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  • Jonas Egli
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Die «Uberisierung» der Basler Taxis

Im Juni muss Uber den Dienst UberPop auch in Basel einstellen. Doch das tönt dramatischer, als es ist. Für den Passagier ändert sich wenig bis nichts: der normale Uber-Dienst bleibt den Baslern erhalten. Die Taxiunternehmen rüsten sich deshalb weiter für die Wiederoberung ihres verlorenen Terrains. Und kupfern dabei beim Überflieger kräftig ab.

Mit fast unendlichem Enthusiasmus, ebenso grosszügigem Startkapital (Google investierte allein 258 Millionen), einer perfekten App, unschlagbaren Preisen und einem endlosen Vorrat an Fahrzeugen, die ihre Fahrer auch noch selbst mitbrachten, war die organisierte Marktverzerrung geboren und das kalifornische Unternehmen Uber eroberte die Welt im Sturm.

Die aggressive Strategie des Startups brachte die Taxibranche ins Schwitzen und sorgte bei den etablierten Unternehmen für fatale Kurzschlussreaktionen. Als Uber nach dem Erfolg in Paris 2012 in London auftauchte, führte der Unmut zwei Jahre später zu mehreren Protesten, bei welchen die «Cabbies» wichtige Strassen blockierten. Es kam in der Stosszeit zum Stillstand. Da die U-bahnen überfüllt waren und keine Taxis fuhren, blieb den Pendlern nur eines: Ein Uber bestellen. Über Nacht war das Startup in aller Munde. Bald tauchte der Fahrdienst auch in Basel auf und machte mit den Taxiunternehmen kurzen Prozess. 

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Die fetten Jahre sind vorbei. Nicht nur für Uber.

Uber traf die hiesige Branche ins Scheinbein und riss bei den Kunden alte Wunden auf, denn die heimischen Taxis hatten dem Neuling nichts entgegen zu setzen. Auch hier gingen die Taxifahrer auf die Barrikaden, nicht zu unrecht. Nun, Jahre später, wurden sie auch erhört. Lange genug hat ein Unternehmen gültiges Recht systematisch missachtet, bis UberPop der Riegel geschoben wurde. Dass das geschehen würde, war klar. Weniger klar war, ob die Taxiunternehmen ihre Lehren aus der Sache ziehen würden. Die Bedürfnisse der Kunden, welche die Taxiunternehmen selbst jahrelang missachtet haben, sind nicht verschwunden. Im Gegenteil. Und auch nach dem Ende der dumping-Preise von UberPop wird UberX in Basel weiterhin abgeboten werden.

Nachholbedarf erkannt

Wie sich zeigt, ist die Botschaft bei den Taxidiensten angekommen. Man wagt es kaum zu denken, aber die Basler Fahrdienste mini-cab, Taxizentrale und das 33er Taxi haben sich gegen den übermächtigen Feind mit dem Rest des Landes verbündet und sich im September 2017 der Branchenlösung des Verbands angeschlossen. Die Ähnlichkeit derer App, genannt go!, mit jener von Uber ist nicht zu übersehen. Bisher ist die App in Basel und in Zürich nutzbar, weitere Partner werden gesucht. Und gefunden.

Felix Mayer, Geschäftsführer des 33er Taxis gibt zu: «Es ist so, dass wir auf den Druck reagieren. Die Idee der go!-App ist, geschlossen in der Schweiz aufzutreten.» Der Zusammenschluss ist damit eine klare Kampfansage. Die App ermöglicht auch moderate Fixpreise, indem sie den Vermittlungsprozess automatisiert. Auch Fahrerbewertungen sollen möglich sein. Die Taxis versuchen, den Feind mit den eigenen Mitteln zu besiegen. Mayer will aber nicht behaupten, dass Uber den Taxibetrieb wachgerüttelt hätte: «Uber hat mehr kaputt gemacht, als viele denken.» Trotzdem, wirklich Bewegung in das fossilisierte Geschäft kam erst seit dem Einfall der Amerikaner.

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Aus der Versteinerung erwacht.

Fragwürdig ist, dass es einen Dienst wie Uber überhaupt brauchte, damit die Taxi-Unternehmen aus ihrer Versteinerung erwachten. Es war aber absehbar. Entgegen der Behauptung der Taxifahrer, die Kunden würden alleine dem Preis folgen, geht es bei Uber um mehr. Das Zeitalter der digital vermittelten Dienste verlangt nach verbesserten Angeboten, welche die Taxiunternehmen schlicht nicht gewillt waren anzubieten. Wenn alle denselben schlechten Service zu denselben, überhöhten Preisen anbieten, wozu sich anstrengen? Ohne den eingeschleppten Raubfisch, der sich um keine Regeln kümmert, wäre die Lethargie vielleicht nie gebrochen geworden. Die Taxibranche hat die Krise leider verdient und tut gut daran, sich in der Folge selbst ein wenig «uberisieren» zu lassen. Die App war der erste Schritt. Die meisten Leute sind sehr wohl bereit, für einen heimischen Dienst etwas mehr zu bezahlen, wenn der Service stimmt. 

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Die Pest ist noch lange nicht besiegt. Mayer ist nicht überzeugt, dass das Ende von UberPop die Probleme löst: «Ich rechne mit keiner grossen Veränderung bevor nicht ein Bundesgericht die Rahmenbedingungen für UberX festlegt.» Auch UberX ist nur scheinbar weniger illegal, davon ist Mayer überzeugt. Die Fragen bezüglich des Anstellungsverhältnisses zwischen der Firma und den Fahrern bleiben bestehen. Doch Mayer ist nicht entgangen, dass Uber in Deutschland im Eilverfahren verboten wurde und der Ersatzdienst UberTaxi gegen die «echten» Taxibetriebe kaum eine Chance hat. Er blickt deswegen auch trotz UberX positiv in die Zukunft: «Es sieht inzwischen besser aus als auch schon. Wir sind bereit.» Der wirklich entscheidende Schlacht hat erst gerade begonnen.

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