Kiloweise Gold und Silber finden sich laut einer Schweizer Studie in Abwässern. ©barfi/Keystone
Kiloweise Gold und Silber finden sich laut einer Schweizer Studie in Abwässern. ©barfi/Keystone
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Gold in Schweizer Kläranlagen! Aber Basel kämpft mit Schwermetallen

Im Schweizer Klärschlamm finden sich Gold und Silber im Wert von bis zu drei Millionen Franken. Das hat eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Umwelt ergeben. Während sich im Tessin die Rückgewinnung fast schon lohnen würde, winkt Basel ab: Statt mit Edelmetallen kämpft man hier gegen Schwermetalle.

Die Meldung erfüllte das Klischee perfekt: Die Schweizer spülen Gold und Silber einfach ins Abwasser. So gut geht es dem Land offenbar, dass sich im Klärschlamm der Abwasserreinigungsanlagen kiloweise Edelmetalle finden würden – im Wert von etwa drei Millionen Franken. Das ergab eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Umwelt, und die deutschen Medien stürzten sich lustvoll auf die Geschichte.

Tatsache ist, dass die Edelmetalle aus Industrieabwässern stammen. Es ist also keineswegs so, dass hier grosselterlicher Schmuck heimlich das Klo hinuntergespült wird, weil man schon so viel davon hat, dass man dessen Wert nicht mehr schätzen könnte. Vielmehr handelt es sich um Rückstände aus Prozessen der Produktion und Forschung des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Im Tessin soll sogar eine so grosse Menge gefunden worden sein, dass eine Rückgewinnung vermutlich noch Sinn machen könnte.

Schwermetalle im Rhein: Es bessert

Und in Basel, dem Herz der Forschung von internationalen Pharmakonzernen? Finden auch wir plötzlich wertvolles Edelmetall inmitten unserer Exkremente? Sicher nicht, sagen zumindest die zwei grossen Pharmafirmen Roche und Novartis. Beide geben an, dass am Standort Basel durch sie weder Gold noch Silber verarbeitet würden. 

Statt mit Edelmetall hat der Kanton hingegen viel öfter mit Schwermetallen zu kämpfen. «Das gereinigte Abwasser der Kläranlagen der chemischen Industrie und der Stadt Basel werden auf Basis von Monatssammelproben auf Schwermetalle untersucht», sagt Matthias Nabholz, Leiter des Basler Amts für Umwelt und Energie. «Es sind in erster Linie die bekannten Schwermetalle, welche die Sedimente weiter rheinabwärts früher stark belastet haben.» Die Situation habe sich dank Massnahmen an den Quellen in den letzten 50 Jahren allerdings massiv verbessert. 

Die Abwässer der Pharmawerke werden laufend überprüft

Novartis-Sprecher Daniel Zehnder bestätigt: «Schwermetalle dürfen bei Novartis in der Schweiz nicht kanalisiert werden. Die Abwässer und ihre Inhaltsstoffe sind zu deklarieren und zu behandeln.» Abwässer aus Entwicklung und Produktion würden grundsätzlich in einer Industrie-ARA behandelt. Alle Abwässer müssen aber laut Zehnder vor der Kanalisation überprüft werden: «Abwässer, die die Umwelt gefährden könnten, werden zuvor behandelt oder einem anderen Entsorgungsweg zugeführt.»

Keine Chance also, für Basler Goldgräber in der Kanalisation oder im Klärschlamm zu schürfen. Gold und Silber finden sich eher in anderen Teilen der Schweiz: Im Tessin muss der gewiefte Schatzsucher nicht einmal ins Abwasser steigen. Im Malcantone etwa kommt das Edelmetall in Arsenpyrit-Erzen natürlich vor. Und auch weiter oben an unserem Rhein, bei Disentis im Bündnerland, lässt sich bestens schürfen. Hier finden sich manchmal sogar ganze Nuggets. Und die sind am Schluss fast noch wertvoller als das, was sich aus den einzelnen Industrieabfällen in einigen Klärschlamms der Schweizer Reinigungsanlagen zusammenkratzen liesse.

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