Kleine Suchaufgabe: Wer findet am schnellsten den nächsten Kübel? © barfi
Kleine Suchaufgabe: Wer findet am schnellsten den nächsten Kübel? © barfi
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Was für ein Müll: Sommer, Sonne, Littering und coffee to go – wo sind die Abfallkübel?

In Basel-Stadt kommt auf 100 Einwohner etwa ein Abfallkübel. Damit wirbt das Basler Amt für Umwelt und Energie. Doch im Sommer erreicht das Littering jährlich Höhepunkte und wo die Kübel überall stehen, wenn nicht grad am Barfi, bleibt oft eine Suchaufgabe. Das Resultat ist "gruusiger" Müll, dem selbst der vorbildliche Einsatz unserer Strassenreiniger nichts mehr entgegenzusetzen hat. 

Auch wenn Petrus diese Tage zwischendurch kurzen Abkühlungen schenkt: Es ist für den Monat Juni ungewöhnlich heiss in unserer Stadt. Der Platz hinter dem Theater Basel brennt. Mitten in der Sonne liegt ein Starbucks-Plastikbecher, aber der schmilzt nicht und baut sich auch nicht von alleine ab, er ist achtlos weggeworfener Müll. Wie die Rivella-Flasche im Strassengraben und der Sack voller ehemaliger Fressalien, der jetzt fröhlich am Fusse der Stufen vor sich hin gammelt.

Nicht, dass es gar keine Abfallkübel in der Stadt mehr gäbe. Pro 1'000 Einwohner leistet sich Basel etwa einen der raren Behälter. Insgesamt sind das rund 1'700 Stück. Doch wo sie stehen und weshalb ausgerechnet dort, ist oft unergründlich. Der Pyramidenplatz etwa ist weitgehend kübelfrei, ein kundiger Rumhänger aber weiss, was der Passant übersieht: Etwas versteckt bei der Rabatte vor der Elisabethenkirche ist der Eimer. Aber bei dieser Hitze ist Suchen ohnehin eher eine zweitrangige Option. Also trümmert der Plastikbecher schmuck in der Sonne herum.

Jedes Jahr dieselbe Sauerei

Hallo, kleiner Becher, was machst du denn hier?

Die Müllwegwerferei nimmt jeden Sommer widerliche Ausmasse an. Auch dieses Jahr seien keine Veränderungen zu den Vorjahren feststellbar, wie André Frauchiger vom Tiefbauamt namens der Stadtreinigung sagt. Das Gute daran: Keine massive Zunahme. Das Schlechte: Es wurde nicht besser. Trotz diverser Bemühungen der Stadt, trotz Bussen, falls man erwischt wird, trotz Prävention und eines Runden Tisches der Grossverteiler und des Kantons. Das Volk saut munter weiter und wer nicht schon irgendwo irgendwas liegen gelassen hat, werfe die erste PET-Flasche.

Wo die 1'700 öffentliche Kübel rumstehen, das folgt in Basel keinem definierten Konzept. «Die Stadtreinigung platziert die Kübel nach Bedarf und gestützt auf ihre Erfahrungen», sagt Frauchiger. Die sind weitgehend zutreffend und die Stadtreinigung macht einen – Vorsicht Floskel – sauberen Job. Dennoch ist gerade in peripheren Strassen Abfallsuchverkehr angesagt. Denn, so Frauchiger: «Die Dichte der gestellten Kübel ist abhängig von den Passantenströmen. Je mehr Passanten, desto mehr Kübel gibt es – und umgekehrt.»

Sünder werden selten erwischt

Nein, so nicht. Genau so eben nicht.

Dasselbe gilt für Tramstationen: «Für die Abfallkübel an den Haltestellen ist die Stadtreinigung verantwortlich. Auch hier richtet sie sich nach dem Bedarf. Mit Ausnahme von wenigen, kaum frequentierten Haltestellen gibt es es an den meisten Haltestellen einen Abfallkübel.» Immerhin, denn die Trams der Basler Verkehrsbetriebe (BVB) und der Baselland Transport AG (BLT) verfügen seit dem Ess- und Abfallverbot, das vor einigen Jahren eingeführt worden war, auch keine Abfallentsorgungsgelegenheiten mehr.

Sünder verfolgt die Abfallkontrolle. 2016 wurden bei der Litteringbekämpfung mit Unterstützung durch die Polizei 73 Personen in flagranti erwischt und gebüsst, wie barfi.ch bereits berichtete. Gemessen an der Menge der Menschen, die ihren Müll einfach wegwerfen können, eine verschwindend kleine Zahl. 

Die gruusige Abfallorgie nach dem grossen Grillspass

Ah, das ist er ja: Kübel gibt es viele, aber nicht grad vor jedermanns Nase.

Praktischerweise stehen an hochfrequentierten Orten oft grosse Abfallcontainer, die das Entsorgen einfacher machen. Von Wertstofftrennung zu reden, ist da ohnehin schon übertrieben, wenn man froh sein kann, dass der Abfall wenigstens nicht auf der Strasse landet. So sammelt die Stadtreinigung gerade im Sommer täglich Tonnen von Müll zusammen, der tags darauf nicht mehr zu sehen ist – aber unaufhaltsam wiederkehrt.

Auch in den Parks häuft sich jetzt die Sauerei. «Laut Auskunft der Stadtgärtnerei Basel ist die Littering-Situation in den Parks mit den Vorjahren vergleichbar», sagt Frauchiger. Im Moment sei Hochsaison: «Die Stadtgärtnerei begegnet den Abfallberg mit Unterflurcontainern, Rollcontainern und Sammelbehältern für heisse Aesche. Trotzdem wird immer noch zu viel Abfall auf dem Boden und in den Büschen liegen gelassen.»

So bleibt selbst dem achtsamen Müllentsorger je nach Strecke die Kübelsucherei nicht erspart – selbst wenn sie vorhanden sind. Aber Suchen ist immer noch besser, als den Müll einfach wegzuwerfen. Egal, ob Bananenschale oder Raschelsäckli: Abfall hat auch in Rabatten nichts verloren und Scherben gehören erst recht nicht auf die Strasse.