• Andreas Schwald / Christine Staehelin
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Angst vor Giftködern: Kantonstierarzt beschwichtigt Tierhalter

Die Angst ging um unter Ettinger Hundehaltern: Zwei Hunde überlebten knapp einen Giftköder, eine Katze starb daran. Auch in Basel sind Giftköder ein leidiges Thema, besonders wenn es wieder wärmer wird. Der Basler Kantonstierarzt bleibt dabei erstaunlich ruhig.

Für Tierliebhaber war es ein Drama: In der Baselbieter Gemeinde Ettingen vernaschten zwei Hunde ein Leckerli – doch das war vergiftet. Die Hunde überlebten knapp. Eine Katze hingegen, die sich ebenfalls an einem herumliegenden Stück Futter verging, starb. Die «Schweiz am Sonntag» berichtete über den Fall und die Empörung in Ettingen, da die Gemeinde nicht eingeschritten sei. 

Giftköder sind elend. Meist sind es mit Giftstoffen präparierte Esswaren, die Haustiere beim Spaziergang verspeisen. Jede Saison kursieren Facebook-Posts von besorgten und empörten Tierhaltern, die auf solche Fallen aufmerksam zu machen versuchen. Nachweislich wurden in Basel die letzten „klassisch“ aufbereiteten Giftköder in Form von Wurststückchen, die gezielt für Hunde ausgelegt wurden, vor sechs Jahren im Schützenmattpark gefunden. Aber: «Giftköder ist nicht gleich Giftköder. Giftköder werden zuweilen auch mit dem Ziel ausgelegt, Schädlinge wie Ratten aktiv zu bekämpfen», erklärt Michel Laszlo, Kantonstierarzt Basel-Stadt. 

Nahrungskette wird zur Giftkette

Also alles nur Legenden und Panikmache von übersensiblen Tierliebhabern? Nein, das nicht. Denn Laszlo relativiert: «Es kam in der Vergangenheit auch vor, dass durch das Gift verendete Ratten von Hunden teilweise oder ganz gefressen wurden, was indirekt zur Vergiftung der betreffenden Hunde geführt hatte.» Die Nahrungskette schlug zu.

Die Angst vor mutwillig hinterlegten Giftködern kommt bei jedem Vergiftungsfall schnell auf: Ein Facebook-Post über einen Giftköder-Verdachtsfall ist schnell geschrieben, noch schneller verbreitet – aber selten hilfreich. Kantonstierarzt Laszlo hält fest: «Die Dynamik, die damit ausgelöst wird, ist nicht sehr hilfreich und führt eher zu zusätzlicher Verunsicherung bis hin Panik unter den Hundehaltern.» Sobald sich ein Verdachtsfall bestätigt, informiert offiziell das Veterinäramt Basel-Stadt. Alles andere ist oft nicht mehr als das unnötige und reflexartige Schüren von Ängsten. «Idealerweise kontaktiert man also zuerst das zuständige Veterinäramt oder jede Polizeistelle zur Sicherung und Sichtung der Verdachtsstücke sowie die Tierarztpraxis zur Notfallbehandlung», sagt der Kantonstierarzt.

Disziplin an beiden Enden der Leine

 So können die praktizierenden Tierärzte unter anderem entsprechend informiert und je nach Gift in ihrer Therapiewahl von den Kantonstierärzten unterstützt werden (Entgiftung). Damit gewinnt man unter Umständen lebenswichtige Zeit für den Patienten. Wichtig ist aber auch: Die Fundstücke nie mit der blossen Hand anfassen. Es gibt so genannte Kontaktgifte, die durch die Haut aufgenommen und auch für den Menschen zur Gefahr werden können. Das Robidog-Säckchen, das jeder Hundehalter auf dem Spaziergang bei sich haben sollte, ist ein ideales Behältnis, um Köder sicher zu behändigen.

Ausgelegt werden die Giftköder auch von Privaten, die sich gegen Ungeziefer wehren. Es muss also nicht immer der dubiose Hundehasser sein, der im Nebel der eigenen Angst furchterregende und bösartigste Züge annimmt. Am besten ist es ohnehin, das Auslegen von Ködern ganz zu lassen: Denn das Gift im verendeten Tier belastet auch andere Tiere, die sich vom Aas ernähren. Und für die Hundehalter gilt: Das Tier soll in der freien Wildbahn nichts schnabulieren, das am Wegrand liegt. Das verlangt dann an beiden Enden der Leine Disziplin ab: Dem Hund, der erzogen werden sollte, und dem Halter, der das entsprechende Bewusstsein für die Gepflogenheiten und Impulse seines Haustieres aufbringen muss.

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