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  • Désiré Heimlicher
  • Aktualisiert am

Auch in Basel dringend gesucht: Grammatik und Stil

Tja, das Internet. Wer sich öfter in dessen Untiefen bewegt, speziell in sozialen Netzwerken, stellt sehr schnell folgendes fest: die herkömmliche deutsche Sprache zählt in absehbarer Zeit zu den toten Sprachen. 

Das ist zugegebenermassen überspitzt formuliert, aber keineswegs an den Haaren herbeigezogen. Wer dies als ein Problem der Jugend abtut, irrt sich. Auch viele Menschen in fortgeschrittenem Alter scheitern krachend beim Versuch einfache Sätze zu konstruieren. Basel macht da leider keine Ausnahme.

Manchmal tut es richtig weh. Vier, fünf oder mehr Zeilen Text ohne Punkt und Komma, die Verben konsequent grossgeschrieben, Substantive dafür klein oder ein wilder Mix von beidem. Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ werden ausser Kraft gesetzt. Fremdwörter nicht nur falsch geschrieben sondern auch falsch eingesetzt, Anführungs- und Schlusszeichen werden dort gesetzt, wo sie keinesfalls hingehören. Ein Beispiel aus Facebook: Alles «Gute» zum Burzeltag. Das liest sich nur mit viel Wohlwollen wie ein Glückwunsch. Eine weitere Unsitte ist der inflationäre Einsatz von Ausrufezeichen. Drei oder mehr davon machen eine Aussage nicht wahrer. Und zudem lässt sich niemand gerne anschreien.

Ein neuerer Trend: die unseligen Apostrophe an den unmöglichsten Orten, wie zum Beispiel «Auto’s» oder «Steak’s». Nicht wenige bekommen auch das Kunststück fertig, alle diese Fehlleistungen in einem einzigen Satz bestehend aus fünf bis zehn Wörtern unter zu bringen. Manche flüchten sich in die Mundart, obwohl die Gesetze der Orthografie auch für Dialekte gelten. In diese Falle tappen auch viele Baslerinnen und Basler. Doch wer nämlich mit h schreibt, ist, um es mal uncharmant auszudrücken, auch auf Baseldytsch dämlich.

Wo führt das hin?

Man weiss es nicht. Denn inzwischen findet man auch auf den Websites renommierter Zeitungen oder Magazine immer öfter Orthografie-Fehler. Das mag am enormen Zeitdruck liegen, ist aber deswegen nicht weniger bedenklich. Bevor man eine Meldung in die Welt bläst, sollte man schon sicherstellen, dass alles seine Richtigkeit hat. Soviel Zeit muss sein. Der Abbau der sprachlichen Fähigkeiten schreitet betrüblicherweise auch am Rheinknie munter voran. Davon können auch viele Unternehmen ein Lied singen, die mit zum Teil haarsträubenden Bewerbungsschreiben belästigt werden. Die gute Nachricht: es gibt sie noch, die grammatikalisch wie stilistisch akkuraten, von Nichtprofis in Hoch- oder Baseldeutsch verfassten Zeilen in Posts, Kommentarspalten und dergleichen. Das letzte Aufgebot?

Asche auf unser Haupt

Falls Sie jetzt das Bedürfnis verspüren in die Tasten zu greifen und uns einen bösen Kommentar im Sinne von «Ihr habt's nötig, ich finde auch auf barfi.ch immer wieder Fehler.» um die Ohren zu hauen, lassen Sie es. Das ist uns nicht nur bewusst, wir bedauern das auch sehr und tun unser Möglichstes, solche Ausrutscher auszumerzen. Aber in der Hitze des Gefechts muss man eben mit Verlusten rechnen. Dazu zum Abschluss ein passendes Bonmot des grossen Schauspielers Peter Ustinov: «Jeder Mensch macht Fehler. Das Kunststück liegt darin, sie dann zu machen, wenn keiner zuschaut.»

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