Die Kaserne repräsentiert auch das Kleinbasel: Regierungspräsident Elisabeth Ackermann zur Sanierung des kulturellen Prunkbaus. Bilder zvg/barfi
Die Kaserne repräsentiert auch das Kleinbasel: Regierungspräsident Elisabeth Ackermann zur Sanierung des kulturellen Prunkbaus. Bilder zvg/barfi
  • Andreas Schwald
  • Aktualisiert am

Tattoo bleibt in der Kaserne: Exklusiv-Interview mit Regierungspräsidentin Ackermann

Die Kaserne Basel geht das letzte Mal in dieser Form in die zweite Festival-Jahreshälfte. Ab Herbst 2018 beginnt der Umbau, Regierungspräsidentin Ackermann musste bereits wegen der Künstler-Ateliers intervenieren. In ihrem ersten Interview zur Kaserne bekennt sie sich gegenüber barfi.ch klar zur Durchführung des Basel Tattoo – und zum Kleinbasel.

Frau Ackermann, die Kaserne steht im letzten Festivalsommer und -herbst ohne Baugerüste. Sie haben die Kaserne nach 90 Tagen im Amt als Herzensprojekt bezeichnet, er steht also ganz oben auf der Prioritätenliste. Warum?

Elisabeth Ackermann: Die Sanierung der Kaserne ist ein äusserst spannendes Projekt. Fürs Kleinbasel ist das Projekt aus meiner Sicht sehr wichtig, da die Kaserne zu einem grossen Kultur- und Lebenszentrum wird. Ein sehr interessanter Ort also, der sehr viel Lebensaspekte, Menschen, Kulturen und Kulturanlässe vereint. Und der Ort ist natürlich auch typisch fürs Kleinbasel: So viele Menschen aus so vielen Welten leben in diesem Teil der Stadt und das kulminiert eben alles bei der Kaserne.

Was ist das politische Interesse der Regierungspräsidentin am Projekt?

Die Kaserne ist fürs Kleinbasel und die Kultur gleichermassen wichtig. Früher nannte man das noch Alternativkultur, dieses Wort braucht man heute kaum mehr. Die Kaserne umfasst heute ein sehr vielfältiges Kulturangebot, das politisch sehr gewünscht und sehr wichtig ist.

So stellen sich die Architekten den neuen Durchgang vor. ©Focketyn del Rio Architekten

Kaum war die Abstimmung durch, gab es einen Konflikt mit den Künstlern, die nun ihre günstigen Ateliers in der Kaserne verlassen müssen. Wie stehen Sie derzeit in den Verhandlungen?

Die Situation hat sich etwas entspannt, weil wir diesen Teil der Sanierung nun ein halbes Jahr später in Angriff nehmen, nämlich gleichzeitig mit dem Hauptbau. Das ist allein aus terminlicher Sicht schon eine Erleichterung. Die Abteilung Kultur steht zudem in engem Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern. Natürlich ist es schwierig, ein vergleichbares Objekt für künstlerische Tätigkeiten zu finden.

Gibt es denn einen Ersatz?

Etwas im gleichen Rahmen zu finden, ist eher unrealistisch, vor allem preislich. Aber es ist auch nicht Aufgabe des Präsidialdepartements, einen Ersatz zu finden. Wir unterstützen die Mieterinnen und Mieter dennoch im Rahmen unserer Möglichkeiten, das ist ganz klar.

Warum stellen Sie die Kaserne ins Zentrum und nicht ein anderes Projekt, zum Beispiel die aufwändigen Arealentwicklungen wie Klybeck Plus oder die Entwicklung auf dem Wolf?

Die Sanierung der Kaserne ist beschlossen und steht bald an. Das ganze Projekt läuft jetzt an. Da die Sanierung auch eng mit dem Kulturbereich verbunden ist, steht mir das Projekt auch aus dieser Sicht nah. Die anderen Projekte beschäftigen uns natürlich ebenfalls und sind genauso wichtig für die Stadtentwicklung, haben aber einen anderen Zeithorizont.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Beteiligten? Das Präsidialdepartement ist ja nicht allein für die Kaserne zuständig.

Das ist richtig, wir sind seitens des Kantons der Nutzer der Kaserne. Das Bau- und Verkehrsdepartement baut und das Finanzdepartement ist durch die Finanzierung ein wichtiger Player. Die Zusammenarbeit läuft sehr gut, wir gleisen derzeit mit allen zuständigen Stellen die Umsetzung auf, so dass vor Ort alles möglichst störungsfrei stattfinden kann. Das wird eine grosse Herausforderung: Zugleich findet ja konstant Kultur statt. Das Basel Tattoo, die Herbstmesse, das Open Air Basel und der Betrieb der Kaserne läuft ebenfalls regulär weiter. Da ist gute Koordination entscheidend.

