Wo nichts ist, gibts nichts zu drücken: Ausgebranntes Touch-Display an einem BVB-Automaten beim Bahnhof. Bild A. Schwald
Wo nichts ist, gibts nichts zu drücken: Ausgebranntes Touch-Display an einem BVB-Automaten beim Bahnhof. Bild A. Schwald
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Ausser Betrieb: Sonne killt teure BVB-Billettautomaten – kein Ersatz in Aussicht

Knallt die Sonne vom Himmel, streikt das Display. Die Billett-Automaten der Basler Verkehrsbetriebe sind an Hitzetagen teils völlig unbrauchbar und das auch ausgerechnet am grossen Platz vor dem Bahnhof SBB. Während Passanten und Messebesucher verärgert nach funktionstauglichen Alternativen suchen, wollen die BVB da kein Problem sehen.

Keine Chance, ein Billett zu lösen. Der Bildschirm ist bis auf einen kleinen Rest völlig ausgebrannt, also tot. Dort, wo ein bisschen Schatten den Automaten berührte, sieht man zumindest noch etwas, aber was nützt das, wenn alles andere hinüber ist. Der ganze Screen funktioniert erst wieder, wenn er abkühlt.

Das Problem sind die gängigen Touch-Bildschirme, die bei harter Sonneneinstrahlung den Geist aufgeben. LCD-Kristalle, wie sie in den meisten solchen Bildschirmen verbaut sind, leiten die Signale nicht mehr und für den Automaten heisst das: Feierabend. Gerade am Bahnhof SBB passiert das an Sonnentagen, denn die meisten Displays sind Richtung Süden ausgerichtet – genau auf die heisse Basler Sonne.

Mehrere Automaten ausgestiegen, aber Schulterzucken bei BVB

Allein am Sonntag vor der Art Basel waren mehrere Terminals ausser Betrieb. Wer ein Billett lösen wollte, musste quer über den Centralbahnplatz eilen. Nur, um dort wieder ein weiteres sausgebranntes Display anzutreffen. Die Basler Verkehrsbetriebe nehmen das Problem zur Kenntnis, je nach Sonnenstand bestehe bei «gewissen Automaten» das Problem der Sichtbarkeit. 

Eine entsprechende Lösung wie eine Abdeckung sei nur sehr schwierig zu realisieren. Zum Problem am Bahnhof SBB entgegnet BVB-Sprecher Benjamin Schmid: «Gerade am Bahnhof verfügen wir aber über eine grosse Anzahl an Automaten, so dass ein Wechsel auf einen anderen Automaten in unmittelbarer Nähe bei temporär prekären Licht- und Sonnenverhältnissen gut möglich ist.» Insgesamt befänden sich am Centralbahnplatz zehn Automaten, die Ausweichmöglichkeit auf weitere Automaten sei daher entsprechend gegeben.

Keine neuen Modelle geplant, dafür digitale Projekte

Blendend und heiss: Nur, wo Schatten ist, zeigt es wenigstens noch etwas an.

Anders formuliert: Der Kunde muss da selbst schauen, wo er bleibt. Die Touch-Display-Automaten, die 2006 eingeführt worden sind, haben durchaus ihre Tücken bei extremen Wetterbedingungen. Nicht nur killt die Sonne den Bildschirm, bei starkem Regen ist die Bedienung unpräzise und macht sich teils selbstständig. «Mit einer einfachen Wischbewegung ist das aber korrigierbar», sagt Schmid.

Dennoch, besonders kundenfreundlich ist das nicht, vor allem nicht zu Messezeiten und wenn es mit dem Billett eilt. «Die Automaten werden laufend gewartet, defekte Teile ersetzt», sagt Schmid. Eine Neubeschaffung von Automaten im grösseren Stil sei derzeit allerdings nicht geplant. 

In der Tat laufen eher Bestrebungen, den Billett-Verkauf verstärkt digital abzuhandeln. So wurde zum Beispiel auf dieses Jahr hin der U-Abo-Verkauf über eine neue Smartphone-App vermarktet; das Gerät im Hosensack soll dem Papierlikrieg und den Kleingeldfressern langsam den Garaus machen.

Das wäre zumindest ein Weg, um den Automaten-Ärger loszuwerden – und ihn aufs Handy zu verlagern. Doch wer erklärt dies einem Art-Besucher aus dem Ausland, der am Bahnhof steht und seine Fahrt zur Messe ordentlich und möglichst rasch bezahlen möchte?