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  • Andy Strässle
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Bevölkerungsmitwirkung Gundeli: Gemischte Bilanz nach sechs Jahren

Sechs Jahre lang wurde das Gundeldinger Quartier mit dem Projekt «Gundeli Plus» entwickelt. Während die Stadt vom gesamtheitlichen Ansatz ganz begeistert ist, kritisiert der Neutrale Quartierverein das Projekt als «etwas verwaltungslastig».

Die Stadt auf jeden Fall ist begeistert. Von sich selbst. Das Schwerpunktprogramm «Gundeli Plus» gehe nach sechs Jahren zu Ende. Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann schreibt in der Gundeli Plus Zeitung: «Kunst ziert Brücken und Wände. Brückenbauerinnen vermitteln erfolgreich zwischen Lehrpersonen und Familien mit Migrationshintergrund.» Zum Abschluss gibt es noch ein Video übers Quartier und eine Wanderausstellung. Auf Anfrage von barfi.ch zeigt sich, der Leiter der Fachstelle, Roland Frank überzeugt, dass das Programm etwas gebracht habe: «Die Kooperation zwischen den verschiedenen Akteuren hat sich eingespielt. Zum Beispiel wurde ein Grün- und Freiraumkonzept in enger Zusammenarbeit mit Interessierten aus dem Quartier entwickelt und zahlreiche Massnahmen sind bereits umgesetzt worden: Liesbergermatte, Hochstrasse und in naher Zukunft Winkelriedplatz.»

Aktivität des Kantons im Gundeli

Fausi Marti Präsident des neutralen Quartiervereins Gundeli sagt, es sei «gut», dass das Projekt stattgefunden habe. Er schränkt aber ein: «Die Partizipation war eher schwach. Gundeli Plus sei mehr eine Aktivität des Kantons im Gundeli gewesen.» Die Mitwirkung in den Basler Quartieren geht auf die Initiative Werkstadt Basel zurück. Vor zwanzig Jahren lautete das Zauberwort «integrale Entwicklung«, so sollten wie Regierungspräsidentin Ackermann schreibt «alle Betroffenen und Beteiligten» in die Entwicklung der Quartiere miteinbezogen werden.

Für die nächsten 20 Jahre

Im Gundeli hätte sich der neutrale Quartierverein allerdings gewünscht, stärker miteinbezogen zu werden. So sagt Fausi Marti, mit Gundeli Plus habe sich der Kanton mehr «Manager des Quartiers ins Spiel gebracht.» Eigentlich wünsche sich der neutrale Quartierverein «mehr Aufmerksamkeit für die Anliegen aus dem Gundeli.» Im Gegensatz dazu zeigt sich Roland Frank zufrieden und verweist auf die Ausstellung: «Die Wanderausstellung <Lebensraum Gundeli – Entwicklung im Dialog> zeigt die Bedeutung der Zusammenarbeit von Verwaltung und Öffentlichkeit bei einer partizipativen Raum- und Entwicklungsplanung und präsentiert deren Ergebnisse. Die wichtigsten Erkenntnisse aus <Gundeli Plus> werden für die nächsten 15 bis 20 Jahre im neuen <Stadtteilrichtplan Gundeldingen> gesichert.»

Grosse Veränderungen

Mit diesem Stadtteilrichtplan und der Wanderausstellung ist auch Fausi Marti zufrieden. Zusammen mit der Planungsgruppe aus dem Quartier habe man bei der Erarbeitung dieses Plans mitgearbeitet. Im Gundeli stünden grosse Veränderungen an, erklärt auch Roland Frank: «Aufgrund der anstehenden Entwicklungen ergeben sich Chancen, welche auch der Quartierbevölkerung einen Nutzen bringen sollte. Im Gegensatz zum Klybeck verändert sich das Gundeldinger Quartier eher an den Rändern, wie beispielsweise im Dreispitz oder beim Bahnhof Basel SBB.»   

Artikel und farbige Brücken

Mit dem Projekt Gundeli Plus sei es sogar gelungen das durch die Geleise und den Bahnhof vom Rest der Stadt getrennte Quartier näher zusammen zu bringen: «Der Brückenschlag konnte zum Beispiel mit den partizipativen Gestaltungsprojekten Margarethenbrücke und Peter Merian-Brücke vom Quartier in die Innenstadt respektive umgekehrt gestärkt werden.» Bei der Margarethenbrücke besteht dieser Brückenschlag in grau auf rosa aufgemalte Worte, wie etwa «Gundeli-zioso» oder «gundeli-icious». Die Peter-Merian-Brücke wurde von Malerlehrlingen ebenfalls in rosa bemalt. Aber zum Glück bleiben dem Gundeli nicht nur farbige Brücken. So freut sich Fausi Marti auf die Umgestaltung des Winkelriedplatzes. Die Kosten für sechs Jahre Gundeli Plus will Roland Frank nicht beziffern, er sagt: «Das freiwillige Engagement war und ist unbezahlbar. Mitwirkung ist fester Bestandteil der Praxis der Planung und Entwicklung und wird über die ordentlichen Planungsmittel finanziert.» 

Bevölkerung hat eine von fünf Stimmen

Nicht so toll hat die Mitwirkung von Gundeli Plus an der Margarethenstrasse funktioniert. Hier stimmten 1'300 über ein Wandbild ab. Während die Bevölkerung den Entwurf «Totem» ausgewählt hatte, fand die Jury des Kunstkredites den «Korkenzieher» für das Eckhaus bei der Gundeldingerstrasse besser. In der Jury hatte die Bevölkerung am Ende aber nur das Gewicht einer von Jury-Stimmen, so dass schliesslich und endlich das Projekt realisiert wird, das sie als Drittes gewählt hatte.

Ein Leben ohne Gundeli Plus im Gundeli: Fehlen werden die Artikel in der Gundeli-Zeitung, die den «gesamtheitlichen Ansatz und das «lebenswerte Gundeli» beschwören. Bleiben wird das interkulturelle Projekt «Brückenbauerinnen», die farbigen Brücken und eine Infoplattform.

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