• Binci Heeb
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Ein Muss: Ausstellung «Ronan & Erwan Bouroullec. Rêveries Urbaines» im Vitra Feuerwehrhaus, Weil

Vor viereinhalb Jahren präsentierten die Gebrüder Bouroullec die Ausstellung «Album» im Vitra Design Museum. Zeichnungen und Archivfotografien von Modellen und Projekten. Mit «Rêveries Urbaines» (Urbane Träumereien) sind sie nun auf den Campus zurückgekehrt. Zum ersten Mal wird dabei Zaha Hadids Feuerwehrhaus zum Exibitionsraum. 

Von links nach rechts: Rolf Fehlbaum, Erwan Bouroullec, Ronan Bouroullec

Seit 2002 arbeitet Vitra mit Ronan und Erwan Bouroullec zusammen, erste Gespräche zwischen den weltbekannten Designern und Rolf Fehlbaum (emeritierter Vorsitzender von Vitra) wurden bereits zwei Jahre zuvor geführt, es entstand daraus eine tiefe Freundschaft und eine Menge realisierter Projekte. Das Bürosystem «Joyn» war die erste Frucht der Zusammenarbeit, welcher viele andere - Raumteiler «Algues» oder Bürostühle «Worknest» und «Softshell», um nur einige zu nennen - folgen sollten.

Premiere im Feuerwehrhaus

Im Zusammenhang mit der Eröffnung des Vitra Schaudepots von den Architekten Herzog & de Meuron hat sich der urbane Charakter des Campus verändert. Aus diesem Grund wird nun auch das Feuerwehrhaus neu für Ausstellungen genutzt. Rolf Fehlbaum sah die aktuellste Ausstellung der Gebrüder Bouroullec in Rennes und wollte sie unbedingt für den Campus. Die «Rêveries Urbaines» passen hervorragend in das Gebäude der erst Ende März verstorbenen irakischen Architektin Zaha Hadid.

Von spekulativen Konzepten zur Stadtentwicklung

«Vierzehn Modelle sind schliesslich aus ungefähr 40-50 Mockups entstanden», erzählt Ronan (1971) der fünf Jahre ältere der beiden in der Bretagne geborenen Brüder. Die Entwürfe sind unabhängig von einem bestimmten Ort und könnten in Städten überall auf der Welt so, oder in abgewandelter und an den jeweiligen Ort angepassten Form, realisiert werden. Einzig «Kisoque», als wandernde Architektur beschrieben und in 3 Stunden aufgebaut, wurde bereits drei Mal umgesetzt. Zunächst nur für die Ausstellung in Rennes. Doch eine Immobilienfirma in Paris, orderte gleich 2 Kioske, als Anlaufstelle von Interessenten eines Immobilienprojektes vor Ort. Sie stehen beim Martin Luther King-Park im Viertel Batignolles, 17. Arrondissement von Paris.

Kiosque (Kiosk), Länge ohne und mit Dach: 8.412m/11.943m, Breite: 2.900/6.890m: 2.900m, Höhe: 3.020m/3.250  © Studio Bouroullec 

Mit ihren Ideen zur Stadtentwicklung betreten die Brüder Neuland. Den Anstoss zu den «Träumereien» aber gab ihnen Rolf Fehlbaum. «Oft passiert es, dass Designer zwar besser, aber weniger interessant werden». Der Vitra-Eigentümer nennt beispielhaft Charles Eames, der - hätte er es alleine beim Möbeldesign belassen - weit weniger bedeutend geworden wäre. So sei es auch bei den Bouroullecs, die als Designer der Architektur ganz anders begegneten. Bei sorgfältiger Betrachtung der Modelle ist erkennbar, dass diese zwar oberflächlich zunächst einmal durch ihre Originalität amüsieren, ihnen allen aber eine sehr ernste, tiefe Bedeutung in enger Verbindung zur Natur innewohnt, die es zu entdecken gilt. Nicht nur visuell interessant, wird jedes Objekt zudem von einer Toninstallation begleitet.

Anlässlich der Medienkonferenz liess Rolf Fehlbaum verlauten, dass er mehrere der ausgestellten städtebaulichen Projekte verwirklichen wolle. Welche und wann wird sich zeigen. Man darf auf alle Fälle gespannt sein. Auch in Basel liesse sich mindestens eine Träumerei verwirklichen. Barfi.ch wüsste auch wo: Für die Umgestaltung des Rümelinsplatz läuft noch bis 24. Oktober ein Projektwettbewerb des Bau- und Verkehrsdepartements.

Ausstellung «Ronan & Erwan Bouroullec. Rêverie Urbaines» vom 8. Oktober 2016 – 22. Januar 2017 im Feuerwehrhaus, Vitra Campus, Weil am Rhein 

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