Symbolbild: Keystone
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Traumdesign von Basler Architekten für Restaurants: Verderben dann die Köche den Brei?

Die Sonntagszeitung in Bönigers Restaurantkritik «Zu Gast bei den Stararchitekten» über die Brasserie im Volkshaus in Basel

Echte Grandezza zeigt sich in den Details

Diese simple Wahrheit gilt nicht zuletzt bei Restaurants. Die Rede ist von der Brasserie im Volkshaus in Basel, dessen Einrichtung von unseren Schweizer Vorzeigearchitekten Herzog und De Meuron gestaltet wurde. Doch reicht dies um den Gast zu beglücken? Gleich vorweg: Der hohe Raum wirkt grosszügig, da ist weniger tatsächlich mehr. Bloss beim Licht gilt das eben nicht - es ist so stark gedimmt, dass man abends weder die schlicht-elegante Möblierung sehen noch das Gebotene auf dem Teller erkennen kann.

Das Essen wäre nämlich äusserst ansprechend

Das gilt etwa für ein Thunfisch-Takati, also ein nur kurz angebratenes, kalt serviertes Tuna-Filet. Es wird auf einem Salat von jungem Spinat serviert; all die verwendeten Ingredienzen, die zum Gericht gehören, sind äusserst zurückhaltend verwendet worden: Weder Koriander noch Sesamsamen noch die Misopaste und das Sesamöl stechen aromatisch heraus. Gut so. Und ist da sogar nich eine Spur Limettensaft zu schmecken?

«Ich hätte schwören können, es gibt hier Leberli»,

sagt ein älterer Mann am Nebentisch. Weil dies nicht der Fall ist, entscheidet auch er sich fürs handgeschnittene Tartar mit Pommes frites. Keine schlechte Wahl. In der Brasserie wird kein Ketchup verwendet, sodass das Fleischaroma angenehm dominiert. Gewürzt wird mit sehr fein gehackten Zwiebeln, Tabasco und Senf. Das Eigelb wird separat serviert.

Alles in Butter also? Nicht ganz.

Es ist ärgerlich, wenn in einem so durchdesignten Lokal die Weine nicht am Tisch ins Glas eingeschenkt werden. Sogar bei einer Nachbestellung kommt weder die Flasche zum Gast noch eine 1-Dezi-Karaffe zu Einsatz. Es stört auch, wenn die Gänge so schnell hintereinander serviert werden, dass man als Alleinessender fast das Gefühl vermittelt bekommt, man solle schon bald wieder verschwinden. Und: Was sollen eigentlich all die Zwiebelsprossen als Deko auf dem Tatar? Zu guter Letzt: Wenn schon nur ein einziger Käse auf der Karte angeboten wird - Trüffel-Brie, sowieso ein Käse mit eher zweifelhaftem Ruf-, dann sollte er wenigstens in Zimmertemperatur serviert werden, und nicht zu kalt. Der Abend samt drei Gläser Wein (zwei Halbliter Wasser inkl.) schlägt mit 120 Franken zu Buche. Das mag man nicht bezahlen, nur um anderthalb Stunden in einem Interieur von Herzog und De Meuron zu sitzen.