• Andy Strässle
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Zürcher Futter an Basels Schulen

Selten hat Gemüse für so viele Schlagzeilen und Streit gesorgt, wie dasjenige einer Kindertagesstätte in Binningen. Die Basellandschaftliche Zeitung sprach von hungernden Kindern und der Blick wünschte ihnen Schoggi. Basel-Stadt kennt diese Probleme nicht, dafür kommt das Essen hier tatsächlich aus Zürich.

«Baselbieter Kita soll Kinder hungern lassen», titelte die bz letzte Woche und auch der Blick sprach von einem «Gemüse-Regime» und wollte den armen Kindern von Binningen auch einmal eine Schoggi gönnen. An der Schulsynode in der St. Jakobshalle an der sich über 2'000 Lehrpersonen und Pädagogen zusammentrafen, sorgte der Fall für Diskussionsstoff. Alle Tagesstrukturen und nicht zuletzt alle Eltern kennen das Problem: Manche Kinder wollen nur Fleisch, andere nur Ravioli, aber der Brokkoli und der Salat werden verschmäht.

«Die Kinder sollen bei uns möglichst von allem Essen versuchen», sagt eine Kinderbetreuerin aus der Stadt. Es gehe allerdings nicht, dass ein Kind einfach mehr Fleisch verlange und alles andere auf dem Teller liegenlasse. «Im Grunde sind wir da auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. Sie sollten ebenso der Meinung sein, dass das Kind das Essen mindestens versuchen sollte.»

Unaufgeregt

Zwar gebe es wegen des Essens immer wieder Diskussionen, sagt die erfahrene Pädagogin, aber Binningen sei doch ein Extremfall. Im Erziehungsdepartement reagiert Mediensprecher Simon Thiriet auf Anfrage von barfi.ch mit Humor: «Es ist völlig normal, dass Kinder nicht immer auf alles Lust haben, was auf den Tisch kommt. Bei diesem Anspruch würde vermutlich sogar Tanja Grandits scheitern. Die Tagesstrukturen gehen unaufgeregt mit dem Phänomen um.»

Auch von übermässigen Protesten von Eltern sei nichts bekannt, offenbar sind die Eltern in Basel-Stadt etwas weniger streitsüchtig als jene in Binningen. An der Schulsynode geht denn auch das Gerücht um, dass die Geschichte aufgebauscht sein könnte. Im Artikel der Basellandschaftlichen Zeitung ist dann auch wenig vom Essen die Rede, sondern viel mehr davon, dass in der betroffenen Kita zu wenige ausgebildete Betreuungspersonen für die Kinder zur Verfügung gestanden hätten. 

Basler Kinder hungern nicht

Am Ende war es die Ernährungsphilosophie, die für Schlagzeilen sorgte. Das Konzept für ausgewogene Ernährung heisst «Fourchette Verte» und will für eine ausgewogene Ernährung – eben auch mit Gemüse – sorgen. Auch in Basel-Stadt halten sich die verschiedenen Caterer an diese Prinzipien. Allerdings scheinen die Basler Schüler nicht zu hungern.

Die Basler Tagesstrukturen würden durch vier Cateringsfirmen versorgt. Man unterscheide zwischen Warmanlieferung und der «Steamerzubereitung» vor Ort, erklärt Simon Thiriet. Er bestätigt, dass die ausgewogene Ernährung für die Basler Kids auch aus Zürich kommt: «Für beide Arten haben wir Ausschreibungen gemacht und insgesamt vier Cateringsfirmen gefunden. Eine davon liefert aus Zürich weil wir für deren Segment schlichtweg keine Basler Firma gefunden haben, die die Auflagen erfüllen konnte.» Tanja Grandits war wohl gerade nicht verfügbar.

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