Medienrummel in der Erlenstrasse nach der Schiesserei von gestern. Bilder: Andy Strässle
Medienrummel in der Erlenstrasse nach der Schiesserei von gestern. Bilder: Andy Strässle
  • Andy Strässle
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Schiesserei an der Erlenstrasse: Doppelmord aus Eifersucht?

Gestern Abend betreten zwei Männer das Café 56. Streit und Schreie hallen durch die sonst ruhige Seitenstrasse hinter dem Musical-Theater. Eine Frau rennt barfuss davon, die Serviertochter flüchtet aus dem Lokal und dann fallen Schüsse. Zwei Männer im Lokal sterben, einer wird verletzt.

Zurück zum Jahresrückblick

Der Morgen danach, Polizei und Spurensicherung haben sich schon zurückgezogen; die Sonne scheint. Laura Ferkovic ist mit ihrer Tochter Svetlana und deren Freundin Gabriela auf dem Weg zum Einkaufen. «Ins Café 56 ging eigentlich niemand aus der Nachbarschaft einfach so einen Kaffee trinken. Das war immer eine geschlossene Gesellschaft», sagt die albanischstämmige Frau. Und der Wirt der Quartierbeiz Güterhalle an der Mattenstrasse meint: «Gegen das Café kann man nichts sagen, es war eigentlich immer ruhig. Ich hatte immer einen guten Eindruck von meinem Wirtskollegen.»

Er bestätigt aber die Angaben der Polizei, die in ihrer Mitteilung schreibt, es habe sich bei der Schiesserei um eine gezielte Tat gehandelt. «Die Serviertochter ist gleich davon gerannt, als die beiden Täter ins Café gekommen sind.» Das wäre ein Indiz dafür, dass die beiden Männer im Café bekannt gewesen seien. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man in Betracht zieht, dass der Wirt des Café 56 untergetaucht ist und gegenüber dem «Blick» nur meint: «Ich habe keine Lust etwas zu sagen.»

Gebrüll vor den Schüssen

Auch der Güterhalle-Wirt meint, es seien vor allem Albaner, die das Café frequentieren. Im Antifa-Café nebenan sagt ein noch etwas verschlafener Bewohner einer benachbarten Wohngemeinschaft, dass es im Café eigentlich ruhig gewesen sei. «Da hat man nicht viel mitbekommen. Und dass manchmal Leute draussen rauchen, ist ja normal.» Vom Streit, den Laura Ferkovic und Gabriela am Abend zuvor mitbekommen hatten, habe man in der Wohngemeinschaft nichts bemerkt. «Vor den Schüssen hörte man auf der Strasse ein lautstarkes Gebrüll», sagt Ferkovic. 

Etwas verworrener wird die Geschichte, wenn Laura Ferkovic weiter erzählt: Noch vor den Schüssen seien Schreie zu hören gewesen und eine Frau sei barfuss durch die Strasse gerannt. Wie viele Schüsse gefallen seien, könne sie nicht sagen. Nur, dass sie laut waren und dann die Männer durch die Erlenstrasse in Richtung Badischer Bahnhof davongerannt seien. Die Frau ohne Schuhe sei eine Nachbarin gewesen, die einige Häuser weiter in der Strasse lebe. Allerdings könne die Anwohnerin nicht bestätigen, dass die Frau auch im Café 56 gewesen sei.

Abrechnung aus Eifersucht?

Während die Polizei unterdessen die Identität der Opfer ermitteln konnte, werden die Täter immer noch unter Hochdruck gesucht. Zum Motiv der Tat macht die Basler Staatsanwaltschaft in ihrer Medienmitteilung keine Angaben, ausser dass die Schiesserei keinen terroristischen Hintergrund habe. Die Basler Polizei geht jedoch davon aus, dass es sich um eine gezielte Tat gehandelt habe. Die Eindrücke der Nachbarn unterstreichen dies: Es scheint klar, dass sich Täter und Opfer gekannt haben mussten. Und ganz ausschliessen lässt sich für die Quartierbewohner im Moment auch nicht, dass es sich um eine Abrechnung aus Eifersucht gehandelt haben konnte, ein Beziehungsdelikt. Für Laura Ferkovic ist auf jeden Fall klar, dass «die meisten Albaner hier» friedlich seien – und sie findet es schlimm, dass die Tat nun ein schlechtes Licht auf die Gemeinschaft wirft.