehrling ebenfalls weiter, begrub eigene Pläne, um sich entgegen den ursprünglichen Plänen nun doch ganz dem Betrieb zu widmen. Trotz jugendlichem Alters und bevorstehenden Investitionen - die veralteten Maschinen mussten ersetzt werden - gelang es den beiden über Nacht zu Unternehmern gezwungenen Geschwistern die Existenz des Geschäfts zu sichern.

Nicht alle Kunden trauten den Nachfahren im Teenageralter den erfolgreichen Fortbetrieb des Familienunternehmens zu. Starken Halt fanden sie bei ihrer Mutter Ilva und deren festen Willen, das Geschäft in der Familie zu behalten. 2001 wurde der Laden sanft umgebaut und modernisiert, ohne den alten Stil zu verändern. Bubeck ist auf «Grand Cru»-Schokolade spezialisiert, was dem Familienbetrieb zu einer besonderen Ehre verschaffte. Weltweit dürfen nur etwa 3 Prozent der sortenreinen Edelkakaobohnen diese Bezeichnung führen. Der kleine Schokoladenlieferant Felchin, der erste Grand Cru-Vertrieb der Schweiz, beliefert den Familienbetrieb bis heute.

Lila Lädeli, eine Hommage an Oma Bubeck

Die violette Ladenfassade ist eine Reminiszenz an die verstorbene Grossmutter Irène Bubeck-Schädler, deren Lieblingsfarbe violett war. Die schillernde Dame trug beinahe immer lila Kleidung und auch die Wohnung war entsprechend. Von violetten Tapeten bis zum Teppich durfte es nicht genug von dieser Farbe sein. Einen persönlichen Stempel drückte sie mit dem Schriftzug in ihrer Handschrift auf. 

Originalgetreu wie anno 1861 wurde das 150-jährige Jubiläum gefeiert.

Bubecks gehören zu alten, echten Kleinbasels, wo sich noch ein grosser Teil der Kundschaft mit dem Familienbetrieb identifiziert. Grund sind neben der Tradition, Backkunst und Qulität die in 155 Jahren immer wieder bestechende Kreativität. Die Idee für die «Schoggi-Salametti» zum Beispiel stammt aus der Zeit gleich nach dem 2. Weltkrieg, als das Fleisch rationiert war. Rudolf Bubeck erhielt den Auftrag eine Salami aus Schokolade zu produzieren. Aus geraspelter Schokolade, Mandelsplittern und Gianjuja mischte er die Masse und formte sie zu kleinen Salamis, die in Fettpapier eingewickelt wurden. Und wie es schon –minu so schön beschrieb: «Die kleine Salami bietet eine herzhafte Überraschung. Man schält sie aus dem Metzgerpapier. Beisst hinein. Und hat den Himmel auf der Zunge...». 

Schoggi-Salametti im Metzgerpapier.

Weitere Titelgeschichten finden Sie hier.

Verwandte Themen