Auf Pilzsuche im Wald auf der Chrischona.
Auf Pilzsuche im Wald auf der Chrischona.
  • Binci Heeb
  • Aktualisiert am

Das grosse Pilzjahr: Mit der Pilzkontrolleurin im Chrischona-Wald

Es war die Trockenheit: Sie verhinderte während der letzten beiden Jahre guten Pilzwuchs in der Region Basel. Das Jahr 2017 ist da bedeutend besser, Eierschwämme gibt es bereits in Hülle und Fülle. Im Wald hat die Basler Pilzkontrolleurin deshalb Grund zum Jubeln.

Seit 17 Jahren kontrolliert Ursula Gass offiziell die Pilze der Sammler von Basel. Gelernte Bäuerin und zuvor im Detailhandel tätig, verfiel sie als Quereinsteigerin schnell der Pilzleidenschaft. Als Kontrolleurin vertraute ihr die Kundschaft von Anfang an, sagt sie: Die Leute kommen regelmässig vorbei, manche zwar nur etwa einmal jährlich, andere aber wöchentlich, «einige bringen fast alle zwei Tage Pilze zur Kontrolle». Diese Kontrolle ist mit einem pauschalen Franken zudem äusserst günstig – egal ob die Sammler ein einziges Körbli oder gleich mehrere Körbe à fünf bis sechs Kilo vorbeibringen. Jeder Pilz wird einzeln angeschaut und geprüft. Es wird daran gerochen, an Stiel und Hut gekratzt, ab und zu wird einer aufgeschnitten.

Pilze sammeln: das müssen Sie wissen

Beim Sammeln der Pilze sollte aber darauf geachtet werden, dass diese nicht abgeschnitten, sondern herausgedreht werden. Der Stiel muss möglichst intakt bleiben, damit es bei der Kontrolle zu keinen Verwechslungen kommen kann: Beim kleinsten Zweifel werden die Pilze ausnahmslos weggeworfen.

Die Stelle, wo der Pilz herausgedreht wurde, sollte nach dem Abdrehen unbedingt mit etwas Erde oder Blättern bedeckt werden. Befindet sich ein einziger giftiger Pilz unter vielen geniessbaren im Sammlerkorb, macht die Kontrolleurin kurzen Prozess – sie wirft dann alles fort. Deshalb sollte auch jede zum Verzehr geeignete Pilzart getrennt von den jeweils anderen aufbewahrt werden.

Ein Beispiel? Sehr leicht zu verwechseln sind zum Beispiel der giftige Fliegenpilz, nach dessen Genuss es zu schweren Herz-Kreislaufproblemen und zu Erregungszuständen des zentralen Nervensystems mit Verwirrtheit, Muskelzuckungen, Gehstörung und Rauschzuständekommen kann, und der geniessbare Stäubling. Beide sind auch in unserer Region oft zu finden und sehen sich sehr ähnlich. 

Li.: Fliegenpilz. Re.: Stäubling

 

Erst wenn sie aufgeschnitten werden, sieht man, dass der Fliegenpilz Lamellen aufweist. 

Li.: Die Lamellen beim Fliegenpilz. Re.: Stäubling ohne Lamellen

«So viele Eierschwämme habe ich schon lange nicht mehr gesehen» 

Auch bei den scheinbar unproblematischen Eierschwämmen gilt es aufzupassen. Dort unterscheidet man zwischen dem normalen und dem falschen Eierschwamm. Letzterer gehört zwar nicht zu den Giftpilzen, er ist aber kein Speisepilz und verursacht Magen-Darm-Probleme. Der beliebte Genusspilz also verfügt über sogenannte Leisten, der Falsche über Lamellen. Nur wer auf diesen Unterschied achtet, kommt heuer glücklich aus dem Wald zurück. Und: So viele Eierschwämme, wie in diesem Jahr, hätte sie schon lange nicht mehr gesehen, sagt Ursula Gass. 

Li.: falscher Eierschwamm. Re.: Eierschwamm

Pilzparadies Chrischona

Also, auf in den Wald. Schon nach wenigen Schritten stösst Ursula Gass auf die ersten Pilze. Neben nicht geniessbaren Helmlingen sind dies essbare Stockschwämme und Semmelstoppel. Aber Achtung: die Semmelstoppel dürfen nur dann gegessen werden, wenn sie jung sind und können leicht mit den sehr giftigen Gifthäublingen verwechselt werden. 

Damit es nicht zu Vergiftungen kommt, sollten immer die ganzen Pilze zur Kontrolle gebracht werden. «Werden nur die Hüte vorbeigebracht, kommen gleich alle weg», erklärt Ursula Gass bestimmt. Nach einer halben Stunde im Wald ist das Körbli bereits schön gefüllt. Essbare Mehlräslinge, Stockschwämmchen, Schirmlinge, Semmelstoppel und Rotfussröhrlinge. Nicht gesammelt, nur gesehen haben wir zudem die teilweise giftigen grünblättrigen Schwefelköpfe und Marzipan-Fälblinge. 

Zum Schluss noch dies: Dass Pilze nicht aufgewärmt werden dürfen, ist ein Ammenmärchen und gilt, seit es Kühlschränke gibt, längst nicht mehr. Trotzdem sollten sie – nach der Kontrolle bei Ursula Gass – schnell zubereitet und genossen werden.

Ausbeute nach dem Waldspaziergang mit der Basler Pilzkontrolleurin Ursula Gass.