Im Lohnhofgässlein kann man die alten Gaslaternen-Modelle noch bewundern, die Ende der 1920-iger Jahre auf Strom umgerüstet wurden.
Im Lohnhofgässlein kann man die alten Gaslaternen-Modelle noch bewundern, die Ende der 1920-iger Jahre auf Strom umgerüstet wurden.
  • Christian Platz
  • Aktualisiert am

Dunkel waren die nächtlichen Strassen, bevor es in Basel Licht wurde

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit richtete sich das städtische Leben am Rheinknie nach der natürlichen Helligkeit. Wer nachts unterwegs war, tat gut daran, eine Kerze, einen Kienspan oder eine Fackel mit sich zu führen. 

Wenn die Dunkelheit über die Stadt hereinbrach, haben die meisten Familien jene einzige Lichtquelle angezündet, die im Haushalt vorhanden war. Anfangs handelte es sich dabei – nebst Kerzen aus Talg – zumeist um einfache Öllaternen, wie sie einst von den Römern in die Schweiz gebracht wurden. Im Schein dieser einzigen Lampe versammelte sich die Familie zum Nachtessen, danach wurde das Licht ins Schlafzimmer getragen.

Stockdunkel

Nur wenige Familien konnten es sich leisten, nachts eine Laterne vor dem Haus brennen zu lassen, die für ein wenig Helligkeit auf der Strasse sorgte, auch die Stadttore und das Rathaus waren bloss ein klein wenig beleuchtet. Ansonsten war die Stadt stockdunkel.

Ein Licht mit sich führen

Bis anfangs des 19. Jahrhunderts mussten alle, die zur Nachtzeit draussen unterwegs waren, ein Licht mit sich führen. Wer diese Anweisung der Behörden nicht befolgte, konnte ohne weiteres festgenommen werden. Diese Weisung galt in allen Schweizer Städten. Wer ohne Licht durchs Dunkel ging, machte sich automatisch krimineller Absichten verdächtig – und konnte dafür sogar eine Freiheitsstrafe kassieren.

Wenn zu später Stunde ein Feueralarm erklang, meist per Kirchglocke oder durch die Wächter auf der Stadtmauer ausgelöst, mussten alle Hausbesitzer für Beleuchtung sorgen, indem sie eine Laterne ins Fenster stellten. Erst in der Zeit der Helvetik, also zwischen 1798 und 1803, wurde für Hotels und Gaststätten ein nächtliches Lichtobligatorium eingeführt.

Harzpfannen

Erst 1852 führte Basel eine öffentliche, durch Steuergelder finanzierte, Strassenbeleuchtung ein, neun Jahre nach Bern, vier Jahre vor Zürich. Vorher hatte es im Gross- und Kleinbasel lediglich einige Harzpfannen gegeben, die ausgesuchte Ecken beleuchteten.

Politische Debatte

Interessanterweise gingen dieser Einführung in allen Schweizer Städten – wie auch in Frankreich und Deutschland – politische Grundsatzdebatten voraus. Fromme Kreise wehrten sich gegen eine öffentliche Beleuchtung. Sie sahen darin einen unstatthaften Eingriff in die natürliche Weltordnung Gottes.

Die öffentliche Beleuchtung fiel – historisch betrachtet – mit einer anderen Entwicklung zusammen, jener des aus Kohle gewonnen Brenngases, das man damals Stadtgas nannte. 1842 wurde in London Unternehmen «Imperial-Continental-Gas-Association» gegründet, dessen erklärtes Ziel war es, alle europäischen Städte mit Gas zu beleuchten.

Die alten Gaswerke

In Basel baute man 1852 ein eigenes Gaswerk, vor dem Steinentor, ebendort, wo noch wenige Jahrzehnte vorher Straftäter öffentlich hingerichtet wurden. Es handelte sich um eine Holzgasfabrik, die jedoch bald ihre Leistungsgrenze erreichte, auch weil immer grössere Teile des Gastgewerbes und der Bevölkerung mit Gas kochten. Deshalb wurde schon zehn Jahre später eine neue Steinkohle-Gasfabrik vor dem St. Johanns-Tor gebaut. Die dann 1931 durch eine viel grössere Gaskokerei, so der Fachausdruck, in Kleinhüningen ersetzt wurde.  

56 Laternenanzünder

Mit den Gaslaternen erhielt Basel eine neue Kategorie von Stadtoriginalen: Die Laternenanzünder. Die Behörden hatten diesen Job als Nebenverdienst für minderbemittelte ältere Männer konzipiert. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser anstrengende und strenge Job, der sehr viel Sorgfalt verlangte, von Hand ausgeführt, 56 Männer kümmerten sich um 3184 Laternen, nebst dem Anzünden gehörten Reinigung und Wartung der Laternen zu ihren Plichten. In den ersten Jahren betrug ihr Monatslohn gerade mal 30 Franken.

Einsatzgruppe

Dafür mussten einige dieser Männer während der ganzen Nacht verfügbar sein. Also wurde ein Nachtlokal für eine Einsatzgruppe geschaffen, das zunächst am Rüdengässchen, danach an der Barfüssergasse lag. In diesen Zentralen gab es Betten für die Nachtdienstler sowie Räume für ihre Werkzeuge und Leitern.

Das Basler Corps bestand bis ins Jahr 1923. Während des Diensts wurden die Männer oft von Nachtbuben verspottet und beschimpft. Überflüssig wurden sie, als die Elektrizität die Gaslaternen ablöste. Nur im Lohnhofgässlein kann man heute noch die alten Gaslaternenmodelle bewundern, die allerdings Ende der 1920-iger Jahre auf Strom umgerüstet wurden.  

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