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  • Christine Staehelin / Binci Heeb
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Rabenschwarzer Frühlingsbeginn in Basel

Sie sind schwarz, sie sind laut und es sind viele: In Basel gibt es mehr Saatkrähen als im letzten Jahr. Die intelligenten Tiere nisten in Platanen mitten in der Stadt und stören mit ihren Diskussionen oft die Anwohnerinnen und Anwohner.

Der Start in den Tag ist wunderbar, wenn er von Vogelgezwitscher begleitet wird. Doch besonders laut mischen sich in Basel unter die Melodien von Amseln und Kohlmeisen auch die krächzenden Klänge von Saatkrähen. Dieses Jahr sind es noch mehr als im vergangenen Jahr, denn die Zahl der Saatkrähen-Nester hat in Basel zugenommen. Das bestätigt Yvonne Aellen, Leiterin Grünflächenunterhalt der Stadtgärtnerei Basel. Wie viele Nester es genau sind, ist nicht bekannt. Doch die bevorzugten Nistplätze der Saatkrähen sind bekannt und werden beobachtet.

Fast ein Mehrfamilienhaus

Vor allem bei der Puntrutermatte im Gundeli und am Steinenring, aber auch beim Dorenbachkreisel fallen die Nester in den Bäumen auf. Der Grund dafür ist schnell gefunden: In diesen Gegenden ist der bevorzugte Nistbaum vorhanden: «Die Saatkrähen nisten gerne auf Platanen, da diese Baumart gute Astgabeln hat für die Platzierung der Nester und geeignetes Feinholz als Nistmaterial bildet», erklärt Aellen. Ein einziger Baum wird im Frühling dann fast zu einem Mehrfamilienhaus für Krähen, denn in einer anständigen Krone können sie zu einem Dutzend Nester bauen.

Nachbarliche Zwistigkeiten

Da viele Vögel auf engem Raum leben, spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle – gerade bei Rabenvögeln. Genau deswegen stören sich die Anwohner häufig daran: Die Saatkrähen locken, balzen, schimpfen und warnen. Ihr Sozialgefüge ist ausgeprägt. Die Tiere gehen lebenslange Ehen ein, doch wie es halt ist, wenn viele auf engem Raum zusammenwohnen gibt es Konflikte: Manchmal wird ein Weibchen abgeworben, Eier werden in fremde Nester gelegt und Nistmaterial gestohlen. Und in solchen Fällen reagieren sie lautstark. Sie zählen zu den intelligentesten Tieren und haben daher einen grossen Kommunikationsbedarf.

Verscheuchen zwecklos

Wie oft wünschen sich Anwohner in solchen Fällen dann, dass man die lärmenden Krähen einfach verscheuchen könnte. Doch so einfach ist es nicht: Die Intelligenz der Saatkrähen ist vergleichbar mit derjenigen eines menschlichen Kleinkindes. Und hier liegt die Herausforderung bei der Vergrämung: «Saatkrähen sind sehr schlau und realisieren sehr schnell, ob etwas eine echte Gefahr darstellt oder nur eine Attrappe ist», sagt Yvonne Aellen. Die Stadtgärtnerei versuchte bereits mit Klappern, die Vögel an andere Orte zu lenken. Ohne Erfolg: Die Klappern nutzten nichts und waren gar in kürzester Zeit defekt.

Die wirkungsvollste Methode ist der regelmässige Schnitt der Platanen. Wenn die Bäume alle drei bis vier Jahre geschnitten werden, sind die Bäume für einige Jahre weniger attraktiv zum Nisten und die Anwohner können etwas ruhigere Zeiten geniessen.

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Landflucht bei den Krähen

Basel ist bei den Saatkrähen beliebt: Seit 1963 brütet sie hier und wählte die Stadt am Rheinknie gar zum bevorzugten Überwinterungsgebiet. Rund 10'000 dieser Vögel verbringen die kalte Jahreszeit in Basel, denn ihre eigentlichen Brutgebiete wurden durch die intensive Landwirtschaft in ländlichen Gebieten immer unattraktiver. Ausladende Platanen wurden dort seltener, in städtischen Parks hingegen gedeihen sie noch prächtig.

Intelligent, sozial aktiv und richtig schlau: Das Leben der Saatkrähen ist faszinierend. Wenn man sich informiert, stört das Kreischen am Morgen vielleicht auch weniger. Denn wahrscheinlich hat die Krähe gerade mehr als guten Grund, um sich derart bemerkbar zu machen.

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