• Christian Platz
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Basel im Zeitraffer (2): Die Wettsteinbrücke, 1860, 1952, 2017

In dieser Serie stellt barfi.ch jeweils drei Bilder vor, die Basel innerhalb von knapp 150 Jahren zeigen. Ein antiquarischer Fund macht es möglich.

1954 hat der Allschwiler Athena-Verlag erstmal das Buch «Altes Basel, Neues Basel» herausgegeben. Danach folgten mehrere Auflagen, die neuste wurde 1971 herausgebracht. In diesem Buch wurden Bilder der Basler Fotografen-Dynastie Höflinger gezeigt. Immer eines aus dem 19. oder frühen 20. Jahrhundert, das einem aus den 1950iger oder 1960iger Jahren gegenübergestellt wurde. Als wir diesen kleinen Schatz aus dem Antiquariat durchgeblättert haben, ist uns aufgefallen, wie sehr sich unsere Stadt in den letzten fünfzig Jahren wieder verändert hat. Deshalb haben wir die alten Bilder von Jakob, August und Heinz Höflinger immer durch eines ergänzt, das wir aktuell aufgenommen haben. Heute geht es um die Wettsteinbrücke.

1860

Das erste Bild stammt aus dem Jahr 1860. Für fast 700 Jahre war die Mittlere Brücke der einzige Übergang zwischen Grossbasel und der minderen Stadt. Dort, wo heute die Wettsteinbrücke steht, befanden sich die Anlegestellen der Hirzgrabenfähre. Das Kleinbasler Rheinufer war auf dieser Höhe ein lauschiger Spazierweg, von Matten gesäumt.

1952

Dieses Bild wurde anfangs der 1950er Jahre aufgenommen. Im frühen 19. Jahrhundert wuchs die Basler Bevölkerung stark. Die Mittlere Brücke konnte das Verkehrsaufkommen nicht mehr alleine tragen. Vor allem die Gewerbetreibenden machten Druck auf die Behörden: eine zweite Brücke musste her. Immer wieder tagte der Stadtrat in dieser Sache. Verschiedene Projekte wurden erwogen. So präsentierte der Ingenieur Joseph Chaley im Jahr 1843 einen Entwurf für eine Kettenbrücke, die zwischen dem Harzgraben und der Baarmatte über den Rhein führen sollte. 1864 wird in einer Studie dann eine doppelstöckige Strassen- und Eisenbahnbrücke vorgeschlagen. Aufgrund der veranschlagten hohen Kosten wird jedoch 1873 entschieden, die Linienführung zu trennen und weiter flussaufwärts zu bauen. Februar 1876 legte das Baudepartement von Basel das realisierbare Projekt einer geneigten Harzgrabenbrücke vor. Die grösste Herausforderung für den Brückenbau an dieser Stelle war die Höhendifferenz zwischen den beiden Rheinufern. 1877 begannen die Bauarbeiten. Sie dauerten zwei Jahre, zwei Bauarbeiter starben dabei an Unfällen. Am 7. Juni 1879, wurde die Brücke feierlich eingeweiht. Erst 1881 erhielt das Bauwerk den Namen Wettsteinbrücke; zur Erinnerung an der berühmten Basler Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein (1594–1666).

 2017

Unser drittes Bild wurde letzte Woche aufgenommen. Es war der Strassenverkehr, der enorm zunahm, welcher bereits in den 1910er Jahren das Thema Verbreiterung der Fahrbahn der alten Wettsteinbrücke auf den Plan rückte. 1935 wurde die Fahrbahn von 12,6 auf 21,5 Meter verbreitert. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde die Brücke zunehmend baufällig. 1990 kam es zu einer Abstimmung, das Basler Stimmvolk musste über den Neubau entscheiden. Ein privates Komitee warb für ein – ästhetisch hochinteressantes – Projekt des spanischen Architekten Santiago Calatrava. Der Grosse Rat favorisierte allerdings das Sanierungsprojekt der Firma Bischoff und Rüegg. Dieses Projekt erhielt durch die Abstimmung dann auch grünes Licht. Unter Verwendung der – bereits vorhandenen – beiden Strompfeiler wurde ab 1991 die neue Wettsteinbrücke aufgebaut.