Bild: Museum der Kulturen
Bild: Museum der Kulturen
  • Christine Staehelin
  • Aktualisiert am

Kontrovers und brandaktuell: Migration als Megathema im Museum der Kulturen

Am 19. Mai 2017 eröffnet das Museum der Kulturen die neue Ausstellung zum Thema «Migration». Das Thema ist so relevant wie kontrovers und umfassend. Die Ausstellung führt facettenreich und kompetent durch das wohl älteste und grösste Phänomen der Menschheitsgeschichte.

Wer von A nach B zieht, der migriert. Er wandert, er verlässt einen Standort, um an einem neuen Ort seine Existenz aufzubauen. Sei es der Expat, der als Pharma-Spezialist aus den USA nach Basel kommt, sei es die eritreische Familie, die nach Europa flieht, um sich und ihren Kindern ein neues Leben aufzubauen. Menschen ziehen umher, und sie tun das seit Anbeginn ihrer Geschichte. Schon bevor sie sesshaft geworden sind.

Die Idee war schon lange da 

Das Basler «Museum der Kulturen» hat sich an die Herausforderung gewagt und widmet der Migration eine facettenreiche, überlegte Ausstellung. Wir treffen zuerst Museumsdirektorin Anna Schmid in ihrem Büro: Überall Bücher, die Direktorin sitzt am grossen runden Sitzungstisch. Man merkt: Sie freut sich auf die Ausstellung. «Die Idee das Thema Migration zu thematisieren, hatten wir schon ziemlich lange», sagt sie. Es sei ein weites Gebiet, unmöglich, ganz abzudecken.

Das ist aber auch nicht das Ziel: Denn Schmid und ihr Team wollen Fragen aufwerfen. Das «Museum der Kulturen Basel» versucht sich an einer neuen Herangehensweise zum Thema: «Wir möchten das menschliche Phänomen, das es seit Anbeginn die Menschheitsgeschichte gibt, unter die Lupe nehmen», sagt Anna Schmid. Es gehe nicht darum, nach Opfern und Tätern zu suchen oder zu personalisieren: «Wir möchten andere Blicke auf dieses Thema werfen», erklärt Anna Schmid.

Ein Rundgang 

Und so steht zwar die Ausgangslage fest, aber dann kommt der richtig schwierige Teil: Man muss eine Auswahl bei 320'000 vorhandenen Objekten treffen, denn die Geschichte der Menschheit ist lang und der Fundus gigantisch. «Was können wir zeigen? Welche Aspekte wollen wir zeigen?»: Das sei die grosse Herausforderung gewesen, sagt die Museumsdirektorin.

Die Besucherinnen und Besucher tauchen in dieser Ausstellung in verschiedene Welten ein, der rote Faden bleibt das Phänomen Migration an sich. Der Horizont ist so umfassend wie die Menge an Exponaten und Herangehensweisen: Nachdem man in die spannende Entwicklung des Zuckerbäcker-Netzwerks beobachtet hat, beschäftigt man sich bereits mit der Migration aus Afghanistan. «Was entsteht bei diesen unglaublichen Flüchtlingswellen?», so die Leitfrage in diesem Teil der Ausstellung.

Auch thematisiert wird das Phänomen, dass verschiedene Flüchtlingsgruppen unterschiedlich aufgenommen werden. Weshalb also werden nur gewisse Gruppen von Migranten positiv aufgenommen? Wieso werden andere diskriminiert und als Belastung für soziale und wirtschaftliche Gefüge wahrgenommen? Das spiegelt sich auch in der nächsten Station der Ausstellung. Hier wechseln die Betrachter auf die andere Seite der Erde und beobachten die Grenzsituation zwischen den USA und Mexiko.

Und dann geht es weiter zu den Inselstaaten, von denen viele wegen des Klimawandels am Verschwinden sind. Wohin migrieren die Inselbewohnerinnen und -bewohner? Und gelten sie als Flüchtlinge? Nach den Inseln geht es weiter in die Wüste, in die Sahara: Auf den Handelsrouten von früher werden jetzt Geschäfte mit Menschen gemacht. Und als letzte Station wird der Blick auf die Migration aus dem eigenen Land, auf die fünfte Schweiz geworfen: Schliesslich lebt ein Zehntel der Schweizer Staatsbürger lebt im Ausland.

Der Schlussspurt 

Die Ausstellung ist faszinierend, facettenreich und befasst sich umsichtig mit der ewigen Kontroverse um Menschen, die einen Ort verlassen, um an den nächsten zu ziehen. Zeit genug, die Ausstellung zu realisieren, nahm sich Schmid: Seit ganzen zwei Jahren wird an der Ausstellung «Migration» im Museum der Kulturen gearbeitet. Anna Schmid freut sich auf die Vernissage der Ausstellung. «Es ist ein entsetzlich schöner Moment», sagt sie und schliesst lachend: «Manchmal entsetzlich, aber immer schön.»

Die Ausstellung «Migration» ist vom 19. Mai bis 21. Januar 2018  im Museum der Kulturen Basel zu besichtigen.