Aufruf der Mieter, die jetzt neue Ateliers suchen. Bild A.Schwald

Wie sieht der Zeitplan aus?

Im Herbst 2018, gleich nach dem Basel Tattoo und dem Open Air Basel, wird die Sanierung des Hauptbaus und der heutigen Atelier-Räume beginnen. Aktuell laufen Vorbereitungsarbeiten wie zum Beispiel die Baueingabe.

Und wie reagieren die Nutzer auf die Projektierung der Sanierung, insbesondere das Basel Tattoo, dessen Organisatoren sich ja im Rahmen der Abstimmung zur Gegnerschaft gesellten?

Wir kommen dem Basel Tattoo so weit entgegen, dass alles durchgeführt werden kann. Darauf legen wir auch grossen Wert. Das Abstimmungsresultat wird von ihrer Seite akzeptiert, negative Äusserungen gab es seither nicht mehr. Wir haben ein gutes Einvernehmen.

Das ist der letzte Sommer der Kaserne im heutigen Zustand, bevor 2018 gebaut wird. Freuen Sie sich auf die Events?

Natürlich, und ich freue mich auch, im Herbst noch Veranstaltungen auf dem Areal, so wie es heute ist, der Kaserne zu besuchen. Während der Umbauphase wird es dann natürlich zu Einschränkungen kommen, das ist bei jedem Bauprojekt so.

Konflikte gab es rund ums Areal schon genug: Veranstalter wie das Basel Tattoo auf der einen Seite, Quartierbewohner auf der anderen – wie vermitteln Sie innerhalb der Nutzerschaft und zwischen all den Interessengruppen?

Ich sehe das so: Es ist bei Weitem nicht negativ, wenn so viele Interessen und Nutzer dort aufeinander treffen. Diese verschiedenen Angebote machen ja auch das Kleinbasel aus, machen es interessant und lebenswert. Aber es stimmt, es gibt Konfliktpotenzial. Wir bleiben deshalb im Gespräch. Auch wenn wir nicht jeden Anspruch erfüllen können, zeigte sich im Vorfeld der Abstimmung, dass sich die Nutzer zusammengefunden haben und fürs Projekt eingestanden sind. Damit zeigten sie, dass es ihnen wichtig ist. Darauf können wir nun aufbauen und eine Zusammenarbeit pflegen, bei der wir die Nutzer und die Anwohner gleichermassen anhören und miteinbeziehen.

Aufbauarbeiten am Basel Tattoo: Auch eine Art Baustelle. Bild A. Schwald

Abgesehen vom Herzenskalender: Was füllt derzeit Ihren Terminkalender?

Eine Vielzahl an Aufgaben. Als Regierungspräsidentin bin ich zuständig für die Aufgaben des Gesamtregierungsrates, also Vorbereitung und Durchführung der Geschäfte und der Sitzungen. Hinzu kommen derzeit viele Repräsentationsauftritte und aktuell ist natürlich die Stellenbesetzung der Leitungen von Kantons- und Stadtentwicklung sowie Kultur sehr wichtig. Die Vertretungen in Bern und die Verhandlungen mit Baselland ebenfalls zeitintensiv.

Der Amtsantritt war auch ein Sprung ins kalte Wasser, mit den offenen Dossiers und Stellenbesetzungen. Sind Sie gut damit zurecht gekommen?

Ja. Natürlich musste ich mich erst in diese Vielfalt an Dossiers einarbeiten. Ich habe aber hervorragende Mitarbeiter, die mich dabei unterstützen. Wir konnten mittlerweile sehr vieles aufgleisen und das Präsidialdepartement kommt jetzt in Fahrt. Meine Freude am Amt ist gross und die Vielfalt an Aufgaben macht es umso interessanter.

Dennoch: Die «Basler Zeitung» schrieb, Sie bräuchten Unterstützung im Amt, es wurde seitens der Grünen Partei der Vorwurf der Überforderung laut. Die «bz Basel» schrieb nach Ihrer ersten Medienkonferenz, man befürchte, sich Guy Morin zurückwünschen zu müssen – wie gehen Sie damit um?

Der Artikel der «Basler Zeitung» beruht auf Gerüchten und anonymen Quellen, von denen wir nicht wissen, ob es sie überhaupt gibt. Ich stehe in sehr engem Kontakt mit meiner Partei und kann sagen: Gewisse Aussagen stimmen nicht einmal. Da war etwa von einer Mitgliederversammlung die Rede, an der dies ein Thema gewesen sein soll. Ich war an dieser Versammlung selbst dabei und kann sagen: Das stimmt nicht. Abgesehen davon nehme ich zu Gerüchten und Aussagen von anonymen Quellen keine Stellung.

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